Der Stammbaum aller Narren ist der ganze Stolz des närrischen Volks. Wo wächst der Baum, den die Althistorische Zimmerergilde am Hans-Kuony-Brunnen setzt? Morschter Dominik Mutzel und Polier Andreas Schneider geben Auskunft.
Zwischen den Jahren trifft sich die Gilde bei der Besetze im Stadtwald. Gesucht werde ein gerade gewachsener Baum mit gewisser Stammstärke und Größe. „Wir suchen in Abstimmung mit Johannes Diegmann, der von Beruf Zimmerermeister ist, mehrere würdige Kandidaten aus und markieren sie jeweils mit einem Brettle mit Jahreszahl. Einen davon fällt Förster Joachim Wingbermühle am Vortag des Schmotzige“, erzählt Andreas Schneider. Die Baumspitze breche meist ab oder sei angeknackst. Sie werde abgesägt und ein Extra-Dolden gefällt.
Nachwuchs-Zimmerer wählen eigenen Baum
Auch die Nachwuchs-Zimmerer wählen ihren Baum, der ein bestimmtes Maß und einen dünneren Stamm hat. Am Mittwoch wird dieser von den Zimmerern selbst gefällt. Nachdem die Bäume ausgesucht sind, grillen alle gemeinsam, berichten die beiden. Das mache den Tag zu einem besonderen Erlebnis für die Kinder.
Am Schmotzigen Dunschtig werden Baumstamm, Kindernarrenbaum und Dolden um acht Uhr aus dem Wald geholt und zum La Roche Platz gebracht. Dort werde der Narrenbaum zusammengeschiftet – also Stamm und Dolden verbunden. Gegen 14 Uhr startet der Umzug zum Narrenbaumloch.
So wir der Baum aufgestellt
Der Narrenbaum werde dabei auf einem alten Langholzwagen transportiert. Hinten lenkt der Wischenheber, der Bremser bremst und der Fuhrmann dirigiert an einem langen Seil die „Pferdle“, den Narresome. „Alle Kinder dürfen mitmachen, wir freuen uns, wenn viele dabei sind“, sagt Dominik Mutzel.
Am Hans-Kuony-Brunnen angekommen, setzen die Zimmerer den 32 Meter langen Narrenbaum mit sogenannten Schwalben. Sobald der Baum sicher steht, löst der „Kletterbue“ das Sicherungsseil, erklären Mutzel und Schneider.
Parallel verkaufen die Jungzimmerer rund 300 Lose in Form kleiner, nummerierter Baumscheiben zum Umhängen. Mit dem Erlös finanzieren sie ihren Jahresausflug. Wer den Baum gewinnt, holt ihn in Eigenregie ab oder lässt ihn nach Absprache bringen. Der Narrenbaum wird dann an Lätare um fünf Uhr gefällt.