Peter Kaufmann, Ehrensäckelmeister und langjähriges Mitglied des Hohen Grobgünstigen Narrengerichts zu Stocken, ist am vergangenen Freitag im Alter von 85 Jahren verstorben. „Wir trauern um einen verdienten Narren, eine herausragende Persönlichkeit und einen guten Freund“, schreibt Narrenrichter Jürgen Koterzyna im Namen des Kollegiums in einer Pressemitteilung.

Im evangelischen Altenheim im Jahr 2015: Am Mittwoch vor dem Schmotzige Dunschtig besucht eine Abordnung des Narrengerichts mit dem ...
Im evangelischen Altenheim im Jahr 2015: Am Mittwoch vor dem Schmotzige Dunschtig besucht eine Abordnung des Narrengerichts mit dem Arbeitskreis Narresome das Seniorenzentrum. Die Gerichtsnarren (von links) Hans-Jörg Kaufmann, Siegfried Endres, Michael Zehnle und vorne Peter Kaufmann stimmen mit einem Ständchen auf die Fasnet ein. | Bild: Georg Becker

Reisen führten durch die ganze Welt

Die Familie des ledigen Verstorbenen erzählt im Gespräch mit dem SÜDKURIER, neben der Fasnacht seien Reisen eine große Leidenschaft von Peter Kaufmann gewesen. Er sei sehr gerne durch die ganze Welt gereist, auch mit seinen Kollegen von den Hänsele-Gruppe.

Die Reisen hätten zum Beispiel nach Asien, Peru oder Südafrika geführt. Beruflich sei Kaufmann, der sein ganzes Leben in Stockach gewohnt habe, bis zu seinem Ruhestand bei der Stadtverwaltung angestellt gewesen.

Peter Kaufmann auf dem Hänsele-Ball im Jahr 2017.
Peter Kaufmann auf dem Hänsele-Ball im Jahr 2017. | Bild: SK-Archiv

Hänselemoschter und sogar ein Mal Narrenrichter

Die Liste von Kaufmanns Aktivitäten ist lang: Der 85-Jährige war von 1951 bis 1985 bei seiner Stockacher Hänsele-Gruppe aktiv und hat viele Jahre lang den Hänsele-Chor geleitet. In der Zeit von 1973 bis 1985 war er deren Hänselemoschter, bevor er 1985 ins Narrengericht berufen wurde. „Als Säckelmeister prägte er dort sein Amt und eine Ära sondergleichen“, so Koterzyna. Kaufmann habe 18 Jahre lang die Rolle des Säckelmeisters gehabt und viele organisatorische Aufgaben verantwortet.

Von 1993 bis 2003 habe er zudem noch nebenbei das Amt des Narrenwirts inne gehabt. Beide Ämter habe er bis zu seinem Ausscheiden aus dem Kollegium im Jahre 2003 erfüllt. Er sei sogar einmal kurzfristig als Narrenrichter in einer Verhandlung eingesprungen.

Er kümmerte sich auch um die kleinen Narren

Als Ehrensäckelmeister sei Peter Kaufmann der Fasnacht, dem Narrengericht und seinen Gliederungen eng verbunden geblieben. „Ein besonderes Anliegen waren ihm immer die Kinder an der Fasnacht. Diese unterstützte er, wo es ging an der Fasnacht mit dem Colaball oder mit dem von ihm geprägten Begriff ‚Ratzlafaz auf dem Gustav-Hammer-Platz‘ am Fasnetdienstag“, erzählt Koterzyna. Auch bei den Besuchen in den Schulen und Kindergärten zur Häsvorstellung sei Kaufmann stets vorne dabei gewesen, ebenso bei der Unterhaltung der Senioren.

Peter Kaufmann 1993 mit dem Plakat des Schweizer Feiertags.
Peter Kaufmann 1993 mit dem Plakat des Schweizer Feiertags. | Bild: SK-Archiv

„Ganz besonders wichtig war ihm auch das Klavierspielen an Dreikönig“, so der Narrenrichter. Kaufmann habe mehrere Jahrzehnte in die Tasten gegriffen, zuletzt 2014. Koterzyna zählt weiter auf: „Neben der Fasnacht waren ihm die Organisation des Zeltbetriebes am Schweizerfeiertag und natürlich die Herausgabe der Hans Kuony Post ein wichtiges Anliegen, bei denen er tatkräftig mitanpackte.“ Peter Kaufmann sei zu Lebzeiten mit den höchsten Orden und Ehrenzeichen des Narrengerichts und der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) ausgezeichnet worden. „Peter Kaufmann wusste um die Bedeutung von traditionellem Brauchtum und Heimatpflege.“