Ein tödlicher Unfall am Abzweig der Bundesstraße 313 in Richtung Autobahn und Wahlwies hat vor einigen Wochen die Menschen in der Region bewegt. Damals hat laut Polizei ein Autofahrer, der aus Richtung Autobahn 98 nach links in Richtung Stockach abbiegen wollte, einen Motorradfahrer übersehen. Dieser starb noch an der Unfallstelle an seinen Verletzungen. Der Unfall hat auch die Diskussion darüber angefacht, wie man diesen Abzweig sicherer gestalten kann.

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Ein Kreisverkehr oder eine Ampel sind im Gespräch, um die Stelle zu entschärfen. Denn dort gibt es immer wieder Unfälle, auch mit Verletzten. Seit ein paar Wochen gilt auf der B 313 im Bereich des Abzweigs nun ein Tempolimit von 50 Kilometer pro Stunde für alle, die aus Richtung Stockach in Richtung Espasingen fahren – eine Sofortmaßnahme, wie der Leiter des Stockacher Ordnungsamtes, Peter Fritschi, auf Anfrage mitteilt. Sein Amt ist als Straßenverkehrsbehörde auch für derartige verkehrliche Anordnungen zuständig.

„Auf Dauer braucht es eine bauliche oder verkehrstechnische Lösung.“ Peter Fritschi, Leiter des Stockacher Ordnungsamtes
„Auf Dauer braucht es eine bauliche oder verkehrstechnische Lösung.“ Peter Fritschi, Leiter des Stockacher Ordnungsamtes | Bild: Löffler, Ramona

Die Stadtverwaltung erwarte von dem schärferen Tempolimit, dass es nicht so häufig zu Unfällen komme, so Fritschi weiter. Und dass die Folgen eines Unfalls nicht so schlimm seien, wenn es doch dazu kommen sollte. Damit das funktioniert, müssten sich allerdings die Fahrer daran halten. Diese Akzeptanz müsse unter anderem durch regelmäßige Kontrollen erreicht werden, erklärt der Ordnungsamtsleiter.

Die Ursache für regelmäßige Vorfahrtsverstöße an der Stoppstelle aus Richtung Wahlwies und Autobahn könne ein Tempolimit allerdings nicht beseitigen, erklärt Fritschi. Ihm ist daher auch klar: An dieser Stelle braucht es eine dauerhafte Lösung. Schon als Mitte Juli der tödliche Unfall geschehen ist, warfen einige in der Region, unter anderem im sozialen Netzwerk Facebook, die Frage auf, warum diese Stelle nicht durch einen Kreisverkehr entschärft werde – zumal erst Ende 2019 der Straßenbelag an dem Bundesstraßenast, der bis zur Autobahnauffahrt in Richtung Überlingen reicht, saniert wurde.

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Doch ganz so einfach ist es nicht, wenn man die konkrete Realisierbarkeit in den Blick nimmt. „Es dauert relativ lang, für einen Kreisverkehr Baurecht zu erreichen“, sagt Yvonne Guduscheit, Leiterin der Neubauleitung Singen beim Regierungspräsidium Freiburg, auf Nachfrage. Bei der Sanierung des Straßenabschnitts sei es darum gegangen, die Situation mit einfachen Mitteln zu verbessern, etwa durch die neue Rechtsabbiegerspur, und die kaputte Straße zu reparieren.

Eine Ampel ließe sich schneller umsetzen

Um die Sicherheit am Abzweig von der B 313 zur Autobahn nach Überlingen und nach Wahlwies grundlegend zu verbessern, sei nun neben dem Kreisverkehr auch eine Ampel im Gespräch, erklären Fritschi und Guduscheit. „Aus Sicht der Stadt Stockach wäre die Kreisverkehrslösung zu favorisieren“, so Fritschi. Dass es deutlich länger dauert, einen solchen Kreisverkehr zu bauen, gibt er allerdings ebenfalls zu. Daher prüfe die Straßenbauverwaltung derzeit die Installation einer Ampel.

„Der Abzweig nach Wahlwies steht für uns bei der Entschärfung im Fokus.“ Yvonne Guduscheit, Leiterin Neubauleitung Singen
„Der Abzweig nach Wahlwies steht für uns bei der Entschärfung im Fokus.“ Yvonne Guduscheit, Leiterin Neubauleitung Singen | Bild: Zoch, Thomas

Aus Sicht von Guduscheit spricht dafür nicht nur die raschere Realisierung und die Tatsache, dass bei der Sanierung im Winter schon Leerrohre für eine mögliche Ampel im Boden verlegt wurden. Man könnte die Schaltung einer Ampel auch flexibel anpassen, wenn sich an einem der anderen Abzweige entlang der Strecke nach Stockach etwas ändern sollte. Für beide Varianten, Kreisverkehr und Ampel, müsse man aber die Leistungsfähigkeit nachweisen, sagt Fritschi. Und bei der Finanzierung spreche das Bundesverkehrsministerium mit, sagt Guduscheit. Sie betont, dass eine Verbesserung auch schon vor dem tödlichen Unfall im Juli das Ziel gewesen sei. Deswegen gebe es schon Voruntersuchungen, etwa zur Leistungsfähigkeit einer Ampel. „Das ist jetzt kein Aktionismus“, so Guduscheit.

Auch die geplante Westumfahrung von Stockach hat Auswirkungen auf den Autobahnanschluss Stockach-West

Doch es gibt noch einen Faktor, der Überlegungen für Änderungen an der B 313 beeinflusst. Der Bund plant eine Ortsumfahrung von Stockach im Westen der Stadt. Diese direkt an die Anschlussstelle Stockach-West der Autobahn 98 anzubinden, würde mehr Entlastung bringen als sie nur bis zum Rißtorf-Kreisel am südlichen Stadteingang von Stockach zu führen, sagt Guduscheit. Bis diese Straße gebaut wird, möchte sie mit einer Entschärfung des Abzweigs aber nicht warten: „Die Realisierung dauert zu lang.“

Für den Durchgangsverkehr aus Richtung Stockach auf der B 313 gilt nun ein Tempolimit von 50 Kilometern in der Stunde (Schild ...
Für den Durchgangsverkehr aus Richtung Stockach auf der B 313 gilt nun ein Tempolimit von 50 Kilometern in der Stunde (Schild rechts im Bild). | Bild: Freißmann, Stephan

Doch Ordnungsamtsleiter Fritschi lässt durchblicken, dass sich durch die Westumfahrung an dem gesamten Straßenabschnitt mit seinen vielen Abzweigen etwas tun dürfte. Schon früher habe es Überlegungen dazu gegeben, wie der Abzweig zur Autobahn in Richtung Singen und die Zufahrt zum Industriegebiet Hardt leistungsfähiger gestaltet werden können, so Fritschi. Doch da die Planung der Ortsumfahrung laufe, seien diese Überlegungen erst einmal zurückgestellt worden. Die Stadtverwaltung sei mit dem Konstanzer Landratsamt im Gespräch über „Optimierungen im baulichen Bestand“ – etwa eine Ampel für Busse oder eine Änderung der Markierung für Linksabbieger. Und Yvonne Guduscheit sagt: „Der Abzweig nach Wahlwies steht für uns im Fokus, aber wir betrachten auch die anderen Abzweige mit.“