Im Landkreis Konstanz geht der Ausbau der Photovoltaik zügig voran. Doch Spitzenreiter ist Oringen-Nenzingen. Landrat Zeno Danner zeichnete in Orsingen die drei Gemeinden im Landkreis Konstanz mit dem höchsten Zubau an Photovoltaik-Anlagenleistung pro Einwohner aus. Die besten Werte lieferte Orsingen-Nenzingen mit 479 Watt vor Steißlingen mit 428 Watt und Eigeltingen mit 313 Watt je Einwohner. Die Bürgermeister Stefan Keil, Benjamin Mors und Alois Fritschi nahmen die Trophäen stellvertretend für alle Bürger und Unternehmen entgegen. Ingesamt wurden 2023 neue Anlagen mit einer Leistung von 45 Megawatt installiert.
Raum Stockach ist aktiv bei der Energiewende
Zeno Danner sagte, der Zubau im Landkreis habe sich im Vergleich zu 2022 mehr als verdoppelt. Dazu trugen die Gemeinden rund um Stockach erfolgreich bei. Die Gemeinde Aach, der Gewinner 2023, hatte 170 Watt je Einwohner zugebaut, Orsingen-Nenzingen jetzt fast dreimal so viel. Danner lobte: „Das ist ein großer Erfolg der Initiative und zeigt, dass Klimaschutz und nachhaltige Energieerzeugung in der Region enorm wichtige und außerdem wirtschaftlich sinnvolle Themen sind.“
Gerd Burkert, Geschäftsführer der Energieagentur Kreis Konstanz, erklärte, um die Klimaziele 2030 und 2035 zu erreichen, sei weiterhin ein starker Zubau nötig. Der Strommix müsse grüner werden, um die fossilen Brennstoffe zu verdrängen und zu ersetzen. Er empfahl hauptsächlich Unternehmen, ihre Dächer und wo möglich Fassaden voll zu belegen und auch verstärkt Parkplätze zu überbauen, weil diese Flächen ohnehin schon versiegelt sind.
Diese Maßnahmen bedeuteten große Schritte für die Kommune, seien aber auch ein Ansporn an die Bevölkerung, ihre Dächer ebenfalls mit Photovoltaik-Anlagen auszustatten, um den Klimaschutz voranzubringen und weniger Freiflächen zu verbrauchen. Die Eigenstromnutzung großer Unternehmen sei extrem wirtschaftlich, denn dieser Strom sei deutlich günstiger als vom Netzbetreiber, so Burkert.
Orsinger Unternehmer ist Motor des PV-Ausbaus
Nach zwei dritten Plätzen nun ganz oben auf dem Podest, sagte Stefan Keil. Dreh- und Angelpunkt des Erfolgs sei das Unternehmen Glanbia Nutritionals in Orsingen, das 2023 seine Anlage auf dem Dach von Werk 2 in Betrieb nahm. Keil erklärte: „Ich bin ein Fan davon, versiegelte Flächen künftig verstärkt zu belegen, um der Landwirtschaft ihre Flächen zu lassen. Deshalb möchte ich den großen Parkplatz in Orsingen gerne einer Doppelnutzung zuführen.“ Gäste könnten dann im Schatten parken und bei Bedarf ihr Auto laden, während sie im Freibad seien. Das sei sein großer Plan für 2025.
Auch Benjamin Mors gab sich bescheiden. „Es ist weniger unsere Leistung, auch wenn die Gemeinde Steißlingen fast auf allen Dächern Photovoltaik hat – abgesehen von den großen Hallen“, wofür es statische Gründe gebe, wie Mors sagte. Er sei gespannt, wie die Netzsteuerungsseite in alten Ortsbereichen die Balance zwischen Wärmepumpen, E-Autos und Photovoltaik halten werde. „Aber es ist richtig und gut, wenn wir als sonnenintensiver Landkreis in diese Richtung gehen. Wir können stolz darauf sein.“
Solarpark ist in Planung
In Eigeltingen haben Anlagen auf den Dächern der Schule, von Firmen und Privatpersonen zum Erfolg beigetragen. Es gebe auch Überlegungen, bestimmte Parkflächen zu überbauen, außerdem entstehe auf einem etwa 16 Hektar großen Grundstück ein Solarpark mit Energiespeicher, erläuterte Alois Fritschi.
Gerd Burkert erklärte, ein Blackout drohe eher bei zu viel gleichzeitig vorhandenem Strom als bei Stromknappheit. Wichtig sei dahereine intelligente Steuerung. Alle großen Anlagen hätten entsprechend große Speicher. „Darin, Strom vom Tag in die Nacht zu bringen, sind wir gut“, sagte er. Bisher nicht so gut sei man in Deutschland und Europa darin, Strom vom Sommer für den Winter zu produzieren. „Wir werden ein Importland bleiben und uns nicht zu 100 Prozent autark versorgen können“, so Burkert. Umso wichtiger sei es, die Dächer so gut wie möglich vollzumachen und den hier erzeugten Strom möglichst direkt selbst zu verbrauchen.