Sie sind maßgeblich daran beteiligt, dass das gesellschaftliche Zusammenleben in Stockach funktioniert: Ehrenamtliche sind ständig im Einsatz für ihre Mitmenschen und das oftmals ganz ohne, dass die große Öffentlichkeit davon Notiz nimmt. Die Stockacher CDU will das ändern und hat bereits im vergangenen Jahr einen Antrag in den Gemeinderat eingebracht, einen Ehrenamtsabend nach dem Vorbild der Sportlerehrung einzuführen. Doch nun gibt es eine neue Idee.
Auch andere Fraktionen stellten sich im Frühjahr 2023 hinter die Idee. Wolf-Dieter Karle, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, betonte etwa: „Wir stehen dem Vorschlag uneingeschränkt positiv gegenüber.“ Wichtig sei, nicht nur Menschen aus Vereinen und Institutionen einzubeziehen, sondern auch nicht organisierte aus sozialem Engagement, wie der Nachbarschaftshilfe oder der Krankenpflege, geht aus dem damaligen SÜDKURIER-Bericht hervor. Auch SPD-Stadträtin Claudia Weber-Bastong stellte sich hinter den Antrag.
Alternative zum Ehrenamtsabend in Aussicht
Die Stadtverwaltung signalisierte, sich mit dem Thema befassen zu wollen. Passiert ist in der Zwischenzeit allerdings nicht viel, wie eine Nachfrage von Christoph Stetter, dem Fraktionsvorsitzenden der CDU, im Rahmen der jüngsten Gemeinderatssitzung ergab. Konkrete Pläne für einen Ehrenamtsabend im Jahr 2024 gibt es nämlich nicht. Allerdings habe sich die Verwaltung intensiv mit einer Alternative auseinandergesetzt, nämlich mit der Ehrenamtskarte.
Bisher gibt es nur ein Pilotprojekt
Dabei handelt es sich um eine Karte für ehrenamtlich engagierte Menschen, die ermäßigte Eintritte in verschiedenen Kultur-, Bildungs- und Freizeiteinrichtungen ermöglicht. Momentan gibt es hierzu ein Pilotprojekt im Landkreis Calw, im Ostalbkreis und in den Städten Freiburg und Ulm. Wer dort ehrenamtlich engagiert ist, kann jetzt schon eine solche Ehrenamtskarte beantragen.
Hauptamtsleiter Hubert Walk erklärte in der Gemeinderatssitzung, dass man das Ergebnis des Pilotprojekts abwarten wolle, um sich dann gegebenenfalls der landesweiten Einführung der Ehrenamtskarte anzuschließen, damit auch die Ehrenamtlichen aus Stockach davon profitieren können. Stadtrat Nils Baser (FWV) betonte, dass er die Einführung der Ehrenamtskarte für eine gute Alternative zu einem Ehrenamtsabend halte.
Laut der Internetseite des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg läuft das Pilotprojekt in den genannten Städten und Landkreisen seit dem 1. August 2023 und endet am 30. Juni 2024. Die Landesregierung habe sich zum Ziel gesetzt, im Anschluss daran eine landesweit gültige Ehrenamtskarte einzuführen.
Wer hat Anspruch auf die Karte?
„Für die Berechtigung zum Erhalt der Karte bedarf es eines Mindestumfangs an Engagement“, heißt es auf der Internetseite des Ministeriums weiter. Vergünstigungen erhalten dadurch etwa Menschen, die sich seit mindestens einem Jahr in hohem Maße für die Gesellschaft engagieren und dabei in den vergangenen zwölf Monaten mindestens 200 Stunden freiwillig und unentgeltlich in einer Organisation für das Gemeinwohl ein im Einsatz waren.
Auch Menschen, die in jüngster Zeit mindestens 100 Stunden freiwillig in einem gemeinwohlorientierten Projekt tätig waren, deren Einsatz im öffentlichen Raum stattfindet und nicht auf materiellen Gewinn gerichtet ist, können die Ehrenamtskarte in den vier Modellregionen beantragen.
Einen garantierten Anspruch haben demnach Inhaberinnen und Inhaber der Jugendleiter-Card (Juleica), Mitglieder in Einsatzabteilungen der Freiwilligen Feuerwehr oder des Technischen Hilfswerks. Auch Angehörige taktischer Einheiten und Einsatzeinheiten der Fachdienste des Katastrophenschutzdienstes des Landes sowie Freiwilligendienstleistende erhalten eine Ehrenamtskarte.
Stadt plant weitere Formate für das Ehrenamt
Doch schon vor einer möglichen Einführung der Ehrenamtskarte gibt es eine Neuerung, die in Stockach das Ehrenamt stärken soll. Denn Bürgermeisterin Susen Katter verweist im Gespräch mit dem SÜDKURIER darauf, dass dies schon in ihrem Wahlkampf ein wichtiges Anliegen gewesen sei. „Ich habe die Ehrenamtlichen nicht vergessen. Mitte April soll es einen ersten Stammtisch mit Ehrenamtlichen geben, weil ich glaube, dass dieser Austausch sehr wichtig für die Stadt ist“, so Katter.