Ab 2040 sollen keine fossilen Brennstoffe mehr zur Wärmeerzeugung zum Einsatz kommen. Die Stadt Stockach hat daher im Konvoi mit den Kommunen der Verwaltungsgemeinschaft (Bodman-Ludwigshafen, Eigeltingen, Hohenfels, Mühlingen und Orsingen-Nenzingen) sowie Steißlingen von der MVV Regioplan GmbH einen Wärmeplan ausarbeiten lassen. Dieser dient als strategischer Leitfaden und Handlungsgrundlage, um das Ziel einer klimaneutralen Wärmeversorgung bis 2040 zu erreichen. Ralf Münch von der MVV Regioplan GmbH stellte den Plan in den Gemeinderatssitzungen von Bodman-Ludwigshafen und Orsingen-Nenzingen vor.

Stockach hat den höchsten Verbrauch

Zunächst wurde eine Bestands- und Potenzialanalyse vorgenommen. Den größten Anteil am Energieverbrauch Wärme, der 2021 im Konvoi insgesamt 654.408 Megawattstunden pro Jahr betrug, hat Stockach. Dieser Verbrauch wird bisher vorrangig durch Erdgas, Heizöl und Biomasse gedeckt. In Orsingen-Nenzingen und Mühlingen kommt Nahwärme hinzu. Einen geringen, einstelligen Prozentsatz liefern Stromdirektheizungen und Wärmepumpen.

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Für Orsingen-Nenzingen wurden 47.085 Megawattstunden pro Jahr ermittelt. Gut 42 Prozent werden durch Erdgas, 14 Prozent durch Heizöl, 12 Prozent durch Nahwärme und knapp 29 Prozent durch Biomasse gedeckt, der kleine Rest über Stromdirektheizung und Wärmepumpen. Die meiste Energie wird hier für das Wohnen gebraucht, gefolgt von Wirtschaft oder Gewerbe und Gemeinwesen.

Ähnlich sieht es am See-Ende aus. Von den rund 59.000 Megawattstunden pro Jahr stammen 52,4 Prozent aus Erdgas, 28 Prozent aus Heizöl und 16,6 Prozent aus Biomasse. Stromdirektheizung, Nahwärme und Wärmepumpen machen zusammen nur rund drei Prozent aus. In Bodman-Ludwigshafen entfällt die meiste Energie auf Wohnen, Wirtschaft oder Gewerbe und auf die kommunalen Liegenschaften.

Wärmepumpen spielen wichtige Rolle

Die MVV analysierte den Ist-Zustand der Versorgung und die Wärmeverbrauchsdichte in allen beteiligten Kommunen. In den Ortskernen mit verdichteter Bauweise gibt es entsprechend hohe Verbräuche. Dann wurde jedes Gemeindegebiet nach perspektivischer Versorgungsoption hinsichtlich zentraler oder dezentraler Wärmeerzeugung eingeteilt.

Nach der Potenzialanalyse kam die MVV auf folgendes Zielszenario für Orsingen-Nenzingen und Bodman-Ludwigshafen: „Die Wärme wird bis 2040 im klimaneutralen Szenario vor allem durch Luft-Wärmepumpen bereitgestellt. Zudem tragen Biomasse und Solarthermie sowie Solewärmepumpen und Wärmenetze zur Deckung des künftigen Bedarfs bei.“

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In den Sitzungsunterlagen des Stockacher Gemeinderats heißt es indes, dass auch das Heizen mit Scheitholz, Hackschnitzeln und Pellets eine effiziente Alternative darstelle. Die Vor- und Nachteile der einzelnen Technologien, insbesondere die Anschaffungs-, Betriebs- und Brennstoffkosten oder der Platzbedarf, müssten jeweils im Einzelfall geprüft und abgewogen werden.

Wärmenetze für Stockach

Für sechs Gebiete in Stockach sollen kurz- bis mittelfristig die Versorgungsoptionen und der Aufbau eines Wärmenetzes geprüft werden. Neben den bereits bestehenden Wärmenetzen soll eine Umsetzung für die Innenstadt, Rathaus, Kapellenäcker, Gaswerkstraße/Ablaßwiesen, Stumpp/Hornbach/Wohngebiet sowie Kinderdorf/Waldorfschule Wahlwies geprüft werden. Für das Industriegebiet Hardt soll eine Versorgungsmöglichkeit mit Wasserstoff geprüft werden.

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Der Stockacher Gemeinderat stimmte geschlossen für die kommunale Wärmeplanung und beauftragte die Verwaltung, weitere Schritte zur Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen einzuleiten. „Sofern die
Machbarkeit gegeben ist, soll mit mindestens fünf Maßnahmen spätestens bis zum Jahr 2030 begonnen werden“, heißt es in den Sitzungsunterlagen.

27 Maßnahmen auf der Agenda

Insgesamt wurden im Rahmen des gemeinsamen Prozesses für die Verwaltungsgemeinschaft 27 Maßnahmen in drei Kategorien erarbeitet und durch jede Gemeinde individuell priorisiert. Die wichtigsten Maßnahmen des Konvois sind die Prüfung auf Verdichtung und Ausbau sowie die Dekarbonisierung (Reduzierung beziehungsweise Vermeidung von CO₂-Emissionen) bestehender Nahwärmenetze, eine Sanierungsoffensive mit Beratung und Information, der Aufbau handlungsfähiger Verwaltungsstrukturen zur Umsetzung der Wärmewende und die Wärmeplanung als Teil der kommunalen Planungsaufgaben.

In Bodman-Ludwigshafen sollen zusätzlich eine Machbarkeitsstudie zur Versorgung durch Seewärme für den Bereich Ludwigshafen-Zentrum erfolgen sowie Sanierungsfahrpläne für die öffentlichen Liegenschaften erstellt werden. Bürgermeister Christoph Stolz betonte, die Wärmewende sei nur gemeinsam zu schaffen – mit der Gemeinde, den Betrieben und den Bürgern. Der Plan sei der Auftakt vieler weiterer Runden und die notwendigen Sanierungsmaßnahmen würden viele Ressourcen schlucken. Der Wärmeplan wurde einstimmig beschlossen.

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Zu möglichen Kosten für die Umsetzung der Maßnahmen konnte Ralf Münch in Orsingen-Nenzingen keine Aussage machen. „Das ist für jede Kommune unterschiedlich. Die Nahwärmenetze müssen geprüft werden. Ob sich wirtschaftlich alles lohnt, wird sich zeigen. Bis etwas passiert, wird es noch lange dauern.“ Der Wärmeplan sei eine Anregung, ein erster Schritt, der weiterverfolgt werden müsse. „Vieles muss auf Verwaltungsebene passieren“, so Münch.

Orsingen-Nenzingens Bürgermeister Stefan Keil wies darauf hin, dass in der Verwaltungsgemeinschaft beschlossen worden sei, in Stockach eine Stelle für Klimamanagement zu besetzen. Bei einer Enthaltung wurde der Wärmeplanung in Orsingen-Nenzingen zugestimmt.