Breit diskutieren in Steißlingen Einwohner und Verwaltung, wo in der Gemeinde Platz für den Ausbau von Solarstrom-Anlagen ist. In der jüngsten Sitzung hat jetzt der Gemeinderat debattiert. Zwei Flächen auf Steißlinger Gemarkung wurde zugestimmt, eine weitere Fläche im Kiesabbaugebiet soll zunächst geprüft und eine Fläche auf dem Kirnberg bei den Behörden angesprochen werden. Auch dem geplanten Solarpark im Nachbarort Schlatt unter Krähen wurde zugestimmt. Aber auch Dächer und bereits versiegelte Flächen sollten konsequenter genutzt werden, um Solarenergie zu ernten.

Wie wichtig die Sonnenenergie gerade für Steißlingen ist, erläuterte Bürgermeister Benjamin Mors: Da man die erwünschte Quote von Windkraft voraussichtlich nicht erreichen werde, müsse man mehr Flächen für Solarenergie schaffen. Dazu gehörten auch Flächen entlang der Autobahn. Ein Antrag zum Bau von Windrädern am Kirnberg wurde einst – auch nach massivem Protest aus der Bevölkerung – abgelehnt.

Steißlingen will auf die Energie der Sonne setzen

Mit der Teilfortschreibung des Regionalplans Hochrhein-Bodensee sollen nun Standorte für Freiflächen-Photovoltaik ausgewiesen werden. Zwei Vorranggebiete betreffen die Gemarkung Steißlingen: Einerseits der bereits realisierte Solarpark Radolfzell, andererseits im Vorranggebiet 230 etwa 27 Hektar gemeindeeigene Flächen entlang der Autobahn. Im Rahmen der Teilfortschreibung wurden beide Flächen durch eine strategische Umweltprüfung als weiter verfolgbar eingestuft.

„Die Aufstellung einer Freiflächen-Photovoltaik-Anlage ist keine irreparable Maßnahme.“ Benjamin Mors, Bürgermeister von Steißlingen
„Die Aufstellung einer Freiflächen-Photovoltaik-Anlage ist keine irreparable Maßnahme.“ Benjamin Mors, Bürgermeister von Steißlingen | Bild: Rainer Menkhaus

„Es geht erst darum, ob die Flächen überhaupt geeignet sind, und nicht darum, sie bereits zu bebauen“, so Bürgermeister Benjamin Mors. Über die Verwendung des Gebiets 230 könne die Gemeinde als Besitzerin selbst bestimmen. Dies bedeute, dass das Gebiet eventuell auch nur teilweise zur Verfügung gestellt werden kann. Trotzdem diskutierten die Gemeinderäte über die Aufnahme des Gebiets in den Regionalplan, da es sich um wertvolle landwirtschaftlich genutzte Flächen handele. Gleichzeitig war man sich einig, dass man die Gewinnung regenerativer Energien unterstützen wolle.

„Mit den Plangebieten sind die Raumziele erfüllt. Die weiterführenden Planungen haben wir als Eigentümerin und über das Baurecht in der Hand“, erläuterte Mors. Wie beim Regionalplan oberflächennahe Rohstoffe sollen vorrangig Flächen für die Nutzung gesichert und eine Überbauung anderer Art verhindert werden. Gemeinderat Lukas Fehringer (CDU) stimmte dem generell zu, doch bat er, eher bereits versiegelte Flächen wie Parkplätze und Dächer in den Blick zu nehmen als landwirtschaftliche Flächen oder dafür gar Wälder zu roden.

Der Steißlinger Gemeinderat beriet auch über Flächen im Weitenried, die für Freiflächenphotovoltaikanlagen reserviert werden sollen. ...
Der Steißlinger Gemeinderat beriet auch über Flächen im Weitenried, die für Freiflächenphotovoltaikanlagen reserviert werden sollen. Bisher werden sie landwirtschaftlich genutzt. | Bild: Susanne Schön

Alexander Fuchs (Freie Wähler) sah als Gemeinderat und Ortsvorsteher von Wiechs den Standort im hinteren Ried ebenfalls als schwierig an. Neben der landwirtschaftlichen Nutzung führte er auch die ungeklärte Zukunft des Weitenrieds als Moor auf. Gemeinderat Hugo Maier (CDU) wusste, dass der Gemeinderat Volkertshausen diese Fläche abschlägig beraten habe und fragte: „Warum stehen bei uns nicht die Flächen auf dem Kirnberg auf der Tagesordnung?“ Benjamin Mors entgegnete, dass rund um Volkertshausen bereits viele Solarparks geplant oder umgesetzt seien und daher die Ablehnung gekommen sei. Yannik Leibbach (Freie Wähler) äußerte zudem Bedenken, dass der Untergrund im Moor schwierig zu bebauen sei.

Kirnberg bleibt Randthema für Ratsmitglieder

Die Flächen auf dem Kirnberg wurden in der Sitzung nur kurz andiskutiert, doch hatten einige Räte Bedenken, weil hierfür wieder Teile des Walds gerodet werden müssten.

Das könnte Sie auch interessieren

Die Kiesabbaufläche, die an das Gewerbegebiet Vor Eichen angrenzt, stand auf der Tagesordnung zur Freiflächenphotovoltaik nicht an. Hier soll aber geprüft werden, ob vor der vereinbarten Wiederaufforstung auch eine Freiluftanlage denkbar sei. „Wir prüfen derzeit sehr intensiv, ob eine aufschiebende Wirkung für 25 Jahre durch eine Freiluft-Photovoltaikanlage gegeben ist“, erläuterte Bürgermeister Benjamin Mors in der Sitzung. Dies befürwortete der Gemeinderat.

Diskussion um Rückbau von Solaranlagen

Für die Teilfortschreibung des Regionalplans Hochrhein-Bodensee Freiflächen-Photovoltaik gab es keine Gegenstimmen aber vier Enthaltungen. Zudem stimmte der Gemeinderat der 22. Änderung des Flächennutzungsplans 2020 zu, die den Solarpark Schlatt betraf. „Die Aufstellung einer Freiflächen-Photovoltaik-Anlage ist keine irreparable Maßnahme, sodass auch durch die Rückbauverpflichtung auf Bebauungsplanebene die Nutzung als Ausgleichsfläche und landwirtschaftliche Nutzfläche wiederum möglich ist“, erläuterte Benjamin Mors zu diesem Thema.