Constanze Wyneken

Die Feuerwehr Stockach legte bei ihrer Hauptversammlung am vergangenen Samstag in der aus allen Nähten platzenden Heidenfelshalle Zizenhausen ein besonderes Augenmerk auf die Menschen im Ehrenamt.

Hierin waren sich die Redner Uwe Hartmann, Kommandant der Feuerwehr Stockach, Stefan Kienzler, Kreisverbandvorsitzender, Hannes Oexl, stellvertretender Kreisbrandmeister, Harald Karge, stellvertretender Revierchef der Polizei Stockach und SPD-Gemeinderat, und Bürgermeister Rainer Stolz einig.

„Ohne Menschen, die sich längerfristig engagieren, geht es nicht“, sagte Uwe Hartmann in seiner Begrüßungsrede und nahm damit Bezug auf den Fakt, dass dies nur mit Freiwilligen zu stemmen sei. „Unsere Gesellschaft funktioniert nur mit Ehrenamt und mit Menschen, die helfen. Ich finde es darum toll, dass sich auch junge Kameradinnen und Kameraden so in der Freiwilligen Feuerwehr engagieren.“ Er fügte hinzu: „Wir brauchen die Jugendfeuerwehr. Wenn alle jetzt gehen würden, die früher mal in der JF waren, dann wäre der Saal hier ziemlich leer.“

101 jugendliche Mitglieder

In der Tat hat die Feuerwehr Stockach mit 101 jugendlichen Mitgliedern eine der größten Jugendfeuerwehren im Landkreis Konstanz. Und weil die Ausbildung der Jugendfeuerwehr so wichtig ist, wird darauf auch ein besonderes Augenmerk gelegt, wie Lisa Helbling, Jugendwartin, berichtete. Lisa Helbling rief dazu auf, noch mehr Jugendliche für die Feuerwehr zu begeistern und richtete sich außerdem an die Eltern der an der Jugendfeuerwehr teilnehmenden Kinder: „Danke, dass Sie uns tagtäglich ihre Kinder anvertrauen.“

Dabei hat die Stockacher Feuerwehr auch abseits des Ehrenamts viel zu tun. So gibt es Handlungsbedarf bei mehreren Gerätehäusern, etwa in Winterspüren, Wahlwies und in der Kernstadt. Die Nachricht, dass laut aktueller Machbarkeitsstudie ein Neubau am Hindelwanger Kreisel möglich sei, wurde durchweg positiv aufgenommen. Und auch beim Fahrzeugkonzept besteht Handlungsbedarf, zum Beispiel sind die mittleren Löschfahrzeuge der Feuerwehren Espasingen, Zizenhausen, Mahlspüren-Seelfingen und Mahlspüren im Hegau nicht auf dem neuesten Stand. Bei der Feuerwehr Winterspüren fehlt der Stellplatz für ein solches Fahrzeug.

Ein sehr gerührter Michael Jerg, der von Bürgermeister Rainer Stolz zum Ehrenabteilungskommandanten ernannt wird.
Ein sehr gerührter Michael Jerg, der von Bürgermeister Rainer Stolz zum Ehrenabteilungskommandanten ernannt wird. | Bild: Constanze Wyneken

Ansonsten wurden aber vor der Halle zwei nagelneue Tanklöschfahrzeuge der Stadt gezeigt, die diverse spannende Eigenschaften besitzen: 1000-Liter-Löschwassertank (der parallel zum Löschen befüllt werden kann), eine Vorrichtung, mit der man sich innerhalb des Fahrzeugs den Atemschutz anlegen kann, Absaugegeräte, helle und auf dem Dach ausfahrbare Scheinwerfer und vieles mehr. Bürgermeister Rainer Stolz hob in seiner Rede den „fantastischen und unglaublichen Einsatz der Feuerwehrleute“ besonders hervor. Er verwies darauf, dass dieser Aufgabe eine große Achtung entgegengebracht werden müsse. Achtung und Respekt dafür zeige auch die große Anzahl der bei der Versammlung anwesenden Gemeinderatsmitglieder.

