Als noch niemand so recht wusste, was ein Hallenspielplatz überhaupt ist, eröffnete das Berolino in Steißlingen. Jetzt schließt es nach mehr als 15 Jahren und hat am Pfingstmontag, 6. Juni, zum letzten Mal geöffnet. Lothar Pallaske, einer der beiden Geschäftsführer, nennt dafür mehrere Gründe. „Das Hauptproblem ist, dass wir keine Mitarbeiter finden“, erklärt er. Vor Corona habe er 31 Mitarbeiter beschäftigt, jetzt seien es neun. Das seien zu wenige, um den Betrieb unter der Woche und am Wochenende aufrechtzuhalten. Sie müssten derzeit, wenn geöffnet ist, mit der Hälfte der Mannschaft arbeiten. Deshalb wurden auch schon die Öffnungszeiten reduziert. Der Personalmangel habe zur Folge, dass er immer wieder selbst einspringen müsse. Das sei ein Kraftakt und das wolle er mit jetzt 66 Jahren nicht mehr machen. Außerdem gebe es keinen Nachfolger.

Der Hallenspielplatz im Steißlinger Gewerbegebiet schließt, aber es gibt wohl Interessenten, die ihn weiterführen möchten.
Der Hallenspielplatz im Steißlinger Gewerbegebiet schließt, aber es gibt wohl Interessenten, die ihn weiterführen möchten. | Bild: Weiß, Jacqueline

Ein weiterer Grund sei, dass es mit dem 2008 eröffneten Tropilua in Hilzingen und dem Flipped Funpark in Singen, der Anfang dieses Jahres aufmachte, gleich zwei Konkurrenten im Hegau gebe. „Drei solcher Angebote, das sind zu viele“, meint Pallaske. Außerdem sei die Besucherzahl nicht mehr so, wie vor der Corona-Pandemie. Die Zahl der Gäste habe nach Aufhebung der Maskenpflicht zwar zugenommen, sei aber nicht mehr auf Vor-Corona-Niveau. „Wir hätten jetzt viel Geld in die Hand nehmen müssen, um in neue Attraktionen zu investieren, und das wollten wir nicht mehr“, so Pallaske.

Das Berolino sei vor 15 Jahren der erste Hallenspielplatz in der Region und deshalb eine Attraktion gewesen. Die Besucher kamen aus dem weiteren Umkreis bis Sigmaringen. Viele hundert Kinder hätten ihre Geburtstage im Berolino gefeiert, Schulklassen ihre Ausflüge dorthin gemacht. Vor Corona hätten sie rund 2000 Geburtstage im Jahr gehabt.

Verkauf muss nicht das Ende bedeuten

Der Verkauf des Hallenspielplatzes müsse aber nicht dessen Ende bedeuten. „Wir sind gerade dabei, die Halle zu vermarkten“, so der Geschäftsführer. Es gebe zu seiner Überraschung einige Interessenten, die das Berolino weiterbetreiben möchten. Die Frage sei aber immer, ob sie es finanzieren könnten. Wenn das Finanzielle geregelt und die Halle auf Vordermann gebracht sei, wäre es theoretisch möglich, dass ein neuer Betreiber ab Herbst öffne.

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Die Familie Haymann, die den Flipped Funpark in Singen betreibt, reagierte überrascht auf die Nachricht, dass das Berolino schließt. Sie habe sich gewundert und finde es schade, dass der Steißlinger Hallenspielplatz schließe, erklärt Sybille Haymann. Eine Konkurrenz sehe sie nicht. „Wir haben ein ganz anderes Konzept und eine andere Zielgruppe“, sagt sie. Das Berolino spreche eher Familien mit kleineren Kinder an und dieses Angebot werde jetzt fehlen. Der Funpark habe mit zum Beispiel Ninja-Parcours, Hochseilgarten oder VR-Kino auch viele Angebote für Kinder im Teenageralter.

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Über Personalmangel könne sie nicht klagen, sagt Haymann. Ein Grund sei ihrer Meinung nach, dass die Arbeit abwechslungsreich sei. Die 20 Mitarbeiter würden an verschiedenen Stellen eingesetzt, wie zum Beispiel im Hochseilgarten, aber auch teilweise in den Shows. Im Gastrobereich des Funparks seien die Arbeitszeiten sogar besser als in der Gastronomie. Derzeit gehe es für sie darum, den Bekanntheitsgrad des Parks zu erhöhen und sich zu etablieren, so Haymann. Die beste Werbung sei dabei die Mund-zu-Mund-Propaganda.