Manchmal sind es die kleinen Versprecher, die einem bunt gemischten Programm noch das Sahnehäubchen aufsetzen. Beim Uffwirmkaffee war es der Vorname Franz, der Narrenrichter Jürgen Koterzyna nach der Begrüßung von Stockachs Ehrenbürger Franz Ziwey auch für Bürgermeister Rainer Stolz über die Lippen kam. Von da an wurde den männlichen Vortragenden dieser Name von ihm oder den Gästen angehängt. Viele Wort- und Musikbeiträge und einige Ehrungen sorgten für einen kurzweiligen Vormittag in fast familiärer Runde.

Koterzyna führte durch das von Kläger Wolfgang Reuther zusammengestellte Programm und bekam selbst sein Fett weg. Narrenschreiber Stefan Keil erzählte nämlich, der Narrenrichter habe eine Urlaubsmail, die eigentlich an seine Frau hätte gehen sollen, versehentlich an eine Unbekannte adressiert, die eben erst ihren Mann verloren habe. Bei der seien die Sätze, er habe sich schon gut eingelebt und er erwarte sie morgen, nicht gut angekommen, dachte sie doch, ihr schreibe der verstorbene Gatte aus dem Jenseits. Diese „frevelhaften Gerüchte“ wies der Narrenrichter närrisch-energisch von sich.

Doch seine E-Mails blieben Thema des Vormittags. Denn auf diesem Weg habe er auch Chronist Marcel Reiser für das Amt des Archivars gewonnen, wie Reiser erklärte. Und er fügte an: In Anerkennung für die genau 1351 E-Mails an ihn im 668. Jahr nach Hans Kuony verleihe er dem Narrenrichter kraft eigenen Entschlusses eine Urkunde. Dieser dürfe ab jetzt den Titel „Master of Digital Fasnet Communication“ führen.
Lea Ossola sinnierte über die Laufnarrenkappen mit Zipfeln und Glöckchen, deren „Herdengeläut“ Tradition und Gepflogenheit sei, und Mario Loveccio sprach über die Essensdiskussion mit seiner Frau, bevor Jens Apitz, Helmut Hengstler und Bernhard Schink als Gesandte der Universität Konstanz dem Narrengericht rieten, als nächsten Beklagten Donald Trump vorzuladen.

Weisen Rat des Hans Kuony hatten die Bänkelsänger der Aktiven Laufnarren, zum Beispiel beim Grünzeug. Wenn man zwar wisse, wie man das Grünzeug in den Garten hineinbringe, aber nicht wisse, wie man den Grünschnitt wieder aus dem Garten hinausbringe, so solle man die Abfälle zur temporären Abladestelle am Stadion bringen, wo mit der Zeit „wertvoller Stadtverwaltungsmist“ entstehe – eine Anspielung an die vorübergehende Schließung der Entsorgungsfirma USG. Das Problem der Hundehaufen und des dichten Straßenverkehrs hielt sie nicht davon ab, ein Loblied auf Stockach anzustimmen. Sie begleiteten sich mit Gießkannen- und Salat-Klangschalen-Musik.

Musik machen kann auch Rainer Hespeler, Präsident der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee – mit Gesang und Akkordeon. Mit „Ich liebe die Stockemer“ schmeichelte er als Kessler aus der Singener Südstadt. Zuvor neckte er, in Singen entstünden das Einkaufszentrum und der Bahnhofsvorplatz in einem Jahr, die B 313 hätten Singener an einem Samstagvormittag geteert.

Aber vom Schaffen sei den Stockachern bekanntlich noch nie warm geworden – daher der Uffwirmkaffee. Und er verriet: Die Zukunftspläne für Singen und Stockach lägen auf dem Tisch, und Stockachs Bürgermeister Rainer Stolz sei bestens eingeweiht. Stockach werde zum Parkplatz für die Schweizer Kunden in Singen, wenn das Einkaufszentrum fertig sei. So bekäme der Schweizer Feiertag eine völlig neue Bedeutung.

Den Schlusspunkt setzte Siegfried Endres, der auf Politik und Medien in Stockach zielte. „Stockach liegt hinsichtlich der politischen Gepflogenheiten und auch in medialer Hinsicht weit hinter dem Mond“, frotzelte er – mit Blick auf manch eine Aufgeregtheit. So warf er die Frage auf, warum keine öffentliche Diskussion um die Zukunft des VfR-Vorsitzenden – ihn selbst – losgetreten werde, sollte die Mannschaft einmal ein Spiel verlieren. Und niemand werfe die Frage auf, ob der Narrenrichter noch im Amt zu halten sei, wenn an Aschermittwoch abrupt die Fasnacht ende. Man werde die letzten zwei Tage noch in vollen Zügen genießen, versprach Koterzyna.
