Das Narrengericht wagt sich an ein heikles Projekt: die Erforschung der dunkelsten Jahre deutscher Geschichte – und vor allem der Frage, was das alles mit uns zu tun hat. Das ist gut so. Und was Archivar Thomas Warndorf herausgefunden hat, zeigt, wie lang der Schatten des Nationalsozialismus ist. Denn in seinen Recherchen tauchen auch Familiennamen auf, die heute noch in Stockach bekannt sind. Davor nicht zurückzuschrecken, macht eine unabhängige Aufarbeitung aus.

Doch Warndorfs Recherche zeigt auch, wie schwierig es ist, im Rückblick ein Urteil über Vorgänge zu fällen, die in einer anderen Zeit und in einem völlig anderen gesellschaftlichen Klima stattgefunden haben. Am Ende ist alles immer komplizierter. Mit dem Widerspruchsgeist gegenüber Autoritäten ist es so eine Sache – und das durchaus auch heute noch. Erschwerend kommt das dichte soziale Geflecht einer Kleinstadt hinzu.

Das Narrengericht ist daher gut beraten, umsichtig vorzugehen und der Gründlichkeit den Vorzug vor Schnelligkeit zu geben. Denn vorschnelle Urteile können dem richtigen Anliegen nur einen Bärendienst erweisen. Aus dem gleichen Grund darf nun niemand den Fehler machen, die Nachkommen für Haltungen und Einstellungen ihrer Vorfahren in Haftung zu nehmen. Sie haben ein Recht darauf, unabhängig gesehen zu werden.