Die Corona-Zahlen sind niedrig, in den Krankenhäusern wird wieder operiert. Doch an den dafür so dringend benötigten Blutkonserven mangelt es wie selten zuvor. Helfen können Blutspendentermine – wie jener am Donnerstag in Stockach.

Als „sehr guten Termin“ bezeichnet Sonja Frisch, Referentin des DRK-Blutspendedienstes, das Blutspenden am Donnerstag in der Jahnhalle. Monika Diebold, die stellvertretende Bereitschaftsleiterin des DRK-Ortsvereins, stimmt zu: „Wir haben 210 Anmeldungen gehabt, mehr schafft unser Personal auch nicht.“

Marianne Hertrich zapft einem Spender Blut ab. Als Terminleitung führte sie die Blutspende durch.
Marianne Hertrich zapft einem Spender Blut ab. Als Terminleitung führte sie die Blutspende durch. | Bild: Mario Wössner

218 Spender kommen in die Jahnhalle

Erschienen seien am Ende sogar 218 Spender, neun davon zum ersten Mal. Da zwölf Menschen nicht spendenfähig waren, konnten 206 Blutkonserven gewonnen werden, gibt Sonja Frisch Auskunft.

Eine davon stammt von Nadine Heinzle. Die 45-Jährige spendete am Donnerstag bereits zum 28. Mal Blut. „Ich habe eine seltene Blutgruppe und weiß daher, wie wichtig meine Spende ist. Ich mache das gerne, wenn es jemandem hilft“, sagt die Stockacherin. Sie selbst sei auch froh, wenn genügend Blut da ist, falls sie einmal welches brauche.

Nadine Heinzle aus Stockach spendete am Donnerstag bereits zum 28. Mal Blut.
Nadine Heinzle aus Stockach spendete am Donnerstag bereits zum 28. Mal Blut. | Bild: Mario Wössner

Corona-Regeln schrecken Spender nicht ab

Von den Corona-Regeln während des Termins ließ Heinzle sich nicht vom Spenden abhalten. „Ich war zuerst abgeschreckt, weil man einen festen Termin braucht und die Spende deshalb so verpflichtend wirkt. Aber der Termin ist so super organisiert, dass ich es so sogar besser finde“, erklärt sie.

Auch Jochen Schwenger hilft mit, die Reserven aufzustocken. Der 47-jährige Radolfzeller spendet zum siebten Mal. Vor einigen Jahren habe er sich registrieren lassen, „weil ich als Motorradfahrer weiß, wie wichtig Blutspenden sind“, sagt er. Das Blut der beiden und 204 weiterer Spender konnte der Blutspendedienst am Donnerstagabend ins Institut nach Ulm transportieren, um es in die einzelnen Bestandteile zu zerlegen und an die Krankenhäuser zu verteilen.

Jochen Schwenger aus Radolfzell beim Blutspenden in der Jahnhalle. Der 47-jährige Motorradfahrer weiß, wie wichtig eine Spende sein kann.
Jochen Schwenger aus Radolfzell beim Blutspenden in der Jahnhalle. Der 47-jährige Motorradfahrer weiß, wie wichtig eine Spende sein kann. | Bild: Mario Wössner

Die Gründe für den Mangel an Blut

DRK-Referentin Sonja Frisch ist froh über die hohe Spendenbereitschaft trotz Corona. „Die Spender haben die Corona-Maßnahmen bei uns echt gut angenommen“, berichtet sie. Viele ältere Leute ohne Internet würden sogar auf Rathäusern anfragen, wie sie an einen Termin kommen könnten.

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Und deren Hilfe ist auch bitter nötig. Franziska Hanfland, Pressesprecherin des DRK-Blutspendedienstes Baden-Württemberg und Hessen, berichtet von knappen Reserven: „Wir sind mittendrin im alljährlichen Blutspende-Sommerloch – die Versorgungslage ist kritisch.“

DRK benötigt 13.000 Blutkonserven pro Woche

Hauptgrund neben der üblichen Spende-Flaute im Sommer: Die Folgen der Corona-Pandemie. Denn die Krankenhäuser holen jetzt die Operationen nach, die während Corona verschoben werden mussten. „Die Folge ist ein rasant ansteigender hoher Bedarf an Blutspenden, der alle Blutspendedienste aktuell vor eine ernsthafte Herausforderung stellt“, erklärt Hanfland.

So benötige der Blutspendedienst alleine in Baden-Württemberg und Hessen etwa 13.000 Blutkonserven pro Woche. „Gerade in den gewohnt blutarmen Sommermonaten ist der DRK-Blutspendedienst ganz besonders auf die Solidarität jedes einzelnen Spenders angewiesen“, sagt die Pressesprecherin.

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Vorrat reicht für maximal zwei Tage

Und obwohl viele Spender den Ablauf mit festen Terminen schätzen, gibt es Probleme. Franziska Hanfland erklärt: „Zum einen können Personen, die Kontakt zu einem Corona-Infizierten hatten oder in einem Risikogebiet waren, nicht für die Blutspende zugelassen werden.“ Zum anderen könnten nicht an allen bisher genutzten Orten Termine stattfinden, da nicht alle Räume groß genug seien, um die Abstandsregeln einzuhalten.

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Deshalb reiche der aktuelle Vorrat an Blutreserven nur für ein bis zwei Tage. „Normal wären vier bis fünf“, beklagt sie. Und Sonja Frisch sagt: „Alles was in den nächsten vier bis sechs Wochen an Blut reinkommt, ist bereits fest verplant.“