Ein Bundesgesundheitsminister kommt nicht alle Tage nach Stockach. Aber gab es alleine wegen dieser Position so viele Sicherheitsvorkehrungen bei der Narrengerichtsverhandlung mit Karl Lauterbach? Mehrere Dutzend Polizisten waren in der Halle, mindestens fünf Personenschützer in unmittelbarer Nähe von Lauterbach. Narrenrichter Jürgen Koterzyna sagte auf SÜDKURIER-Nachfrage, er könne sich nicht erinnern, dass es einmal so viel Aufwand gegeben habe. Ohne Details zu nennen, erklärte er, dass bestimmte Vorkehrungen getroffen werden mussten. Er habe aber keine so große Verzögerung beim Einlass erwartet.

Normalerweise beginnt die Verhandlung um 17 Uhr. Doch um diese Zeit war vielleicht die Hälfte der Tische besetzt. Die Einlasskontrollen dauerten noch. Die Schlange am Eingang der Jahnhalle war mehrere hundert Meter lang und zog sich zwischen Halle und Realschule bis auf den Jahnweg am Gymnasium entlang. Bis alle Zuschauer Sicherheitskräfte, Polizei und Einlasskontrollen des Narrengerichts passiert hatten und an ihren Plätzen saßen, dauerte es. Die Eintrittskarten wurden akribisch geprüft, Taschenkontrollen gab es ebenfalls – ja eigentlich durften Taschen sogar nicht mal weiter als bis zur Garderobe.

Einlasskontrolle an der Jahnhalle: Wer es an den Sicherheitskräften vorbei bis hierher geschafft hat, ist fast schon drin. Hier muss man ...
Einlasskontrolle an der Jahnhalle: Wer es an den Sicherheitskräften vorbei bis hierher geschafft hat, ist fast schon drin. Hier muss man nochmal die Karte vorzeigen. | Bild: Löffler, Ramona

Koterzyna ging schließlich auf der Bühne, bat um Verständnis und versicherte, dass es bald losgehen werde. Immerhin: Die Kontrollen gingen einigermaßen zügig. Mit rund 35 Minuten Verspätung liefen schließlich die Narren ein und Karl Lauterbach wurde von einem Seil umschlungen auf die Bühne geführt und später natürlich vom Narrengericht verurteilt.

Das könnte Sie auch interessieren

Was die Polizei zum Einsatz sagt

Nach SÜDKURIER-Informationen soll es offenbar Hinweise auf mögliche Aktionen von Impfgegnern gegeben haben. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es von der Polizei und den Sicherheitsdiensten aber nicht. Am Freitag zog die Polizei ein positives Fazit, da die Veranstaltung ohne besondere Zwischenfälle zu Ende gegangen sei. Das Polizeipräsidium Konstanz antwortet auf die Frage nach der Anzahl der Einsatzkräfte aber nur, dass dies „aus polizei- und einsatztaktischen Gründen“ nicht veröffentlicht werde.

„Die Maßnahmen wurden im Vorfeld eng mit den Kräften des Personenschutzes und dem Büro von Minister Lauterbach abgestimmt“, so Pressesprecherin Katrin Rosenthal. Den Tag über seien mehr Polizisten als sonst an einem Schmotzigen Dunschtig in der Stadt unterwegs gewesen, erklärt sie. Schon im Vorfeld war klar, dass auch das BKA involviert ist.

An verschiedenen Stellen verfolgen Polizisten die Verhandlung, falls etwas passiert.
An verschiedenen Stellen verfolgen Polizisten die Verhandlung, falls etwas passiert. | Bild: Löffler, Ramona

Mit Karl Lauterbach sei ein sehr bekannter Bundespolitiker in Stockach gewesen, bei dem entsprechende Schutzmaßnahmen nötig seien und die je nach aktueller Bewertung angepasst würden. Wegen Fasnacht und kostümierten Personen sei es „eine besonders herausfordernde Lage“ gewesen.

Das könnte Sie auch interessieren

Ständige Beurteilung der Lage

Doch gab es Informationen über eine konkrete Bedrohungslage, die erwartet wurde? „Politiker wie Prof. Dr. Karl Lauterbach unterliegen grundsätzlich einer gewissen abstrakten Gefährdung. Die am Veranstaltungstag zu treffenden Maßnahmen bestimmen sich anhand einer bereits im Vorfeld ständig aktualisierten Lagebeurteilung und werden vom Polizeiführer in Absprache mit dem Veranstalter und den eingesetzten Polizeikräften festgelegt“, so Rosenthal.

Eigentlich ist Karl Lauterbach schon auf dem Weg nach draußen, aber wird immer wieder aufgehalten, weil Besucher Fotos mit ihm machen ...
Eigentlich ist Karl Lauterbach schon auf dem Weg nach draußen, aber wird immer wieder aufgehalten, weil Besucher Fotos mit ihm machen wollen. | Bild: Löffler, Ramona

Wolfgang Widmann, Leiter des Stockacher Polizeireviers, ergänzt zum positiven Fazit: „Die Stockacher Narren haben sich vorbildlich verhalten. Das Hochamt der schwäbisch-alemannischen Fasnet blieb nicht zuletzt auch deshalb eine friedliche Veranstaltung mit ausgelassen feiernden Menschen.“

Nach der Verhandlung nutzen viele Zuschauer die Gelegenheit, Fotos mit Bundegesundheitsminister Karl Lauterbach zu machen.
Nach der Verhandlung nutzen viele Zuschauer die Gelegenheit, Fotos mit Bundegesundheitsminister Karl Lauterbach zu machen. | Bild: Löffler, Ramona

Die Reaktionen in der vollen Halle auf Lauterbach waren übrigens gemischt – es gab viele Buhrufe, aber auch viel Applaus. Einige Zuschauer und Lauterbach-Fans nutzten später noch die Gelegenheit, Fotos mit ihm zu machen. Dabei hielt ein Besucher ein Plakat mit der Aufschrift „De Karle isch unschuldig“ hoch.

Hier gibt es die besten Fotos der Narrengerichtsverhandlung.