Immerhin, was für die Goethestraße beschlossen wurde, ist ein Kompromiss. Ob eine Bauhöhe von 20 oder 23,50 Metern an dem zentralen Platz am Linde-Kreisel besser wäre, darüber kann man auch nach dem Gemeinderatsbeschluss zweifellos trefflich streiten.
Der Vorgang wirft allerdings auch ein Schlaglicht auf den Abstimmungsprozess im Gemeinderat. Das Gremium hat sich schon seit Herbst 2017 mit einer Neubebauung an der Goethestraße beschäftigt. Einen Bebauungsplan aufzustellen wurde beschlossen, ein städtebauliches Konzept wurde erstellt, schließlich gab es einen Bebauungsplanentwurf. Im Laufe des Prozesses kamen die Entwürfe des Grundstückseigentümers dazu, die laut Bürgermeister Rainer Stolz bei einer ersten Präsentation auf breite Zustimmung im Gremium stießen. Diese Planungen wurden dann zur Grundlage des Bebauungsplanentwurfes gemacht, heißt es in Erläuterungen der Stadtverwaltung zum Verfahren.
Gab es in dieser ganzen Zeit eine grundsätzliche Debatte im Gremium darüber, ob diese Vorstellungen überhaupt die richtigen für diese zentrale Stelle der Stadt sind? Die Antwort lautet nein. Beschlüsse fielen in der Regel einstimmig oder mit sehr großer Mehrheit, Fragen aus dem Gremium zielten selten auf eine Überprüfung der Pläne ab. Um die notwendige politische Debatte anzuregen, die Joachim Kramer (SPD) laut seiner eigenen jüngsten Wortmeldung vermisste, hat es erst den Impuls von außen, von mehr als 1100 Unterschriften gebraucht. Eine Debatte im Vorfeld wäre die Aufgabe des Gremiums gewesen. Sie hätte möglicherweise viel Empörung verhindert.