Mehr als eine halbe Million Menschen haben deutschlandweit im Fernsehen zugeschaut, als das Stockacher Narrengericht am Schmotzigen Dunschtig sein Urteil über Gesundheitsminister Karl Lauterbach gesprochen hat. Das sind deutlich weniger Zuschauer als im Rekordjahr 2020, als rund eine Million Menschen die Verhandlung gegen Cem Özdemir verfolgten.
Beim SWR zeigt man sich trotzdem zufrieden mit den Zahlen, die die Narrengerichtsverhandlung gegen Karl Lauterbach eingebracht hat. In Baden-Württemberg habe die Sendung immerhin einen Marktanteil von 9,5 Prozent erreicht. 270.000 Zuschauer im Ländle saßen demnach am Schmotzigen Dunschtig um 21.15 Uhr vor ihrem Fernseher, um das Narrengericht zu sehen.
Die Quote steigt, als Lauterbach spricht
Die Bekanntheit des Beklagten wirke sich in der Regel auf die Einschaltquoten des Narrengerichts aus. „Ab dem Umschaltzeitpunkt um 21.45 Uhr haben wir zahlreiche Zuschauerinnen und Zuschauer dazugewonnen, ab der Rede von Karl Lauterbach gegen 22.10 Uhr ist die Quote auf über 11 Prozent angestiegen. Damit sind wir sehr zufrieden“, schreibt Nancy Elmazoska von der Firma Kulturmarketing Dr. Gerhard, die für den SWR die Pressekommunikation für die Fasnachtssendungen übernimmt, auf Nachfrage des SÜDKURIER.

Etwas weniger zufrieden sei man beim SWR mit den Quoten für die Live-Sendung aus Konstanz, für die das Narrengericht von der besten Sendezeit gerutscht ist. „Für die Live-Sendung um 20.15 Uhr hätten wir uns einen etwas höheren Marktanteil erhofft“, so Elmazoska. Mit dem Kroatien-Krimi in der ARD und der „Kölle Alaaf Mädchensitzung“ im ZDF habe es aber ein sehr starkes Gegenprogramm gegeben. Vor diesem Hintergrund „sind wir mit dem Ergebnis der beiden Fastnachtssendungen zufrieden“, erklärt Elmazoska.
Aus den Daten zu den Einschaltquoten, die der SWR auch im Videotext veröffentlicht, geht hervor, dass mit der Live-Sendung aus Konstanz rund 275.000 Zuschauer erreicht wurden. Das entspricht einem Marktanteil von lediglich 5,6 Prozent im Kern-Sendegebiet des SWR, das Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und das Saarland umfasst. Im gleichen Gebiet holte das Narrengericht eine Stunde später mit 374.000 Zuschauern einen Marktanteil von 8,6 Prozent.
Gibt es Konsequenzen für den Sendeplan?
Inwiefern die Einschaltquoten aus diesem Jahr einen Einfluss auf die zukünftige Programmgestaltung am Schmotzigen Dunschtig haben werden und ob das Narrengericht wieder auf seinen angestammten Sendeplatz um 20.25 Uhr zurückkehrt, ist noch nicht klar. „Wie die Programmgestaltung im nächsten Jahr aussieht, werden wir jetzt ausführlich beraten. Hierzu lässt sich aktuell noch keine Aussage treffen“, so Nancy Elmazoska.
Narrenrichter Jürgen Koterzyna hatte den späteren Sendetermin im Vorfeld des Schmotzigen Dunschtig durchaus auch als Chance gesehen. „Wer vorher noch auf die Fasnet geht, hat jetzt etwas mehr Zeit zum Feiern. Gleiches gilt für diejenigen, die erst etwas später auf den SWR-Sender wechseln“, erklärt er im Gespräch mit dem SÜDKURIER.
Insgesamt liegt die Verhandlung gegen Lauterbach damit in einem guten Schnitt. Nach dem Shitstorm, den Annegret Kramp-Karrenbauer bei der Narrengerichtsverhandlung 2019 ausgelöst hatte, waren die Einschaltquoten bei Cem Özdemir im Folgejahr enorm hoch. Bei Kramp-Karrenbauer hatte der Marktanteil im Südwesten bei 10,7 Prozent gelegen. Damit belegte sie Platz zwei der meistgesehenen Narrengerichtssendungen. Auf dem dritten Platz landet die Sendung aus dem Jahr 2013 mit Heiner Geißler als Beklagtem. Sie erreichte einen Marktanteil von 10,2 Prozent im Südwesten.
Bei der Fernsehfasnacht im Konzil in Konstanz, einem weiteren närrischen Höhepunkt im SWR, haben einige Tage zuvor übrigens deutlich mehr Menschen eingeschaltet: 850.000 Menschen sahen sich die vierstündige Sendung an.