Paintball spielen, Skateboarden oder einfach nur mal eine Runde auf dem Bolzplatz kicken gehen: Alles Dinge, die Jugendliche gerne tun – für die es in Stockach aber deutlich zu wenig Möglichkeiten gibt, sagen Konstantina Tsilili und Niklas Muffler. Die beiden 15-Jährigen leben in Stockach und gehen hier auf die Realschule. Doch um in ihrer Freizeit Spaß haben zu können, müssen sie meist nach Radolfzell, Singen oder Konstanz fahren, berichten sie.
„Die Stadt ist einfach zu langweilig für Jugendliche“, sagt Niklas Muffler. Es gebe zu wenige Aufenthaltsplätze speziell für Jugendliche, zu wenige Fahrradstellplätze in der Stadt und im Stadtgarten, keine Freizeitangebote und dazu kein funktionierendes W-Lan in den Schulen, beklagen die beiden.
Jugendliche kritisieren fehlende Freizeitmöglichkeiten
Niklas jüngstes Beispiel ist die Einzäunung der Fußballplätze des VfR. „Man kann jetzt nur noch in Hindelwangen kicken gehen, ohne Vereinsmitglied zu sein“, bedauert der 15-Jährige. Treffpunkte für Jugendliche? „Die sind nicht hier“, antwortet Niklas lachend. Er und seine Freunde würden immer direkt an den Bodensee oder nach Singen fahren, wenn sie etwas erleben wollen. Viele Angebote, wie das Ferienprogramm, würden sich eher an Kinder als an Jugendliche richten.
Laut Konstantina, die in ihrer Freizeit Skateboard fährt sei auch der Skatepark, eines der wenigen Angebote für Jugendliche, zu klein. „Es gibt dort nur drei Rampen, das wird schnell langweilig“, sagt sie. Viele Eltern würden sich über faule Stubenhocker unter den Jugendlichen beschweren. Aber, sagt sie: „Was sollen wir machen, wenn wir nicht jeden Tag mit dem Zug irgendwo hinfahren wollen.“ Es brauche vor Ort mehr Angebote. Konstantinas Fazit: „Stockach ist ein bisschen verschlafen, hier muss mal Schwung reinkommen.“
Zusammenarbeit mit der Stadtjugendpflege
Anfang des Jahres hätten sie daher den Plan gefasst, etwas zu ändern. Den Anstoß habe ihr Gemeinschaftskundelehrer gegeben, der selbst im Hohenfelser Gemeinderat aktiv ist. „Er hatte den Wunsch, dass wir Schüler uns politisch einbringen“, erzählt Niklas. Zunächst hätten sie überlegt, welche Möglichkeit es dafür gibt. Dann hätten sie eine E-Mail an Bürgermeisterin Susen Katter verfasst, die sie an Frank Dei von der Stadtjugendpflege verwiesen habe. Mit dem hätten sie zweimal gesprochen.
„In diesem ersten Gespräch erörterten wir die Möglichkeiten der verschiedenen Formen von Jugendbeteiligungen. An einem zweiten gemeinsamen Termin legten wir die Zielsetzung für ein erstes Treffen von Stockacher Jugendlichen fest“, bestätigt Frank Dei, der die beiden nun berät.
So können Jugendliche Ideen und Wünsche einbringen
Das Ergebnis: Die beiden wollen ein Jugendforum starten. Am 16. Juli um 17 Uhr soll das erste Treffen im Jugendkulturzentrum am Kreisel stattfinden. Konstantina und Niklas organisieren es selbst, drucken Flyer und sammeln Ideen dafür. „Unsere Zielgruppe sind vor allem Jugendliche, die wirklich interessiert sind, etwas zu verändern. Aber es kann jeder kommen und auch einfach erst einmal nur zuhören“, kündigt Konstantina an.
Gemeinsam wolle man bei dem Treffen Ideen sammeln, was in der Stadt für Jugendliche getan werden könnte. Später wolle man schauen, welche Ideen tatsächlich realistisch sind, und diese dann im Gemeinderat präsentieren. „Dort sitzen kaum junge Menschen drin. Viele Räte wissen vermutlich gar nicht genau, was Jugendliche sich wünschen und wie unsere Perspektive auf die Stadt ist“, sagt Konstantina, die auf die Unterstützung vieler anderer Jugendlicher hofft.
Bislang haben die beiden ihre Ideen in den Klassen ihrer Schule vorgestellt und Vorschläge von Mitschülern zusammengetragen. Neben leichter Skepsis seien sie bei diesen auf viel Zustimmung gestoßen. Zudem hätten sie Zugriff auf die Ergebnisse einer Umfrage von Lehrern erhalten, die ihre Schüler nach Verbesserungsvorschlägen befragt hatten. Erste konkrete Ideen gibt es daher bereits. In Zusammenarbeit mit Frank Dei durften sie diese auf der Internetseite der Stadt sammeln.
Stadtverwaltung offen für Verbesserungsvorschläge
Über das Engagement von Konstantina und Niklas sei er positiv überrascht und freue sich, dass sie sich des Themas Jugendbeteiligung annehmen, so Dei. Er finde es wichtig, dass sie mitteilen, was gewünscht ist und fehlt. Klar sei aber auch, dass die Jugend bei der Umsetzung selbst auch aktiv sein müsse, wie zuletzt beim Bikepark im Osterholz.
Nachdem der Jugendbeteiligungsprozess aus dem Jahr 2018, den die Verwaltung angestoßen hatte, „nach gutem Start anschließend nach und nach im Sande verlief“, verspreche er sich nun von der Initiative der Jugendlichen selbst eine größere Wirkung. „Es wird aber darauf ankommen, welche Unterstützung durch weitere Jugendliche die beiden Initiatoren erhalten“, ruft Dei zur Teilnahme bei dem Treffen am 16. Juli auf.
Die Stadt Stockach werde sich mit den Anliegen der Jugendlichen intensiv auseinandersetzen, sowohl Verwaltung wie auch Gemeinderat würden von den Ergebnissen des Treffens der Jugendlichen in Kenntnis gesetzt, verspricht er. Als Zeichen für die Gesprächsbereitschaft der Verwaltung könne, falls von jugendlicher Seite gewünscht, Stadtbaumeisters Lars Heinzl an dem ersten Treffen teilnehmen, sagt Dei, der auch selbst dabei sein wird.