Andreas Dauwalter erzeugt mit seiner Biogasanlage unabhängig von Sonne und Wind Strom, den er ins öffentliche Netz einspeist. Die Anlage in Airach ist inzwischen 20 Jahre alt. Mit ihrer Abwärme werden acht nahegelegene Wohnhäuser geheizt. Doch nun muss Dauwalter ihren Betrieb aufgeben. Denn die bisherigen Zuschüsse fallen weg und die Erzeugung von Strom lohnt sich dann nicht mehr. Andreas Dauwalter berichtet, wie es dazu kommen konnte. Wie es künftig für ihn und die Nachbarn weitergehen könnte, ist ungewiss.

Die Airacher Biogasanlage, die Dauwalters Vater gebaut hat, produziert 125 Kilowatt elektrische und 160 Kilowatt thermische Leistung pro Stunde. Dafür werden nachwachsende Rohstoffe wie Gras, Mais, Zuckerrüben, Getreide und auch Gülle verwendet. Das Material kommt aus dem eigenen Betrieb und dem des Nachbarn, der Mais für Andreas Dauwalter anbaut. „Unser Ansatz war immer: Wir passen die Anlage dem Betrieb an, nicht den Betrieb der Anlage.“

Nachhaltiges Handeln wird zum Verhängnis

Er arbeite so, dass er es gut vertreten könne, und nutze größtenteils das Material, das umliegend vorhanden ist. Er verbrauche keinen zusätzlichen Diesel, indem Lastwagen weiteres Material anfahren müssen. „Deshalb ist die Anlage in dieser Größe geblieben. Das ist mir nun zum Verhängnis geworden.

Ich habe keine Erweiterung vorgenommen und bin ohne Neuinvestition nicht in einen neuen Vertrag gerutscht“, schildert er.

Andreas Dauwalter gewährt einen Blick in den Maschinenraum seiner Biogasanlage.
Andreas Dauwalter gewährt einen Blick in den Maschinenraum seiner Biogasanlage. | Bild: Claudia Ladwig

Seine reinen Inputstoffkosten lagen zuletzt bei 13 Cent pro erzeugtem Kilowatt Strom, der erlöste Grundbetrag bei 8,9 Cent pro Kilowattstunde Strom mit absteigender Tendenz. Das heißt: Es lohnt sich nicht. Im Januar und Februar sei der Strompreis nur mit den Einnahmen aus der Wärmeeinspeisung gerade kostendeckend gewesen. Jetzt verwende er nur noch Reststoffe. Die Anlage laufe nicht mal mehr auf halber Leistung.

Welche Zuschüsse gab es bisher?

Andreas Dauwalter erläutert, es habe einen Staffelpreis bei der Förderung gegeben. „Die Grundvergütung bekommt man immer. Darauf bauen verschiedene Boni auf. Ich erhielt den Nawaro-Bonus für nachwachsende Rohstoffe, den Kraft-Wärme-Kopplungs-Bonus und den Güllebonus“, zählt er auf. Für letzteren mussten 30 Prozent des täglichen Inputs aus Gülle bestehen. Er verdeutlicht: „Für 33 bis 35 Prozent Gülleanteil brauchte ich um die 70 Großvieheinheiten.“ Ein Kalb zähle 0,1, ein einjähriges Rind 0,6 und eine Kuh als eine Großvieheinheit. Der Schlüssel lag damit für ihn bei rund 100 Tieren.

Dauwalter erzählt: „Ich hatte die Kühe nur noch wegen des Gesamtsystems. Im Nachhinein ist man ja immer schlauer. Ich hätte 2011 oder 2012 sagen müssen, die Kühe kommen weg und die Biogasanlage wird dreimal so groß. Das wäre die Möglichkeit gewesen, den Vertrag zu verlängern.“ Die Tierhaltung sei eher die Beschäftigung seines Vaters gewesen. Er habe sie auslaufen lassen wollen – auch weil damit hohe Investitionen wie ein neuer Stall auf ihn zugekommen wären.

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Stadtwerke Stockach wissen von nichts

Zuletzt habe sich noch die Möglichkeit aufgetan, von einem anderen Biogaswerk den Vertrag zu übernehmen. Die Vorgaben zu dieser Option seien aber sehr schwammig definiert. Manche Stromanbieter machten es, die Stadtwerke Stockach hätten aber kein Interesse daran, so Dauwalter.

