Landwirt Markus Traber aus dem Mühlinger Weiler Hecheln reicht den beiden Mädchen auf einem Süßlupinenfeld auf der Gemarkung Hecheln ein Messer. Nach einem kurzen Stich in die Erde hebeln diese gekonnt eine Lupine heraus.
Die feinkrümelige Erde rinnt ihnen beim Versuch, die Pflanze möglichst heil in der Hand zu bestaunen, über die Hand.
Myla Endler ist Schülerin der Klasse 6 der Weiherbachschule Zoznegg, Ronja Schilling geht in die siebte Klasse der Werkrealschule Stockach. Beide haben beim Girls Day 2022 die Möglichkeit genutzt, einen Einblick in die Landwirtschaft zu erhalten.
Aktionstag seit 2001
Der Girls Day ist ein Mädchenzukunftstag und das größte Berufsorientierungsprojekt für Schülerinnen weltweit. Seit dem Start im Jahr 2001 haben Unternehmen und Institutionen insgesamt mehr als 150.000 Veranstaltungen mit Plätzen für rund zwei Millionen Mädchen angeboten.
Aufgrund der Corona-Pandemie musste der Girls Day 2020 abgesagt werden. 2021 fand er vorwiegend digital statt. Insgesamt gab es mehr als 78.000 Plätze für Mädchen. Damit setzt der Aktionstag auch im Hinblick auf digitale Berufs- und Studienorientierungsprojekte ein wichtiges Zeichen.
Ronja Schilling und Myla Endler sind bei der Suche nach ihrem Tagespraktikum auf der Internetseite des Girls Days auf Landwirt Mark Traber aufmerksam geworden. Sie haben ihre Postleitzahl in den Girls Day Radar eingegeben und haben dann eine Auswahl von Berufen und Unternehmen erhalten, die bereit waren, Einblick zu geben.
Tierhaltung und Futteranbau hängen eng zusammen
Beiden hat das Praktikum sichtlich Spaß gemacht. Sie erzählen von Liegebuchten der Kühe, die hergerichtet werden mussten, davon, wie sie die Tiere gefüttert haben. Eine gewisse Zeit waren sie beim vollautomatischen Melken der Fleckviehherde mit von der Partie und auch eine Fahrt mit dem großen Schlepper hinaus auf die Felder gehörte zum Programm.
Markus Traber war es wichtig, den Praktikantinnen zu zeigen, wie eng der Beruf mit dem Anbau von deren Futter und den Wiesen und Äckern, die er bewirtschaftet, zusammenhängt. Deshalb hat er mit ihnen nicht nur einmal Pflanzen auf einem Ackerschlag des Hofes betrachtet. Die Mädchen durften die Wurzeln, den Keimling und auch die Erde in der Hand halten, während Traber erzählte.
Boys Day auf dem Altschorenhof
Markus Traber ist selbst Vater von vier Kindern und auch sein Sohn Jan war an diesem Tag beim Praktikum. Im Rahmen des Boys Day hat er einen Blick in die Weiterverarbeitung landwirtschaftlicher Ursprungsprodukte wie Milch, Sahne, Joghurt, Zucker und Beeren geworfen. Jan Traber war bei Familie Deyer zur Speiseeisherstellung auf dem Altschorenhof bei Mühlingen.
Andreas Deyer bietet wie Traber gerne Praktika und Ausbildungsplätze an, um junge Menschen für die Arbeit in der Landwirtschaft zu begeistern. Deyer war es auch, der sich als Kreisvorsitzender des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands (BLHV) und als Fachausschussmitglied im Bereich Bildung bei diesem für ein besonderes Projekt stark machte: die Plattform „Dein erster Tag“.
„Viele Schulen setzten im Prozess der Berufsorientierung auf die Plattform“, so Deyer. Ihn begeistere, dass die jungen Menschen dort einen realistischen und zeitgemäß präsentierten Einblick in den jeweiligen Beruf erhalten könnten. Ein 360-Grad-Film werde von den Schülern über eine VR-Brille angeschaut (VR steht für virtual reality, virtuelle Wirklichkeit). Man habe sozusagen die Sicht, als stünde man inmitten der Handlung, ohne dass sie real um einen herum geschehe.
So steht man zum Beispiel im Film des Berufsbildes Landwirt inmitten des Kuhstalls und der Kuhherde von Familie Markus Feucht aus Nenzingen. Eine Landesförderung hatte die Finanzierung der Aufnahmen hierfür ermöglicht.