Die Tage sind gezählt: Bald beginnt der Umbau von St. Oswald, der letzte Gottesdienst davor ist am 6. Juni, dann wird die katholische Kirche für die Öffentlichkeit geschlossen. Pfarrer Michael Lienhard, die Pfarrgemeinderäte Elisabeth Matthes und Stephan Kessler sowie Architekt Gerhard Lallinger berichten, wie es weitergeht.

Alles muss gesichert werden

Zunächst werden die Orgel und alle Kunstgegenstände gesichert. Laut Pfarrer Lienhard sei ein guter Teil der Ausschreibungen erledigt und die Arbeiten vergeben. „Das zweite Ausschreibungspaket ist ebenfalls bald organisatorisch unter Dach und Fach.“ Wenn die Firmen beauftragt sind, wird die Bauphase etwa anderthalb Jahre dauern. Stephan Kessler ergänzt: „Wir hoffen, dass wir Weihnachten 2022 wieder rein dürfen in unsere Kirche. Ob die Orgel gleich zur Verfügung steht, wissen wir noch nicht. Sie muss nach der Baumaßnahme komplett gereinigt werden.“ Es müssten alle Pfeifen ausgebaut werden, das dauere mindestens zwei Monate.

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Bis zum Neustart weicht die Gemeinde für Gottesdienste am Samstagabend in die evangelische Melanchthonkirche aus. Die Messe am Sonntag wird wechselweise im Palottiheim und der Herz-Jesu-Kirche in Zizenhausen stattfinden. Pfarrer Lienhard ist dankbar für das Angebot der evangelischen Gemeinde: „Das ist eine große Gastfreundschaft. Wir erleben uns dort sehr willkommen.“ Aus Zizenhausen soll es an jedem zweiten Sonntag eine Übertragung des Gottesdienstes im Internet (Livestream) geben. Stephan Kessler sagt, dieses Angebot habe sich in der Corona-Zeit so verfestigt, dass in der Elektroplanung für St. Oswald eine dauerhafte Übertragungsmöglichkeit vorgesehen sei. Ältere Menschen seien froh, wenn sie so am Gottesdienst teilnehmen könnten, bestätigt Elisabeth Matthes.

Gerüst im Kirchenschiff

In St. Oswald werden nach der baulichen Absicherung die Kirchenbänke ausgebaut. Dann wird der Boden abgeschliffen, die Altarinsel umgebaut, die Technik eingebaut und die Fußbodenheizung für den Altarbereich verlegt. Es folgen die Natursteinarbeiten. Architekt Lallinger kündigt an: „Wenn die Umbauarbeiten am Boden erledigt sind, kommt ein Gerüst. Dann wird die Decke gestrichen, die Elektrik oben installiert und alles trocken gereinigt.“ Der Ruß der Kerzen und der Staub werden von den Wänden abradiert, bevor Gipser Putzstellen ausbessern. Anschließend sind die Maler dran.

Der Kircheninnenraum soll nach dem Umbau heller, wärmer und freundlicher werden, der Altarbereich und die Gemeinde rücken dichter zusammen.
Der Kircheninnenraum soll nach dem Umbau heller, wärmer und freundlicher werden, der Altarbereich und die Gemeinde rücken dichter zusammen. | Bild: Gerhard Lallinger

Auch die Nebenräume werden umgebaut. So soll es am Ende mehr Damen- als Herrentoiletten geben. Außerhalb des Gebäudes werden Grabarbeiten stattfinden, weil die Heizung von Öl auf Gas umgestellt wird. „Das muss möglichst in diesem Jahr passieren, damit die Arbeiten über den Winter auch funktionieren. Über fünf Grad sind Pflicht, damit weitergearbeitet werden kann“, erläutert Lallinger. Pfarrgemeinderat Stephan Kessler ergänzt, dass der Kirchenvorplatz im kommenden Jahr neugestaltet werde, damit er besser ins Stadtbild passe. „Das wird ein Aufenthaltsraum mit Bäumen und einem barrierefreien Weg zur Unterkirche.“

Tropenholz ist ausgeschlossen

Manche Ideen wurden wieder verworfen. Das triff auf die Kirchenbänke der ersten sechs Reihen zu. Sie sollten durch gerundete Bänke ersetzt werden, um dichter an den Altarbereich heranzurücken. Stephan Kessler sagt: „Die bisherigen Bänke sind aus Mahagoni, für die neuen Bänke haben wir aber Tropenholz aus ökologischen Gründen ausgeschlossen.“ Man habe daher beschlossen, die bestehenden Bänke in eine mehreckige Form umzuarbeiten. So werde das Material erhalten, man spare Kosten und nähere sich der runden Form dennoch an.

Komfort mit Sitzheizung

Der Nachhaltigkeitsgedanke zeigt sich auch beim Thema Heizen. Architekt Gerhard Lallinger erklärt: „Die Grundtemperatur durch die jetzige Heizung beträgt acht bis zehn Grad. Das ist für die Orgel ganz gut. Während eines Gottesdienstes wird der Raum auf 15 Grad erwärmt – das ist für die Orgel nicht so gut.“ Künftig solle die Raumtemperatur bei zehn Grad konstant bleiben, zusätzliche Wärme spende für jeden Besucher eine Sitzheizung.

Normalerweise wäre der letzte Gottesdienst groß gefeiert worden. Fast 90 Jahre lang hatte St. Oswald das bis jetzt bekannte Gesicht. Michael Lienhard sagt: „Viele Menschen haben hier viel erlebt.“ Jetzt mische sich Dankbarkeit für das, was war, mit dem Abschiednehmen und der Vorfreude auf das, was sein wird. „Das Konzept stößt auf viel Zustimmung, es gibt aber auch kritische Stimmen“, so Lienhard.

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Pfarrgemeinderätin Elisabeth Matthes hat dafür Verständnis: „Für die, die es so gewohnt sind, ist es schwer, sich zu trennen. Es wird sehr anders aussehen, ich kann manche Wehmut verstehen.“ Sie selbst sei gespannt, wie der Raum nach dem Umbau aussehen werde. Stephan Kessler hört viele positive Stimmen: „Es ist ein sensibles Thema, die Kirche für jetzt und die Zukunft zu gestalten. Das wird nicht immer allen gefallen.“ Michael Lienhard betont: „Die Leute bekommen einen anderen Blick auf gewohnte Dinge. Es ist ein interessanter Prozess, altgewohnte Dinge, die man nie in Frage gestellt hat, mal kritisch zu hinterfragen.“ Für Stephan Kessler ist der Sinn der Umgestaltung eindeutig: man wolle versuchen, mehr Verbindung zwischen Altar und Gemeinde zu schaffen, so wie es in den 1970er Jahren begonnen worden sei: „Das führen wir weiter, damit jeder das Thema Gemeinschaft besser erleben kann“, so der Pfarrgemeinderat.