Plötzlich ist der Strom weg und so schnell kommt er auch nicht wieder: Es ist ein Schreckensszenario, über das insbesondere im vergangenen Winter diskutiert wurde. Die Stockacher Stadtverwaltung hat schon damals einen Notfallplan für ein solches Szenario vorbereitet, doch nun legt der Gemeinderat nochmal nach.
„Wir brauchen im Notfall eine sichere Notstromversorgung“, betonte Bürgermeister Rainer Stolz in der jüngsten Sitzung des Gremiums. Deshalb wolle die Stadt zuschlagen bei einem Notstromaggregat, dass die Gemeinde Orsingen-Nenzingen verkaufen will. Diese habe das Gerät im vergangenen Jahr gebraucht gekauft. Doch da es für den Bedarf der Gemeinde eigentlich überdimensioniert sei, habe man sich dort entschlossen, es wieder zu verkaufen, fasste Stolz die Situation zusammen.
Das Gerät war kein Fehlkauf
Hat die Gemeinde Orsingen-Nenzingen vor anderthalb Jahren mit dem Gerät also einen Fehlkauf getätigt? Bürgermeister Stefan Keil weist das entschieden zurück. „Als damals absehbar wurde, dass es im Winter zu Versorgungsengpässen kommen könnte, haben wir uns dazu entschieden, dieses Notstromaggregat zu kaufen, wohl wissend, dass es für den alltäglichen Betrieb zu groß ist. Es ging uns einfach darum, für einen möglichen Notfall gerüstet zu sein und den Bürgerinnen und Bürger Sicherheit bieten zu können“, erklärt Keil im Gespräch mit dem SÜDKURIER.
Er verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass der Markt für Notstromaggregate zum damaligen Zeitpunkt schon leer gefegt gewesen sei. „Wir mussten das nehmen, was am Markt verfügbar war, um im Notfall handlungsfähig zu bleiben. Das wären wir auch gewesen“, sagt Keil. Nachdem sich das ganze Thema inzwischen normalisiert habe, habe man sich entschieden, das Notstromaggregat wieder zu verkaufen.
Insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Gemeinde inzwischen mit mehreren kleineren Geräten genauso gut auf einen möglichen Notfall vorbereitet sei. Dass das große Gerät nun an die Stadt Stockach verkauft werden kann, sieht Keil vor diesem Hintergrund als „Win-Win-Situation“.
Schulzentrum wird Notfalltreffpunkt
Für den Stockacher Bedarf passe das Gerät perfekt, war in der Gemeinderatssitzung zu erfahren. Denn sollte es zu einem entsprechenden Katastrophenfall kommen, dann können Schulzentrum und Jahnhalle mit Hilfe des Generators zum Notfalltreffpunkt werden. Auch das dortige Nahwärmenetz könnte mit dem Generator betrieben werden, geht aus den Sitzungsunterlagen des Gemeinderats hervor.
Bisher hätten die Stadtwerke Stockach im Ernstfall ein entsprechendes Gerät zur Verfügung gestellt. Dies schränke jedoch die operativen Fähigkeiten der Stadtwerke stark ein, heißt es in den Sitzungsunterlagen weiter. Daher empfahl die Stadtverwaltung dem Gemeinderat die Anschaffung des Generators für die Technischen Dienste der Stadt. Das Gremium votierte einstimmig dafür, der Nachbargemeinde das Gerät für den Preis von rund 37.500 Euro abzukaufen.
Mindestens 25 Stunden Sicherheit
Aus dem technischen Datenblatt des Geräts, das den Sitzungsunterlagen ebenfalls beilag, geht hervor, dass dieses mit einer Tankfüllung Diesel für rund 25 Stunden die Stromversorgung des Notfalltreffpunkts sicherstellen könnte, bevor nachgetankt werden muss. Wie die Verwaltung auf Nachfrage aus dem Gemeinderat erklärte, soll das Gerät bei den Technischen Diensten gelagert und nur im Notfall zum Schulzentrum transportiert werden.
Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Version dieses Textes war die Rede davon, dass das große Notstromaggregat ein Fehlkauf der Gemeinde Orsingen-Nenzingen gewesen sei. Das sei jedoch nicht der Fall gewesen, erklärte Bürgermeister Stefan Keil inzwischen.