Die Goethestraße ist eine der Straßen mit dem meisten Autoverkehr in Stockach – und ein weiterer Ort in der Stadt, der offenbar vor einigen Veränderungen steht. So hörte sich zumindest alles an, was in der jüngsten Sitzung des Planungsausschusses des Gemeinderats dazu gesagt wurde. Und damit die Entwicklungen im Gebiet zwischen Bahnübergang an der Schiesser-Kreuzung und Lindekreisel nicht von "Zufälligkeiten" (Sitzungsvorlage) bestimmt werden, soll nun ein Bebauungsplan dafür entstehen. Dies hat der Planungsausschuss nun einstimmig empfohlen.
Doch worum geht es dabei? Es handele sich um einen "städtebaulich sehr markenten Punkt", wie Bürgermeister Rainer Stolz in der Sitzung mehrfach betonte. Und: "Den Bebauungsplan aufzustellen, wird eine große Herausforderung, die aber auch reizvoll ist." Denn es gebe einige Eigentümer, die auch schon Vorstellungen für die Entwicklung ihrer Immobilien und Grundstücke haben. Und offenbar sind bei vielen der Liegenschaften in diesem Abschnitt der Goethestraße Änderungen geplant, auch bei den markanten Punkten in dem Gebiet. So wurde das Telekom-Haus, eines der markantesten Bauwerke in der Straße, laut der Sitzungsvorlage von privaten Investoren erworben.
"Eine Umnutzung steht in Aussicht", sagte Harald Schweikl vom städtischen Bauamt dazu in der Sitzung. Zumindest ein Gemeinderat machte in der Sitzung sehr deutlich, dass er dem Telekom-Gebäude nicht nachtrauern würde: "Das Telekom-Gebäude ist keine Schönheit. Ich bin froh, dass ich die Umnutzung noch erlebe", sagte Roland Strehl (Freie Wähler) dazu.
Auch bei dem großen Parkplatz neben dem Telekom-Haus könne man die Frage aufwerfen, ob der wirklich an dieser Stelle sein müsse, so Schweikl. Die freien Grundstücke am Bahnübergang, die ebenfalls in städtischem Besitz sind, gehören auch zum vorgesehenen Bebauungsplangebiet. Auch Grünordnung, Parken und die Verkehrsregelung seien Themen für einen Bebauungsplan, so Schweikl. Auch an einen Standort für ein neues Hotel sei gedacht, sagte Stolz auf Nachfrage von Martin Bosch (CDU), der sich darüber besorgt zeigt, dass Stockach Hotels verliert.
Und schließlich lag in der Sitzung auch ein Baugesuch vor, wonach das frühere Hotel Linde, in dem derzeit eine Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge und eine Gaststätte untergebracht sind, abgerissen und durch eine Einrichtung für betreutes Wohnen ersetzt werden soll.
Dieses Baugesuch hat der Ausschuss nach Vorschlag der Verwaltung zunächst zurückgestellt, per einstimmigem Beschluss. Laut Baugesetzbuch ist dies für bis zu zwölf Monate möglich. Denn der ganze Bereich soll ja per Bebauungsplan geregelt werden. Gleichzeitig gibt es noch einen bestehenden Mietvertrag mit dem Landratsamt für die Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge. Dieser läuft nach übereinstimmender Darstellung von Monika Brumm, Leiterin der Stabstelle Asyl im Landratsamt, und Daniel Birkenmayer als Mitglied der Eigentümerfamilie bis 2020. Natürlich wolle man das Landratsamt nicht übergehen, erklärte Birkenmayer dazu, die neue Nutzung habe man zunächst einmal für frühestens 2020 geplant. 60 Personen leben derzeit in der Linde, so Monika Brumm.
So geht es weiter
Im Falle der Aufstellung von Bebauungsplänen ist der Planungsausschuss lediglich ein beratendes Gremium. Das heißt, der Ausschuss berät die Themen vor und spricht Empfehlungen aus. Die Entscheidung, ob ein Bebauungsplan erstellt wird, trifft allerdings danach dann der gesamte Gemeinderat. Nach derzeitiger Planung steht der Bebauungsplan Goethestraße auf der Tagesordnung für die letzte Sitzung des Gemeinderats vor der Sommerpause, die für Mittwoch, 19. Juli, im Sitzungskalender steht. (eph)