Es ist eines der größten laufenden Bauprojekte der Stadt Stockach: Das Regenüberlaufbecken Kniebreche nimmt immer mehr Form an. Inzwischen sind die Becken fertig betoniert. Laut Stadtbaumeister Lars Heinzl stehen nun noch Stahlbauarbeiten sowie der Einbau der Steuertechnik und der Pumpen an. Ende des Jahres soll die Anlage in Betrieb gehen.
„Ich hoffe, damit sind wir für die nächsten Jahre gerüstet“, betonte Heinzl bei der jüngsten Bürgerversammlung. Mit den drei neuen Becken kommen rund 2500 Kubikmeter an Rückhaltevolumen hinzu. Damit wird die Kapazität der Anlage, die in den 80er-Jahren gebaut wurde, verdoppelt. Wie Heinzl erklärt, ist das Regenüberlaufbecken Teil der Kanalisation und „ein Beitrag zum Umweltschutz“, wie er betont. Wenn es zu einem Starkregenereignis kommt, dann gelange mitunter innerhalb kurzer Zeit sehr viel Wasser in die Kanalisation. „Das wird im Regenüberlaufbecken zwischengelagert, damit nicht zu viel Abwasser in der Natur landet“, so Heinzl.
Dass eine Erweiterung nötig ist, ergab laut SÜDKURIER-Informationen eine Berechnung des allgemeinen Kanalisationsplanes vor einigen Jahren, die Planungen hierfür begannen noch unter Heinzls Vorgänger Willi Schirmeister. 2021 gab es grünes Licht für die Investition vonseiten des Stockacher Gemeinderats. Bereits für den Haushalt 2022 war die Summe von 1,5 Millionen Euro für die Erweiterung der Anlage im Haushalt eingeplant.
Neue Technologie im Einsatz
Die neuen Becken sind fünf Meter tief und nehmen eine Grundfläche von 30 mal 30 Metern ein. Beim Bau sei eine neue Technologie zum Einsatz gekommen. „Wir haben mit der Flüssigbodenbauweise gearbeitet“, so Heinzl. Dabei wird Aushubmaterial verflüssigt und kann als Grundlage für den weiteren Aufbau zur Verfüllung der Baugrube verwendet werden. Dadurch habe man nicht nur das anfallende Aushubmaterial wiederverwenden, sondern auch Beton einsparen können.
Gleich zu Beginn hatten die Bauarbeiter allerdings mit einigen Widrigkeiten zu kämpfen. Denn Starkregen sorgte im vergangenen Frühjahr widerholt für Verzögerungen auf der Baustelle. „Die Badewanne ist uns mehrfach vollgelaufen“, so Heinzl.
Gleich zu Beginn der Bauarbeiten habe man zudem festgestellt, dass ein Notüberlaufkanal näher am geplanten Becken liegt, als es in den Lageplänen verzeichnet war. Deshalb musste der ganze Kanal verlegt werden. Zuletzt habe ein Defekt am Baukran zu einer weiteren kurzen Verzögerung geführt. Wie Heinzl in einem früheren Gespräch mit dem SÜDKURIER erklärte, sei durch die Unwägbarkeiten zu Beginn der Bauarbeiten eine Verzögerung von rund sechs Wochen entstanden.

So bereitet sich die Stadt auf Starkregen vor
Angesprochen auf künftige Starkregenereignisse legte Heinzl bei der Bürgerversammlung die Maßnahmen der Stadt dar, die dem Hochwasserschutz dienen sollen. Explizit nannte er die Einrichtung von Grünflächen, die im Falle von Starkregenereignissen zu einer Versickerung des Wassers beitragen sollen. In Neubaugebieten würde zudem darauf geachtet, Rückhaltebecken anzulegen, die eine gewisse Wassermenge aufnehmen können.
Zudem baue man heute getrennte Kanäle für Regen- und Brauchwasser. Das solle auch im Zuge der Sanierung der Oberstadt umgesetzt werden. Was für Heinzl jedoch fest steht: Alle Maßnahmen zur Hochwasserprävention haben ihre Grenzen. „Irgendwann ist es immer zu viel“, so Heinzl. Er erinnerte in diesem Zusammenhang an das Hochwasser im Ahrtal vor einigen Jahren. „Auslöser des Hochwassers war dort ein Unwetter biblischen Ausmaßes“, so Heinzl. Wenn eine Region von so einem Ereignis getroffen werde, dann kämen alle Maßnahmen irgendwann an ihre Grenzen, machte der Stadtbaumeister deutlich.