Reinhold Buhl

Entgegen bisher anders lautender Aussagen wird die vielbeachtete Chagall-Ausstellung im Alten Forstamt doch verlängert – allerdings nur um einen Tag. Mit diesem Satz löste Johannes Waldschütz, Museumsleiter und Kurator der Ausstellung, ein Schmunzeln bei den zahlreich erschienen Gästen der Finissage im Foyer des Alten Forstamts aus. „Tatsächlich haben wir noch vier angemeldete Schulklassen, die wir bisher nicht unterbringen konnten, und so haben wir uns für eine eintägige Verlängerung entschieden“, erklärte Waldschütz augenzwinkernd. Aber damit müsse dann endgültig Schluss sein, denn die Leihgaben müssten pünktlich zurückgegeben werden.

Bürgerstiftung finanziert Eintritt für Kinder

Dass ausgerechnet Schulklassen den Endpunkt setzen, ist kein Zufall, denn Waldschütz hat im Laufe der vier-monatigen Ausstellung – sie begann am 1. Juni und endete am Sonntag – vielen Jugendlichen und Kindern durch Führungen und Workshops den großartigen Künstler Chagall nähergebracht. Dabei trat die Bürgerstiftung Stockach als Sponsor der kunstinteressierten Schulkinder auf, indem sie die Eintrittsgelder komplett übernahm. „Die Besuche der jungen Leute sollten nicht am fehlenden Geld scheitern“, erklärte Manfred Peter, Vorsitzender der Stiftung.

Auch die beeindruckende Finissage hatte die Bürgerstiftung finanziell unterstützt, und so war es möglich, den vielen Gästen einen unterhaltsamen Abend zu bescheren, der von Thomas Warndorf, dem früheren Chef des Kulturamts, unnachahmlich gut moderiert und von einem Musik-Trio hervorragend musikalisch gestaltet wurde.

Klassik und französische Chansons

Mit der Konzert-Flötistin Susanne Eyhorn aus Kempten im Allgäu, der Sopranistin Nicole Buhl sowie dem Pianisten Manfred Kehlert, beide wohnhaft in Winterspüren, war den Veranstaltern ein musikalischer Coup gelungen. Dieses Ensemble brachte im Laufe der eineinhalbstündigen Veranstaltung insgesamt zehn musikalische Leckerbissen zu Gehör, die mit riesigem Applaus bedacht wurden.

Sie spielten Stücke unter anderem von Claude Debussy, Franz Schubert, Wolfgang Amadeus Mozart sowie französische Chansons diverser Komponisten, die dem Abend ein gewisses französisches Flair einhauchten. Buhls hervorragender Sopran, Eyhorns meisterliche Querflöte und Kehlerts gefühlvolles E-Piano sorgten für einen wahren Kunstgenuss.

Dank an Margit und Heinrich Wagner

Den bekamen die Gäste auch durch Moderator Thomas Warndorf geboten, der sehr beeindruckend die Lebensstationen und die künstlerischen Leistungen Marc Chagalls erklärte. Er stellte in seinen Erläuterungen besonders die 42 Blätter der Mappe „Daphnis und Chloé“ heraus, die auch den Schwerpunkt der Ausstellung bildeten.

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„Wir haben die Ausstellung Heinrich Wagner zu verdanken, der sein Leben lang Kunst gesammelt hat und der die Sammlung für 30 Jahre der Stadt Stockach zur Verfügung gestellt hat. Dank aber auch an die Familie, die dem zugestimmt hat“, betonte Warndorf, der sich besonders bei der anwesenden Ehefrau Margit Wagner im Namen der Veranstalter bedankte. Diesem Dank schloss sich Bürgermeister Rainer Stolz im Namen der Stadt in seiner kurzen Ansprache an und lobte das große Engagement seines Freundes Heiner Wagner, der Kunst immer auch als Lebenselixier verstanden habe.

„Wie Franz Beckenbauer„

„Wie fühlen Sie sich jetzt am Ende dieser so erfolgreichen Ausstellung?“, fragte Warndorf den Kurator Johannes Waldschütz, der vom Bürgermeister als „großartige Kerle“ tituliert wurde, der darauf antwortete: „Eigentlich komme ich mir jetzt, wenn ich alleine zum Schluss durch die Ausstellung gehe, vor, wie Franz Beckenbauer, als dieser als Bundestrainer 1990 nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft gegen Argentinien, nach dem Spiel mutterseelenalleine über den Rasen des Olympiastadions in Rom ging.“