Der Uffwirmkaffee ist die Veranstaltung des Narrengerichts für die kleinen Beiträge im intimen Rahmen. Und dieses Jahr blickten die Narren dabei ziemlich gründlich in die Vergangenheit. Spuren, die die Existenz von Hans Kuony nachweisen, eine frühere Zeit, in der mitnichten alles besser war, und eine mathematische Herleitung dafür, was Stockach mit Napoleons Niederlage bei Waterloo zu tun hat, waren nur einige der Themen, mit denen sich die Narren beim Uffwirmkaffee des Narrengerichts am Fasnachtsmontag beschäftigten. Der Uffwirmkaffee ist auch eine Gelegenheit für Ehrungen und Abrechnungen, zum Beispiel wenn es um Strafwein geht.
Und natürlich ging es auch um Annegret Kramp-Karrenbauer und die Diskussion um ihren Fasnachtswitz mit Toiletten für das dritte Geschlecht, der ihr nach der Verhandlung des Narrengerichts einige Kritik einbrachte. Kam man mit den im Hotel Fortuna versammelten Narren ins Gespräch, hörte man von niemandem Verständnis für diese Empörung. Dafür war das Thema regelmäßig bei den Programmpunkten präsent. Etwa wenn Siegfried Endres in seiner Büttenrede sagte: "Durch die allgemeine Aufforderung zur politischen Korrektheit weiß man schon gar nicht mehr, was man sagen darf."
Damit dürfte er vielen Narren aus der Seele gesprochen haben. Betrachtungen, etwa darüber, wie man "den" Menschen nun gendermäßig neutral benennen kann, schlossen sich an. Abwesend anwesend war das Thema auch, als Narrenrichter Jürgen Koterzyna sagte, er habe es nicht fassen können, als er auf den SÜDKURIER geschaut habe. Um welches andere Thema sollte es schon gehen?, dachte man sich da, ehe Koterzyna sagte: "Der VfB Stuttgart gewinnt mit fünf zu eins."

Doch die Vergangenheitsbewältigung ging noch viel weiter zurück. Spuren des Stockacher Erznarren Hans Kuony sind offenbar ein Dauerbrenner. Marcel Reiser, Chronist und neu aufgenommener Gerichtsnarr, wandelte damit auf den Spuren von Archivar Thomas Warndorf. Reiser versuchte allerdings, auf jeden Fall Beweise für die Existenz von Kuony zu finden, um neue Fasnachtsfans auf Facebook zu bekommen. Sein Fazit, nachdem es weder im Garten von Narrenrichter Jürgen Koterzyna, noch bei Warndorf, noch in den Akten des Narrengerichts geklappt hat: "Wer nicht findet, hat nur noch nicht richtig gesucht."

Dass früher alles besser war, widerlegte Jeanette Schindler von den Marketenderinnen mit einigen Beispielen in einer gekonnten Büttenrede. Zum Beispiel könne es ja wohl kaum sein, dass früher an jedem Herd eine Sterneköchin gestanden habe – auch wenn die Schwärmereien der Männer nach dem Motto "die Mama hat besser gekocht" dies nahelegen würden. Alfons Russ wies mit einigen wilden Rechenoperationen nach, dass Stockach in die Niederlage Napoleons bei Waterloo verwickelt gewesen sei.
Am Ende seiner Zahlenschieberei kam er auf den Wert 78333 – die Postleitzahl von Stockach. Was wiederum beweise, dass Napoleons Niederlagenserie ab 1812 darauf zurückzuführen sei, dass er den weisen Rat des Hans Kuony nicht befolgt habe. Der evangelische Pfarrer Rainer Stockburger berichtete von den Schwierigkeiten eines neu Zugezogenen, etwa wenn er zwei Stunden am Bahnhof warte, ehe ihm jemand sagte, dass in Zizenhausen schon länger kein Zug mehr gefahren sei.
Zwei Strafen werden beglichen
Und was geschah mit den offenen Rechnungen? Stockachs Alt-Bürgermeister Franz Ziwey hatte von Narrenrichter Jürgen Koterzyna bei der Dreikönigssitzung eine Strafe aufgebrummt bekommen, wegen Quatschens während der Ordensverleihung, wie Koterzyna damals formulierte. Die damals vereinbarte Cola-Strafe überbrachte der Stockacher Ehrenbürger am Fasnachtsmontag.

Und Jörg-Peter Rau, Chefredakteur Lokales des SÜDKURIER, hatte den Unmut der Stockacher Narren erregt, als er im vergangenen Jahr geschrieben hat, das Konstanzer Jakobinertribunal komme auf "Augenhöhe" mit dem Stockacher Narrengericht, weil bei beiden närrischen Institutionen damals Landesminister vorgeladen waren – Weinstrafe: ein halber Eimer oder 30 Liter. Die überbrachte Rau nun, hielt den Narren aber auch den Spiegel vor: "Unter der Nellenburg staut sich die Wut: Am Nimbus zu kratzen, das bekommt keinem gut", reimte er, strich Applaus ein, übergab mehrere Kartons Konstanzer Bürgertröpfle und wurde zum Laufnarren geschlagen.
Ehrungen und Beiträge
- Ehrungen: Helmut Krespach, Klaus Forster und Martin Pressel erhielten einen Orden für den 60-jährigen Laufnarrenschlag. Bernhard Schink, Biologie-Professor an der Universität Konstanz, erhielt die Hans-Kuony-Medaille.
- Beiträge kamen von: Wolfgang Drobig (Radolfzell), Jeanette Schindler, Marcel Reiser, Rainer Stockburger, Bänkelsänger der Aktiven Laufnarren, Alfons Russ, Siegfried Endres, Franz Ziwey und Jörg-Peter Rau. Musik machte Karl Bosch, Narrenrichter Jürgen Koterzyna moderierte.