„Den Narrensamen insbesondere zu ziehen“, ein Satz, den schon unzählige Männer während der Stockacher Fasnet vor dem Narrenschreiber und dem Pritschenmeister versprochen haben, als sie zum Laufnarren geschlagen wurden. Aber mit dem „Ziehen“ ist es eben nicht getan, die kleinen Narren müssen auch angezogen werden, das heißt, sie benötigen ein Häs – so heißen die Kostüme der Stockacher Fasnet – und diese sind nicht billig. Damit ein neues Häs entstehen kann, müssen Stoffe, Leder, Glocken, Hüte, Hauben und vieles mehr beschafft und zu einem bunten Ganzen genäht werden. Das alles geschieht in teurer Handarbeit nach einer festen Vorlage.
„Nachwuchsarbeit im Ehrenamt ist wichtig – so auch bei uns Stockacher Narren“, erklärt Narrenrichter Jürgen Koterzyna. „Damit dies gelinge, sollten Kinder und Jugendliche möglichst früh im Häs an unserer Fasnacht teilhaben und sich so als Teil der Zunft fühlen können“. Wohlwissend, dass die Anschaffung der handgefertigten Häser nicht billig ist, hat sich das Stockacher Narrengericht nach Sponsoren umgesehen und ist bei der Werner und Erika Messmer Stiftung aus Radolfzell fündig geworden. Diese hat dem Zuschussantrag zugestimmt und fördert die Neuanschaffung von 15 Häsern für den närrischen Nachwuchs in den Gliederungen des Narrengerichts mit einem „beträchtlichen Betrag „ wie es Koterzyna formuliert.
Zur Übergabe der Spende kam Petra Bialoncig, Mitglied des Stiftungsvorstands, ins Hans-Kuony Haus nach Stockach. „Wir fördern gemeinnützige Projekte in Bildung und Erziehung, Kultur und Kunst, Jugendhilfe und Altenpflege, Wissenschaft und Sport“, erklärte Bialoncig die Förderschwerpunkte der Werner und Erika Messmer Stiftung, die seit dem Jahr 2010 aus der Zusammenlegung der Werner Messmer Stiftung (gegründet im Jahr 1998) und der Erika Messmer Stiftung (gegründet im Jahr 2005) entstanden ist.
„Werner Messmer hätte diese Spende an die Stockacher Fasnacht sicherlich für gut befunden“, erklärte Bialoncig, denn er sei seinerseits ein aktiver Narr gewesen. Auch sei er als Espasinger nicht weit weg von der Stockacher Fastnacht gewesen.
Ziel noch übertroffen
Der gespendete Betrag der Stiftung wurde vom Förderverein der Stockacher Narren – dem Verein Hans Kuony – noch „aufgerundet“, damit auch genügend Häser angeschafft werden konnten. „Unser Ziel war es, mindestens zehn bis zwölf neue Häser anzuschaffen“ erklärte Koterzyna und zeigte sich ob der noch größeren Anzahl fünfzehn sehr erfreut.
Wie vom Narrengericht nicht anders zu erwarten, wurde aus der Spendenübergabe ein kleines Matinee-Ereignis gemacht, an dessen Höhepunkt sich 15 Kinder stolz in ihren neuen Häsern präsentierten: Alt-Stockacherinnen, Zimmerer, Marketenderinnen, Laufnarren und Hänsele. Mit dabei waren auch Vertreter aller Gliederungsvorstände, die Jugendwarte und natürlich auch das Narrengericht, vertreten durch Narrenrichter Jürgen Koterzyna und Laufnarrenvater Michael Zehnle, der gegenüber dem SÜDKURIER erklärte, dass die gespendeten Häser nicht in das Eigentum der Kinder, respektive ihrer Eltern übergingen. „Das Narrengericht bleibt Eigentümer und vergibt die Häser nach Bedarf“, erklärte Zehnle.
In seinem Schlusswort bedankte sich Koterzyna im Namen des Narrengerichts und seiner fünf Gliederungen bei der Stiftungsvertreterin Bialoncig für die „großartige Unterstützung unserer ehrenamtlichen Kinder- und Jugendarbeit“. Er hätte gerne mit einem dreifach kräftigen Narro geschlossen, aber wie er selbst sagte „geht das bei uns erst ab Dreikönig.“