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Rainer Stolz appellierte aber auch an das Land Baden-Württemberg, welches „verdammt nochmal, den Kommunen bei ihren Anschaffungen für die Feuerwehr mehr finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen hat.“ Es sei schließlich eine kommunale Pflichtaufgabe, den Menschen eine Feuerwehr bereit zu stellen und da müsste sich das Land Baden-Württemberg finanziell deutlich adäquater einbringen. „Es entspricht nicht der Wertstellung unserer Wehr!“

293 Menschen sind derzeit im aktiven Dienst der Feuerwehr Stockach engagiert. Dies ist nur ein leichter Anstieg seit 2010 – da waren es 267 Aktive und dies, obwohl es immer mehr Einsätze werden und die Anforderungen an die Feuerwehr steigen. Schaut man sich im Vergleich dazu die Zahl der Einsätze an, so haben sich diese seit den 1970er Jahren mehr als verdoppelt, da waren es 73 Einsätze pro Jahr. In diesem Jahr (mit dem Stichtag 25. Oktober) waren es bisher 129 Einsätze.

Ein Blick auf die Ausrüstung eines der neuen Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF 20). Die Fahrzeuge führen jeweils einen 1000 ...
Ein Blick auf die Ausrüstung eines der neuen Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF 20). Die Fahrzeuge führen jeweils einen 1000 Liter-Wassertank mit, der parallel zum Löschen aufgetankt werden kann. Weitere Besonderheiten sind unter anderem mehrere (ausfahrbare) sehr helle Scheinwerfer und Absaugegeräte. | Bild: Constanze Wyneken

Bis Ende 2019 wohl 158 Einsätze

Eine Hochrechnung ergab, dass es bis Ende des Jahres wohl 158 Einsätze werden dürften. Wer nun aber denkt, es würde ständig brennen in der Region Stockach, der irrt. Brände machen lediglich 29 Prozent aller Einsätze aus. 49 Prozent der Einsätze sind technische Hilfe, 21 Prozent Täuschungsalarme, zwei Prozent fallen unter „Sonstiges“ (Unfälle, Tierrettung, Ölspuren, Wasser in Wohnungen, Personenrettung). Als Fehlalarm gilt übrigens nicht, wenn der Rauchmelder beim Kochen loslegt – der hat ja dann tatsächlich seinen Dienst getan und Rauch detektiert.

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Der verbesserte Brandschutz durch Rauchmelder zeichnet sich in der geringen Zahl der Brände ab, ebenso wie die großen Investitionen für Hochwasserschutz. „Seit 2003 wurden mehr als 20 000 Personen in Brandschutzerziehung unterwiesen. Das ist mehr, als Stockach Einwohner hat“, lobte Kommandant Uwe Hartmann. Und auch die aktiven Feuerwehrleute nehmen natürlich regelmäßig an Lehrgängen und Fortbildungen teil. „Im Gerätehaus der Feuerwehr ist teilweise so viel los wie bei einer Berufsfeuerwehr“, merkte Uwe Hartmann an.

Von Fabian Dreher, dem Leiter dieses Gremiums, wurde die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Freiwilligen Feuerwehr Stockach wurde vorgestellt. Die sehr aktive Presse- und Öffentlichkeitsarbeit wird neben Dreher von drei Personen – Felix Ritter, Tobias Bertsche und Julian Schmitt – erledigt.

Besondere Anerkennung

Neben den Ehrungen für Aktive mit den Ehrenzeichen in Bronze, Silber und Gold (weitere Berichte folgen), gab es noch eine überraschende und unerwartete Ehrung: Michael Jerg wurde für 33 Jahre aktiven Feuerwehrdienst geehrt, von denen er 26 Jahre aktiver Kommandant der Wehr in Espasingen war. Bürgermeister Rainer Stolz: „Michael agiert immer souverän und wenn es eine Aufgabe gibt – er ist der Erste, der mit anpackt.“ Für seine Führungsqualitäten, seinen Einsatz und seine Vorbildfunktion für seine eigene Wehr in Espasingen und für die ganze Stadt wurde Michael Jerg im Namen des Stockacher Gemeinderats zum Ehrenabteilungskommandanten ernannt.