Wie genau funktioniert das eigentlich und muss man vor der Nadel Angst haben? Diese Frage kann sich vor einer Blutspende stellen, wie sie am 3. April in der Nellenburghalle in Stockach stattfindet oder am 11. April im Milchwerk in Radolfzell. Der Bedarf ist groß, aktuell (Stand 2. April 2025) zeigt das Blutgruppen-Barometer für Baden-Württemberg und Hessen etwa für die Blutgruppen A+ und 0+ einen kritischen Bestand an, bei der Blutgruppe 0- sogar eine bedrohliche Situation. Ein Selbstversuch zeigt schon im Juni 2022, wie so eine Blutspende tatsächlich funktioniert und sich anfühlt.

Terminreservierung soll es auch künftig geben

Wenige Tage vor Beginn der Blutspendeaktion waren noch acht Termine frei. Die Online-Buchung funktioniert problemlos. Sie ist seit der Corona-Pandemie erforderlich, erklärte Bruno Conrad, damals Vorsitzender des DRK-Ortsvereins Stahringen-Wahlwies und inzwischen Bereitschaftsleiter.

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Am Blutspendetag sollte man viel trinken: Mindestens zwei Liter Flüssigkeit, damit der Körper den Blutverlust besser ausgleichen kann. So steht es in den Vorab-Informationen. Schließlich wird mir, wenn alles gut läuft, wenig später ein halber Liter Blut fehlen.

Der Blutspendetag: Ankunft an der Rossberghalle

Die Warteschlange bewegt sich schnell vorwärts. Am Anmeldeschalter bekomme ich als Erstspender erstmal einen ganzen Packen Papierkram. Einen Teil davon muss man bei jeder Blutspende neu ausfüllen: einen Fragebogen zum Gesundheitszustand und den persönlichen Lebensumständen. Aber wenn man öfter kommt, geht das irgendwann ganz schnell, verspricht die Helferin am Empfang.

Sie schickt mich weiter zur Laboruntersuchung. Dort sitzt Thomas Dippong. Er gehört zum Team des DRK-Blutspendedienstes und verpasst mir den ersten Pikser des Tages – in den Finger.

Bei der Voruntersuchung am Labor-Tisch: Thomas Dippong vom DRK-Blutspendedienst nimmt SÜDKURIER-Reporter Dominique Hahn einen Tropfen ...
Bei der Voruntersuchung am Labor-Tisch: Thomas Dippong vom DRK-Blutspendedienst nimmt SÜDKURIER-Reporter Dominique Hahn einen Tropfen Blut von der Fingerkuppe ab. | Bild: Peter Issler

Der Blutstropfen wird unter anderem darauf untersucht, ob die Eisenwerte stimmen. Außerdem wird der Blutdruck gemessen und ich bekomme ein Fieberthermometer an die Stirn gehalten. Es zeigt 36 Grad Celsius an. „Alles gut, sie können weiter zum Arzt“, sagt Dippong.

Nicht jeder darf spenden

Einer der beiden Ärzte an diesem Tag ist Klaus Weitling. Freundlich und humorvoll geht er mit mir nochmal den Fragebogen zum Gesundheitszustand durch. Manche Blutspender müsse er abweisen, weil sie gesundheitlich nicht fit sind oder einen Risikofaktor haben, wie er berichtet. Das betreffe nur wenige Menschen, sei aber wichtig: „Die Blutspende hat für den Spender an sich weder negative noch positive Auswirkungen. Aber wir wollen auf Nummer sicher gehen, dass es dem Spender danach nicht schlechter geht als davor“, sagt Weitling.

Doktor Weitling ist an diesem Tag extra aus Freiburg angereist. „Wir haben ziemliche Probleme, Ärzte für die Voruntersuchung bei den Blutspende-Terminen zu finden. Aber ich mache das schon seit 37 Jahren“, erzählt er.

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Ein kurzer Piks, keine Schmerzen

Dann wird es ernst. In der Mitte der Halle sind die Liegen aufgebaut, auf denen Spendern das Blut abgenommen wird. Nach kurzer Wartezeit bin ich an der Reihe. „Möchten Sie den rechten Arm oder lieber den linken?“, fragt Karin Schlecht. Sie ist eine der Frauen, die den Spendern das Blut abnehmen. „Den linken bitte“ antworte ich.

