Wenn in der Werkshalle von Global Clearance Solutions (GCS) im Stockacher Industriegebiet Hardt bis kurz vor den Feiertagen lautstark montiert wird, heißt das zweierlei. Einerseits: Bei dem Unternehmen, das 2004 unter dem Namen Minewolf Systems als Experte für die Räumung von Landminen angetreten war, geht die Produktion weiter. Andererseits: Das bedeutet auch, dass es nach wie vor weltweit viel Arbeit bei der Beseitigung von Kampfmitteln gibt.
Wo sich das frühere Unternehmen Minewolf stark auf die mechanische Minenräumung mit humanitärem Hintergrund konzentriert habe, so erklärt es Geschäftsführer Philipp von Michaelis bei einem Werksrundgang, so sei Minenräumung heutzutage nur noch einer von mehreren Teilbereichen. Denn in den bewaffneten Konflikten der Welt spielen Sprengfallen eine immer größere Rolle, so von Michaelis. Den Unterschied erklärt er so: "Bei einer Landmine weiß man, was man sucht, und die Vorgehensweise zur Entschärfung ist klar." Eine Sprengfalle – in der Fachsprache improvisierter Sprengkörper genannt – könne hingegen irgendein Gefäß mit Sprengstoff und Zünder sein, das man beispielsweise mit einem Telefon aus der Ferne zur Explosion bringen könne. Bei Konflikten wie im Irak komme auch beides kombiniert zum Einsatz – und auf all diese Bedrohungen will GCS eine Antwort liefern (siehe Text unten), um eine Gegend, die mit solchen Sprengkörpern verseucht ist, wieder bewohnbar zu machen. Von Michaelis: "Wir haben eine hochqualitative Lösung für solche Fälle."
Andreas Mikota, bei GCS für Marketing und Kommunikation zuständig, platziert das Thema im politischen Zusammenhang. Teilweise könnten Flüchtlinge, etwa aus dem Irak, gar nicht in ihre Heimat zurückkehren, weil alles voller Sprengfallen sei. Denn: "Die Tendenz bei Sprengfallen zeigt klar nach oben." In Europa werde man sich damit beschäftigen müssen, so seine Einschätzung, denn die Beseitigung von Kampfmitteln gehöre auch dazu, wenn man Fluchtursachen bekämpfen wolle. Die Situation nach einem Krieg werde in der Politik kaum beleuchtet.
Die unscheinbare Werkshalle von GCS bringt auch eine gewisse Weltläufigkeit ins Hardt – denn regelmäßig kämen Delegationen von möglichen Auftraggebern aus aller Herren Länder nach Stockach, um die Maschinen, die dort in Kleinserie hergestellt werden, zu besichtigen, erklärt Mikota. Im Eingangsbereich steht eine Begrüßungstafel für Gäste aus Bahrain auf der arabischen Halbinsel. Und demnächst gehe eine Maschine für eine dänische Hilfsorganisation auf Einsatz nach Libyen, erklärt von Michaelis.
Und dass die Arbeit weitergehen kann? Das ist insofern eine Nachricht wert, als das Unternehmen im Frühjahr 2015 in die Insolvenz gegangen ist (siehe Text unten) und eine Weiterführung der Geschäfte zunächst mehr als unsicher erschien. Inzwischen habe man das Unternehmen über Eigenkapital finanziert, so der Geschäftsführer. Und: "Jetzt können wir uns wieder ums Geschäft kümmern."