Für Herbert Storz ist es mehr als ein Ärgernis: Das Trafohäuschen an einem beliebten Spazierweg und am Ortseingang von Steißlingen in der Verlängerung der Bohlstraße ist mit Graffitis verschandelt, die SS-Runen enthalten. „Ist dass das wahre Leben“ steht dort geschrieben und die s sind als Sigrunen, einem Emblem der Hitler-Jugend und der Schutzstaffel (SS) im Dritten Reich, geschrieben.

Storz hat den Vorfall Anfang April der Polizei gemeldet und ärgert sich jetzt, dass die Schmierereien immer noch da sind. Es handle sich dabei ja nicht nur um eine Sachbeschädigung oder Geschmacklosigkeit, sondern um das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidrigen Organisationen, schreibt er an die SÜDKURIER-Redaktion.
So etwas dürfe man nicht tolerieren
„Farbschmierereien sind heutzutage ja leider auch auf dem Dorf unser täglicher Begleiter und ich sehe ja ein, dass die Beseitigung mit Kosten und Aufwand verbunden sind“, erklärt er. Dass die Schmierereien nicht entfernt würden, stelle aber eine „dauerhafte Tolerierung“ dieses Zustandes dar und er erachte es als pietätlos, dass es eine finanzstarke Kommune nicht schaffe, das Geschriebene zu entfernen. Er sei bei dem Thema sensibel, weil die Geschichte seiner Familie durch das Dritte Reich nachhaltig negativ geprägt sei.
„Das Thema Graffiti-Schmierereien beschäftigt uns als Gemeinde stark, dauerhaft und es nimmt zu“, erklärt Bürgermeister Benjamin Mors auf Nachfrage. Aktuell sei wieder eine Schmiererei auf dem Schaufenster des Deutsch-Französischen-Clubs gegenüber dem Rathaus entdeckt worden, im vergangenen Herbst war die Unterführung Richtung Mindlestal-Sportareal betroffen. Das sei inzwischen keine Ausnahmeerscheinung mehr und ein echter Kostenfaktor für die Gemeinde, weil das Entfernen teuer ist.
Graffitis beschäftigen die Gemeinde dauerhaft
Der Gemeinde sei bekannt, dass das Gebäude der Gemeindewerke beschmiert sei und die Schmierereien würden auch entfernt werden. Da die zuständigen Mitarbeiter ein volles Programm hätten und eine Spezialfirma beauftragt werden müsse, brauche das laut dem Bürgermeister manchmal etwas Zeit. Es würden auch neue Verfahren getestet, wie die Graffitis besser und schneller entfernt werden könnten und auch spezielle Farben könnten helfen, dass Schmierereien besser abgehen.
Dass in dem Text auf dem Häuschen auch SS-Runen zu sehen sind, sei der Gemeinde neu, erklärt Benjamin Mors. In solchen Fällen werde möglichst rasch reagiert, so habe die Gemeinde schon einmal Hakenkreuze, die in Bänke geritzt waren, entfernen müssen. „Grundsätzlich erstatten wir bei Graffitis immer Anzeige bei der Polizei“, sagt der Bürgermeister. Doch die Chance, die Täter zu fassen, seien gering. Dann müsse man sie schon auf frischer Tat ertappen.
Es wurden keine Täter ermittelt
Wie die Polizei auf Nachfrage berichtet, sei der Fall vom Polizeiposten Steißlingen bearbeitet worden. „Ein Täter konnte nicht ermittelt werde“, erklärt Polizei-Pressesprecherin Katrin Rosenthal. Der Fall sei „gegen Unbekannt“ an die Staatsanwaltschaft abgegeben worden. „Mit unseren Kollegen vom Staatsschutz nehmen wir in solchen Fällen immer Kontakt auf“, schreibt die Pressesprecherin. Ermittelt werde, solange es Ansätze dazu gebe, allen Hinweisen werde nachgegangen.