Die Sommerferien gehen in großen Schritten dem Ende entgegen. Trotzdem war bis vor wenigen Tagen unklar, ob das Stockacher Nellenburg-Gymnasium (NBG) auch in Zukunft das neunjährige Gymnasium (G9) weiter anbieten darf. Eigentlich gilt an rund 90 Prozent der Baden-Württembergischen Gymnasien seit 2012 das G8, bei dem die Schüler schon nach insgesamt zwölf statt 13 Jahren das Abitur in der Tasche haben.

Das Nellenburg-Gymnasium ist jedoch von Anfang an Teil eines Modellversuchs gewesen, bei dem die Schüler eine Wahlmöglichkeit zwischen G8 und G9 hatten. Dieser Modellversuch sollte allerdings zum Ende des kommenden Schuljahres auslaufen.

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Betroffene Schulen lange in Unsicherheit

Für die Schulleitung des NBG war das mit großen Unsicherheiten behaftet, wie Schulleiter Holger Seitz noch vor Beginn der Ferien im Gespräch mit dem SÜDKURIER deutlich machte. Denn von der Möglichkeit das Abitur in insgesamt 13 statt in zwölf Jahren zu erlangen, wurde in der Vergangenheit reger Gebrauch gemacht.

„Es wird bei uns eigentlich immer nur G9 angemeldet, sodass das Nellenburg-Gymnasium seit Beginn des Projekts immer ein reines G9 war. Es gab nie einen gemischten Jahrgang mit G8 Schülern“, so Seitz. Ob jedoch auch für das Schuljahr 2023/24 noch Anmeldungen für das G9 angenommen werden dürfen, war bis vor wenigen Tagen unklar.

„G8 bleibt also die Regelform. Aber um auch die bestehenden Optionen für die Schülerinnen und Schüler zum Erreichen der ...
„G8 bleibt also die Regelform. Aber um auch die bestehenden Optionen für die Schülerinnen und Schüler zum Erreichen der Allgemeinen Hochschulreife zu erhalten, wollen wir den Modellversuch G9 fortführen.“-Theresa Schopper (Bündnis 90/Die Grünen), Kultusministerin von Baden-Württemberg- | Bild: Bernd Weißbrod

Nun gibt es aber eine erste Gewissheit: Eine generelle Rückkehr zum G9 sei zwar nicht geplant, jedoch werde der Modellversuch mit einzelnen Gymnasien fortgeführt, bestätigt das Kultusministerium auf Nachfrage des SÜDKURIER. Zu den 43 betroffenen Modellschulen im Land zählt auch das Stockacher NBG.

Kultusministerin Theresa Schopper sagt dazu: „Wir haben in Baden-Württemberg ein flächendeckendes Angebot, um in neun Jahren zum Abitur zu gelangen. Allein an 275 öffentlichen Standorten ist dies möglich – neben den beruflichen Gymnasien und den Gemeinschaftsschulen mit gymnasialer Oberstufe zählen hierzu auch die 43 G9-Modellstandorte.“ Sie betont in diesem Zusammenhang, dass im Koalitionsvertrag vereinbart sei, keine Strukturdebatten zu führen.

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„G8 bleibt also die Regelform. Aber um auch die bestehenden Optionen für die Schülerinnen und Schüler zum Erreichen der Allgemeinen Hochschulreife zu erhalten, wollen wir den Modellversuch G9 fortführen. Er trägt dazu bei, dass wir unseren Schülerinnen und Schülern im gesamten Land im Sinne eines passgenauen Angebotes verschiedene Wege zum Abitur ermöglichen“, so Schopper.

Durch diese Entscheidung „kann das Nellenburg-Gymnasium den neunjährigen Weg zum Abitur mittelfristig weiter anbieten“, freut sich der SPD-Landtagsabgeordnete Hans-Peter Storz, der sich eigenen Angaben zufolge in einem Schreiben an Kultusministerin Schopper nachdrücklich für eine Verlängerung des Angebots eingesetzt hatte. Auch der Stockacher Gemeinderat hatte in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause beschlossen, sich beim Kultusministerium für eine Fortsetzung des G9 in Stockach stark zu machen.

„Die Landesregierung würdigt mit dieser Entscheidung die hervorragende Arbeit, die an den G9-Modellschulen im Land geleistet ...
„Die Landesregierung würdigt mit dieser Entscheidung die hervorragende Arbeit, die an den G9-Modellschulen im Land geleistet wird“-Hans-Peter Storz (SPD), Landtagsabgeordneter im Wahlkreis Singen/ Stockach- | Bild: Tesche, Sabine

Offizieller Beschluss steht noch aus

Ein förmlicher Beschluss der Landesregierung stehe nach Informationen des Abgeordneten noch aus. Wie Holger Seitz, Schulleiter des Nellenburg-Gymnasiums auf Nachfrage des SÜDKURIER bestätigt, sei bis zum Redaktionsschluss für diesen Artikel tatsächlich auch noch keine offizielle Bestätigung vonseiten des Kultusministeriums eingegangen. Da die Regierungsparteien in Stuttgart dem Vernehmen nach einer entsprechenden Kabinettsvorlage ihre Zustimmung erteilt hätten, sei die Entscheidung allerdings nur noch Formsache, schreibt indes Hans-Peter Storz in seiner Pressemitteilung.

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„Die Landesregierung würdigt mit dieser Entscheidung die hervorragende Arbeit, die an den G9-Modellschulen im Land geleistet wird“, so Storz weiter zu den Plänen. Es sei allerdings bedauerlich, dass das Kultusministerium die betroffenen Schulen zu lange im Ungewissen über ihre Zukunft gelassen habe.

„Schulen und Eltern wünschen sich Planungssicherheit. Doch dieser Wunsch geht mit der amtierenden Kultusministerin wahrscheinlich nie in Erfüllung“, klagt der Oppositionspolitiker Storz. Wie es in der Pressemitteilung des Abgeordneten heißt, hatte die Kultusministerin ihn nämlich wenige Tage vor der Veröffentlichung auf seine Anfrage hin noch vertröstet und um Geduld bis zur Entscheidung gebeten.

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