Michael Kempter muss beides beherrschen: sorgfältig planen und spontan reagieren. Seit 2009 hilft der gelernte Modellbauer bei der Dekoration von Narrengericht und buntem Abend. In dieser Zeit hat er gelernt, dass selbst die beste Vorbereitung nicht vor Überraschungen schützt.

"Ein Beispiel ist der Rote Teppich", verrät der 55-Jährige. Als klar war, dass der bunte Abend in diesem Jahr ganz im goldenen Licht der Oscar-Verleihungen stehen sollte, waren sich Kempter und seine Helfer schnell einig, dass man die Besucher mit entsprechendem Glamour willkommen heißt – übermannsgroße Oscar-Statuen, Fackeln, Filmrollen und Hollywood-Sterne inklusive. Alles wurde schon Monate im Vorhinein angefertigt oder bestellt.

"Als wir unseren Teppich dann bei der Generalprobe ausgelegt haben, mussten wir feststellen, dass der Boden viel zu kalt war", erinnert sich Kempter. Es war nicht möglich, den Teppich – wie ursprünglich vorgesehen – auf dem Gehsteig festzukleben. Das Deko-Team musste reagieren. "Am Ende haben uns zwei lokale Firmen aus der Patsche geholfen." Kurz vor dem ersten Aufführungstermin wurde der Teppich auf ein Blech aufgeklebt, das dann vor dem Bürgerhaus befestigt wurde. "Gerade noch rechtzeitig", sagt Kempter und schmunzelt.

Dass die aufwendigen Dekorationen das närrische Publikum Jahr für Jahr in Staunen versetzen, ist laut Kempter nur durch viele fleißige Hände möglich, die im Hintergrund die Fäden ziehen. "Aus jeder Gliederung kommt ein Mitarbeiter, der uns bei Planung, Auf- und Abbau unterstützt", berichtet Kempter. Besonders dankbar ist er für die Hilfe von Kirsten Schönherr. "Mir ist es immer wichtig, dass sie am Ende noch einmal einen Blick auf alles wirft."

Die Grunddekoration steht im Bürgerhaus Adler Post seit Anfang des Jahres. Denn spätestens mit dem Aufbau für die Dreikönigssitzung startet für Kempter die heiße Vorbereitungsphase auf die Fasnacht. "Die ersten Planungen beginnen aber immer schon nach Ende der Sommerferien." Tatsächlich gibt es im Verlauf des Jahres nur ein bis zwei Monate, an denen er nicht mit Vor- oder Nachbereitung der närrischen Tage beschäftigt ist, rechnet der Deko-Experte vor.

Diese Hingabe hat er in die Wiege gelegt bekommen. Genau wie er selbst war auch Michael Kempters Vater schon Gerichtsnarr beim Stockacher Narrengericht. "Ich kann mich auch noch an viele Fasnachts-Dekorationen aus meiner Kinderzeit erinnern", sagt Kempter. Noch heute ist er beeindruckt von einer Bühnenkonstruktion, auf der zwei als Engel verkleidete Narren eine Szene auf einem geschickt getarnten Baugerüst aufführten: "Es sah wirklich aus, als würden sie auf einer Wolke sitzen."

Kempter freut sich, wenn es ihm mit seinen Dekorationen gelingt, für ähnliches Staunen zu sorgen. "Das ist immer der schönste Lohn für unsere Arbeit."