Hierzu führt Jochen Stein, Geschäftsführer der Stadtwerke Stockach, auf SÜDKURIER-Nachfrage aus: Grundsätzlich werde der im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) durch eine Biogasanlage erzeugte Strom von Netzbetreibern aufgenommen und an den Übertragungsnetzbetreiber Transnet BW weitergeleitet.

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Der erzeugte Strom werde über das EEG vergütet, müsse aber nach der 20-jährigen EEG-Förderung von einem Direktvermarkter, einem dafür spezialisierten Unternehmen, aufgenommen und veräußert werden. „Die Stadtwerke Stockach sind kein Direktvermarkter“, ergänzt er und fügt hinzu: „Dass die Anlage aufgegeben werden soll, ist uns nicht bekannt. Wir werden Kontakt zu Herrn Dauwalter aufnehmen, um die Sachlage zu besprechen.“

Hohe Investitionen bei vielen Anlagen notwendig

Bei vielen anderen Biogasanlagen läuft die Vergütung gemäß dem EEG in den kommenden Jahren ebenfalls aus. Auch diese Betreiber stehen vor der Frage, ob sich ein Betrieb der Anlage danach noch wirtschaftlich darstellen lässt.

Flexibilisierung ist gefragt: Biogasanlagen müssen auf die bedarfsgerechte, flexible Produktion umgerüstet werden, damit sie in Zukunft zur Stromversorgung beitragen können. Dafür muss kräftig investiert werden, beispielsweise in bis zu fünfmal so hohe Blockheizkraftwerk-Leistung. Auch zusätzliche Gasspeicher sind erforderlich.

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Seit dem Inkrafttreten des EEG im Jahr 2012 werden Maßnahmen zur Flexibilisierung von Biogasanlagen zwar mit der Flexibilitätsprämie gefördert, doch Andreas Dauwalter ist skeptisch: „Der Stromanbieter regelt dann die Leistung deiner Anlage. Das ist nur in begrenzter Form möglich, denn Biologie lässt sich nicht ein- und ausschalten.“ Auch mit dem Nahwärmenetz sei es schwierig. Man könne seine Anlage nicht einfach stundenweise abschalten.

Größe ist das Hauptproblem

Für größere Gasspeicher fehlt ihm der Platz und mit Baugenehmigungen für Biogasanlagen sei es ohnehin gerade ganz schwierig. Eine weitere Hürde sei die Umwallungspflicht, die 2024 in Kraft trat. Man müsse einen Wall um die Anlage bauen, der so groß ist, dass er – falls der oberirdische Behälter platzt – das Volumen auffängt. „Das ist hier nicht umsetzbar, es gibt aber auch keine Aussage zur Befreiung“, so Dauwalter.

Für eine Direktvermarktung, bei der ein Industriebetrieb seinen Energiebedarf mit der Biogasanlage abdeckt und dem Airacher dafür den Strom abkauft, sei er zu klein.

Nachdenklich bilanziert Dauwalter: „Bis in zehn Jahren geht man von 50 Prozent weniger Biogasanlagen aus, manche rechnen mit noch mehr Rückgang.“

Wie geht es für Dauwalter weiter?

Der Landwirtschaftstechniker und vierfache Familienvater macht sich daher viele Gedanken um seine Zukunft. Zur Frage, woher künftige Einnahmen kommen können, sagt er: „Ackerbau und Grünland laufen weiter.“

Er könne theoretisch auch Gülle von anderen Betrieben aufnehmen und seine Behälter dadurch einigermaßen nutzen. Die Siloanlage stehe dann wahrscheinlich still. Oder er könne Material anderer Landwirte einsilieren, denn er wolle mit Betrieben in der Umgebung zusammenarbeiten. Das Nahwärmenetz soll erhalten bleiben.

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Der ursprüngliche Plan, eine Hackschnitzelanlage zu installieren, sei schwierig umzusetzen. Dauwalter schildert: „Es ist das gleiche Dilemma: Sie wäre für eine Förderung zu klein und für eine Einzelförderung zu groß.“