Die badische Revolution, nun ja, die sehr kleine badische Revolution, blieb aus. Zumal man sich im Kreistag wohl auch nicht einig war, was das eigentlich Revolutionäre sein sollte: die Autonomiebestrebung der Stockacher, die unbedingt ihr eigenes Autokennzeichen haben wollen, oder das Beschwören der hoheitlichen Landkreiseinheit.

Das Ergebnis vorweg: Das Glück war auf der Seite der kleinen Abspalter. Sogar Konstanzer äußerten Verständnis für den Wunsch nach Wiedereinführung des Autokennzeichens. „Die Grundlage hat sich seit der ersten Anfrage im Jahr 2012 verändert“, sagte etwa Claus-Dieter Hirt (Grüne), auch der Bodenseekreis habe das Kennzeichen für Überlingen zugelassen. „Das ist eine lokale Identifikation, davon bricht der Kreis nicht zusammen.“

Der zweite Anlauf glückt somit

2012 hatte die Stadt Stockach schon einmal die Zulassung des alten Kennzeichens beantragt. Damals hatte der Kreistag das Anliegen abgelehnt mit Verweis darauf, dass eine symbolische Spaltung nicht wünschenswert sei. Inzwischen sind bundesweit viele alte Kennzeichen wieder zugelassen worden.

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Genau dies hatte Siegfried Lehmann (Grüne) befürchtet, der betonte, dass man ein Landkreis sei. „Ich halte das für eine problematische Entwicklung und will keinen Spalt in den Kreis hineinsetzen.“ Diese Gefahr sah jedoch nicht einmal Sibylle Röth von der Linken, die das Thema grobholzig behandelt wissen wollte: „Für mich ist das ein typischer Fall von: ‚Macht doch, was ihr wollt.‘ Ich würde es den Stockachern gönnen.“

Meinungen der Räte

Die Räte aus Stockach sahen es pragmatisch: Boris Graf (FDP) wies auf das aus seiner Sicht wichtigste Argument hin: „Der Kreis Sigmaringen hat das Stockach-Kennzeichen schon zugelassen. Es wäre ein schlechtes Zeichen, es hier zu verbieten.“ Und Claudia Weber-Bastong (SPD) wollte klargestellt wissen, dass es bei einem Auto in erster Linie darauf ankomme, dass es fahre und nicht, weiches Kennzeichen an ihm hänge. Nicht jeder also lässt sich von Automobil- und Identitätsnostalgien verführen. Wolf-Dieter Karle (FW) beruhigte, indem er den Räten versicherte, dass die Stockacher nach wie vor fest zu ihrem Landkreis stünden.

Das freundliche und vor allem liberale Badener Gemüt siegte an diesem Nachmittag: Eine große Mehrheit der Kreisräte befürwortete das Vorhaben, das Kennzeichen STO wieder zuzulassen für jene Stockacher Autofahrer, die dies wünschten.

Nun muss das Verkehrsministerium noch das STO-Nummernschild zulassen.