Nachdem ich mich hingelegt habe, sucht sie in meiner Armbeuge nach einer geeigneten Vene. Ich drehe vorsichtshalber schon mal den Kopf zur Seite und versuche, nicht an die Nadel zu denken. Nach einer Vorwarnung spüre ich einen leichten Pikser. Nur ganz kurz. War es das schon? Ich schaue wieder auf den linken Arm, in dem jetzt eine Nadel steckt.

In der Armbeuge wird das Blut abgenommen und fließt in eine Konserve neben der Liege.
In der Armbeuge wird das Blut abgenommen und fließt in eine Konserve neben der Liege. | Bild: Peter Issler

Dass schon Blut in die Konserve neben der Liege fließt, merke ich erst, als Karin Schlecht es anspricht. Es tut überhaupt nicht weh, eigentlich spürt man die Nadel kaum. „Machen sie die linke Hand langsam auf und zu, dann fließt das Blut noch besser“, erklärt Karin Schlecht.

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Nach etwa zehn Minuten ist die Konserve schon voll. Ich bekomme einen Druckverband und werde zu einer anderen Liege begleitet. Erstspender sollen sich noch zehn Minuten hinlegen. Die anderen dürfen sich hinsetzen – zur Sicherheit, damit der Kreislauf sich an das fehlende Blut gewöhnen kann. Ich nehme das Angebot gerne an, auch wenn ich mich fit wie ein Turnschuh fühle.

Veranstalter sind zufrieden mit Teilnahme

211 Spender haben sich für diesen Tag vorab einen Termin reserviert. Damit sei die Blutspendeaktion in der Rossberghalle ausgebucht gewesen, erklärte Bruno Conrad vom DRK-Ortsverband. Er ist an meine Liege gekommen ist, um nachzusehen, wie es mir geht.

Bruno Conrad, der Vorsitzende der DRK-Ortsgruppe Stahringen-Wahlwies, vor dem Mannschaftswagen.
Bruno Conrad, der Vorsitzende der DRK-Ortsgruppe Stahringen-Wahlwies, vor dem Mannschaftswagen. | Bild: Dominique Hahn

„Unsere Termine sind in der Regel gut besucht“, sagt Conrad erfreut. Trotzdem werde der Bedarf mitunter kaum gedeckt. „Gerade im Sommer ist die Lage schwierig, weil viele im Urlaub sind“, erklärt er.

Das bestätigt auch Johanna Stürmer, Leiterin des Blutspendedienst-Teams. „Die Spendenbereitschaft schwankt“, erklärt sie. Das sei schlecht, denn: „Jeder sollte bedenken, dass man auch selbst mal in die Lage kommen kann, eine Blutkonserve zu brauchen“, so Stürmer.

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Pluspunkte: Untersuchung und eine Grillwurst

Der angenehme Nebeneffekt ist, dass die Blutproben eines Spenders untersucht werden. Falls etwas nicht stimme, werde man benachrichtigt, erklärt Stürmer. Die Untersuchung sei zwar nicht so umfangreich wie beim Arzt, aber immerhin kostenlos. Mit der Zusendung des Blutspenderausweises erfahren Spender außerdem die eigene Blutgruppe.

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Nach zehn Minuten stehe ich von der Liege auf und trinke mein Wasser leer, denn viel Trinken ist auch nach der Blutspende wichtig. Eine Station wartet noch: die Verpflegung. In Wahlwies gibt es kostenlose Grillwürste. Die lasse ich mir schmecken, denn als Erstspender muss ich noch eine halbe Stunde warten, bis ich wieder Auto fahren darf.

Das persönliche Fazit: Eine Stunde Zeit, um Leben zu retten

Insgesamt war der Aufwand gering. Es braucht nur rund eine Stunde Zeit, um mit einer Blutspende eventuell einem anderen Menschen das Leben zu retten. 202 Blutkonserven wurden am Ende des Tages eingeladen, berichtet Conrad im Nachgang zum Termin. Insgesamt 15 Erstspender waren mit dabei. Ich bin mir auf dem Rückweg sicher: „Das war bestimmt nicht meine letzte Blutspende.“

Dieser Artikel erschien erstmals im Juni 2022 und wurde an wenigen Stellen aktualisiert.