Paulina Daiber

Im Juli 2021 wurde Mühlhausen von Starkregen überschwemmt. Hochwasser in diesem Ausmaß habe es laut Bürgermeister Patrick Stärk seit 120 Jahren nicht mehr gegeben: 105 Liter Wasser pro Quadratmeter in zwölf Stunden seien vom Himmel auf den Ort eingeprasselt. Im Jahr 2005 musste auch der Hegauer Ortsteil Steißlingen Starkregen dieser Art bewältigen. Wie geht es den beiden Hegauer Gemeinden heute und welche Sicherheitsmaßnahmen wurden getroffen, um sich vor weiteren Unwettern zu schützen?

Die Schäden, welche die Überschwemmungen im öffentlichen Raum hinterließen, seien in Mühlhausen-Ehingen wieder beseitigt, erklärt Bürgermeister Patrick Stärk. Es mussten Gehwege erneuert werden, die Straßen gereinigt, es seien Kanalspülungen notwendig gewesen und auch der Duchtlinger Steg und der Feldweg Ob dem Ziel seien beschädigt worden. Alles, was im Tiefbaubereich wieder aufgebaut werden musste, habe laut Patrick Stärk 265.000 Euro gekostet. Nun sei alles repariert, nur ein paar Häuser seien so stark beschädigt, dass die Bewohner erst in Kürze wieder zurückkehren können, fügt der Rathauschef der Hegauer Doppelgemeinde hinzu.

Es waren über 400 Einsatzkräfte vor Ort

Laut Patrick Stärk sei es ihm im Nachhinein möglich zu sagen, dass während der Katastrophe im Juli 2021 einiges gut gelaufen sei. Denn es habe viele Helfer gegeben: Die Feuerwehr war gemeinsam mit der Führungsgruppe aus Engen im Einsatz, welche alles zentral koordiniert habe. Rund 400 Einsatzkräfte seien in Mühlhausen gewesen. Gegen 23 Uhr sei außerdem der Krisenstab des Landkreises installiert worden und es habe auch von dort Unterstützung gegeben, so Stärk. „Die Feuerwehren aus dem ganzen Landkreis, das THW, das DRK, der Energieversorger, die Polizei und auch die Deutsche Bahn haben in dieser Nacht Unglaubliches geleistet und sicherlich noch Schlimmeres verhindert“, fügt er hinzu.

Das Archivbild zeigt die Überschwemmungen in Mühlhausen-Ehingen, die im Juli 2021 durch Starkregen verursacht wurden. Ein Jahr später ...
Das Archivbild zeigt die Überschwemmungen in Mühlhausen-Ehingen, die im Juli 2021 durch Starkregen verursacht wurden. Ein Jahr später konnten alle Schäden im öffentlichen Raum behoben werden. | Bild: Matthias Güntert

Die Einsatzkosten für die Feuerwehr aus dem Landkreis hätten bei 62.000 Euro gelegen, erklärt Patrick Stärk. Allerdings habe der Landkreis einen Anteil in Höhe von 37.000 Euro übernommen, wofür er sehr dankbar sei. „Den 8. auf den 9. Juli 2021 werden wahrscheinlich alle Einwohner, die Kräfte der freiwilligen Feuerwehr und auch ich als Bürgermeister nie mehr vergessen. Dieses Ereignis – so dramatisch es für unseren Ort war – hat aber auch gezeigt, wie stark die Dorfgemeinschaft zusammenstehen kann“, äußert er sich.

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Welche Maßnahmen wurden seitdem getroffen?

Bereits vor dem Starkregen letzten Jahres sei nach Angaben von Patrick Stärk schon eine Hochwasserschutzkonzeption von der Gemeinde Mühlhausen-Ehingen aufgestellt worden. Dabei seien die Bachläufe untersucht worden. Zusätzlich dazu habe der Gemeinderat im Herbst 2021 eine Starkregenkonzeption erstellt, die vom gleichen Büro, Wald&Corbe, vorgenommen werde. Die genauen Maßnahmen zum Schutz vor Überschwemmungen werde die Gemeinde dann aus dieser Konzeption ableiten. Sie solle Anfang 2024 vorliegen. Unterstützt werde die Gemeinde dabei vom Land Baden-Württemberg. Das Land habe einen Bewilligungsbescheid in Höhe von 50.000 Euro, zu den Planungskosten von 68.000 Euro, vorgelegt, so Patrick Stärk.

(Archivbild) Der Bürgermeister von Mühlhausen-Ehingen erinnert sich noch gut an die Geschehnisse vor einem Jahr. Im Juli 2021 wurde der ...
(Archivbild) Der Bürgermeister von Mühlhausen-Ehingen erinnert sich noch gut an die Geschehnisse vor einem Jahr. Im Juli 2021 wurde der Ortsteil von Starkregen überschwemmt. 400 Einsatzkräfte kämpften gemeinsam gegen die Wassermassen an. | Bild: Tesche, Sabine

Außerdem seien in Mühlhausen-Ehingen schon zwei Maßnahmen zum Schutz vor Starkregen umgesetzt worden, sagt der Bürgermeister. Die Gemeinde habe bereits 82.000 Euro ausgegeben, um Kanäle an zwei Orten anzubringen, an denen das Wasser erheblich in Mühlhausen eingedrungen sei. Dadurch solle ein besserer Abfluss des Wassers gewährleistet werden. Diese Vorkehrungen werde man auch noch an der Kreuzung zwischen der Schloss- und der Schmiedstraße anbringen, die Kosten hierfür seien laut Patrick Stärk allerdings noch nicht bekannt.

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Die Vorkehrungen anderer Gemeinden

Nicht nur Mühlhausen-Ehingen investiert viel Geld in Katastrophenschutz. Auch die Gemeinde Steißlingen. „Die Gemeinde hat nach den schlimmen Ereignissen 2005 massiv in die Infrastruktur investiert“, sagt Benjamin Mors, Bürgermeister der Gemeinde Steißlingen. 1.8 Millionen Euro wurden in den Folgejahren für Ableitungs- und Entwässerungssysteme ausgegeben. Und auch die Einsatzkräfte seien laut Benjamin Mors auf viele verschiedene Szenarien vorbereitet. Darauf hat die Gemeinde außerdem viel Wert gelegt: Eine gute Ausstattung örtlicher Hilfsorganisationen und des Bauhofs.

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Die Gemeinde zeigt sich solidarisch mit den Nachbargemeinden im Hegau. Das spiegele sich in der Unterstützung zwischen den Feuerwehren und weiteren Hilfsorganisationen wider. Zur Katastrophe in Steißlingen im Jahr 2005 sagt Benjamin Mors: „Es ist zu hören, dass damals eine breite Öffentlichkeit Unterstützung angeboten hat und viele Freiwillige sich an den immensen Aufräumarbeiten beteiligt haben. Die Solidarität unter der Bevölkerung, aber auch die Hilfe aus umliegenden Gemeinden und den dortigen Hilfsorganisationen war immens.“