Vor rund fünf Jahren kam Corona auch im Raum Stockach an und führte zu einer noch nie dagewesenen Situation, die in allen Bereichen des Lebens Einschränkungen brachte. In dieser Zeit entstanden viele Geschichten über Menschen, die in unterschiedlicher Weise betroffen waren. Einige von ihnen hat die Stockacher Lokalredaktion jetzt erneut besucht und gefragt, wie sie heute an die Pandemie zurückdenken und wie ihr Fazit dazu ausfällt.

Bäcker Christoph Ainser sagt: „Es war die schwierigste Zeit in 25 Jahren Selbstständigkeit.“ Gemeinsam mit seiner Frau Daniela führt er zwei Bäckerei-Filialen in Stockach. Während der Pandemie durften die zwar geöffnet bleiben. Allerdings galten bestimmte Regeln: Hygienevorschriften, getrennte Ein- und Ausgänge, Plexiglas und Datenerfassung der Kunden. Zudem fehlte die Laufkundschaft, da viele Geschäfte geschlossen hatten und man nicht vor der Bäckerei sitzen durfte. Fünf Jahre nach Beginn der Pandemie sagen die Ainsers, es sei hart gewesen, wenn man gesagt bekomme, man dürfe nur unter bestimmten Auflagen öffnen.

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Nicht so schlimm gekommen wie gedacht

Aber Christoph Ainser sagt rückblickend auch: „Es ist dann doch ganz anders gekommen als zunächst gedacht.“ Er habe befürchtet, die Pandemie gehe gar nicht vorbei, sei letztlich aber gesundheitlich und geschäftlich besser durchgekommen, als am Anfang befürchtet. Dennoch blickt er kritisch auf die Zeit zurück: Die Soforthilfen seien zwar eine tolle Idee gewesen, aber die Umsetzung „war fast genauso fatal wie die Einschränkungen selbst“, findet er.

Christoph und Daniela Ainser im März 2020 mit Corona-Hinweisschild.
Christoph und Daniela Ainser im März 2020 mit Corona-Hinweisschild. | Bild: Löffler, Ramona

Gegen Ende der Corona-Jahre hätte er ebenso wie viele andere Selbstständige kämpfen müssen. Von Schuldzuweisungen oder zu harscher Kritik hält er dennoch nichts. Ainser stellt klar: „Jetzt im Nachhinein ist es einfach zu sagen, was richtig gewesen wären. Aber es war für alle das erste Mal. Ich war froh, dass die Politik überhaupt Entscheidungen getroffen hat, anstatt nur zu reden. Ich hoffe nur, man lernt daraus, falls so etwas wieder passiert.“ Inzwischen sei die Pandemie für ihn abgehakt. Es gebe neue Probleme. Geblieben sei von der Zeit in seiner Bäckerei nichts – kein Plexiglas mehr, kein Desinfektionsmittel. „Wir arbeiten wieder genauso wie davor“, so Ainser. Aber, so der Bäcker: „Der Trend von den aussterbenden Innenstädten wurde durch Corona verstärkt.“

Normalität nur im Freien

Für Tagesmutter Nadine Rieger aus Mainwangen bedeutete die Corona-Pandemie einen hohen Aufwand. Als Tagesmutter sei es für sie selbst schwer gewesen, die Kinder, die sie in unterschiedlichen Altersstufen in ihrem Haus betreut, in getrennten Räumen unterzubringen – beispielsweise, wenn nachmittags noch ein Schulkind hinzukam. Auch die eigenen Kinder musste sie plötzlich in diesem Hygiene- und Raumkonzept unterbringen, nicht alle durften sich begegnen. „Täglich musste unendlich viel an Dokumentation erfolgen: Wann wer mit wem da war, Temperatur messen, mich selbst testen, da ich nicht geimpft war“, listet sie fünf Jahre danach auf.

Tagesmutter Nadine Rieger aus Mainwangen im Jahr 2020.
Tagesmutter Nadine Rieger aus Mainwangen im Jahr 2020. | Bild: Doris Eichkorn

Zusätzlich habe sie stets alles desinfizieren und lüften müssen. „Ich habe mir da extra ein Gerät zur Luftreinigung gekauft, somit konnte ich auch weiterhin die Notbetreuung für einen Teil meiner bisherigen Kinder gewährleisten“, berichtet sie. Auswählen zu müssen, welche Familie für die Notbetreuung einen höheren Bedarf als eine andere hat, sei nicht schön gewesen und ihr schwergefallen. Und die Kinder würden noch heute Desinfektions- und Putzmittel mit der Zeit verbinden. Geholfen habe, dass sie damals mit den Kindern viel Zeit in der Natur verbringen und zumindest dort noch das „Gefühl der Normalität“ erleben konnte.

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In der Apotheke an vorderster Front

Apotheker Michael Vetter war von Berufs wegen an vorderster Front mit dabei, als Corona in der Region ankam. „Die Bilder aus Bergamo mit den Militärtransportern waren für uns beängstigend“, erinnert er sich. Zum Berufsalltag habe dann nicht nur das Leben unter der Maske gehört, sondern auch das massenhafte Testen. „Wir haben Tests im Bürgerhaus und an Schulen organisiert und zusätzlich im ganzen badischen Raum Firmen darin geschult, wie man Hygienekonzepte umsetzt, Teststraßen aufbaut und Reinfektionen vermeidet“, berichtet der Apotheker.

Michael Vetter führte mit seinem Team Corona-Tests durch. Für die Auswertung der genaueren PCR-Tests schaffte er sich extra ein eigenes ...
Michael Vetter führte mit seinem Team Corona-Tests durch. Für die Auswertung der genaueren PCR-Tests schaffte er sich extra ein eigenes Gerät an. | Bild: Löffler, Ramona

Insgesamt habe er mit seinem Team eine fünfstellige Zahl an Corona-Tests durchgeführt und sich sogar ein eigenes Gerät zugelegt, mit dem man PCR-Tests auswerten kann. „Das Gerät kommt auch heute noch gelegentlich zum Einsatz. Wenn auch bei Weitem nicht mehr so oft wie während der Pandemie“, sagt Vetter. Grundsätzlich seien mit dem Gerät auch Testungen auf andere Krankheiten möglich. Diese würden von den Krankenkassen aber nicht bezahlt. Einige Erfahrungen aus der Pandemie sind ihm und seinem Team noch heute im Alltag hilfreich. So habe man die Plexiglasscheiben an den Verkaufstresen beibehalten. „Die Erkrankungsrate der Mitarbeiter ist seither deutlich niederiger“, sagt er.