Wer bei einem Stadtspaziergang mehr über die Entstehung des Schweizer Feiertags oder die Herkunft der Nellenburg-Sage erfahren will, hat ab jetzt eine neue Möglichkeit dazu. Schüler aus verschiedenen Klassen des Nellenburg-Gymnasiums haben innerhalb der Geschichts-AG gemeinsam mit Johannes Waldschütz vom Stadtmuseum einen digitalen Stadtrundgang entwickelt. Geschichtslehrer und AG-Leiter Michael Moser erklärt: „Es geht durch die Altstadt und auf die Nellenburg. Die Themen waren zum Teil von uns vorgegeben, aber die Kinder hatten auch eigene Ideen, die sehr gut waren.“

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So gibt es zum Beispiel Stationen über die Bombardierung der Stadt während der beiden Weltkriege, über das historische Gefängnis in der Kaufhausstraße und die Ankunft des Heckerzugs in Stockach im Jahr 1848. Zudem schrieben die Schülerinnen und Schüler der AG gemeinsam mit ihrem Lehrer Michael Moser Artikel über die Zerstörung der Stadt bei Kriegen im 18. Jahrhundert, über die Sage rund um die Nellenburg sowie zur Entstehung der Stockacher Fasnacht und zum Ursprung des Schweizer Feiertags nach der Belagerung Stockachs im Jahr 1499.

Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum

Das Projekt entstand in Zusammenarbeit zwischen der Schule und dem Stadtmuseum. Zuvor hatte es Geschichtslehrer Michael Moser beim Hegau-Bodensee-Seminar beantragt. Ziel sei es laut Moser gewesen, die Geschichte der Stadt erlebbar zu machen.

Die Stationen des Rundgangs würden vieles abdecken, was in der bisherigen Stadtführung nicht enthalten war. Schüler Philipp Memmler, der einen Artikel über die Fasnacht geschrieben hat, ergänzt: „Wir wollten anderen helfen, die nicht von hier sind und sich nicht auskennen. Das fand ich cool.“ Die Texte haben die zehn Schüler der AG, die bei Projektbeginn 2019 in den Klassenstufen sechs bis elf waren, selbst geschrieben. Sie verbrachten dafür viele Stunden im Stadtarchiv und suchten im Internet nach Infos. „Die Schüler haben selbstständig Quellen gewälzt, Bilder ausgewählt und im Archiv recherchiert. Dadurch wurde Geschichte für sie greifbarer. Sie konnten die alten Texte anfassen, riechen und spüren“, beschreibt Lehrer Michael Moser die Arbeit.

Recherche begann schon 2019

Bereits 2019 begann die Recherche im Stadtarchiv. Dort durften die Schüler mit Originalquellen in alten Büchern recherchieren. „Das war für die Schüler mal eine neue Perspektive. In Schulbüchern sind die Quellen schon so ausgewählt, dass sie altersgerecht sein sollen. Bei diesem Projekt konnten die Schüler mal selbst Originalquellen anschauen und auswählen, was sie verwenden wollen“, erklärt Michael Moser den Lerneffekt des Projekts.

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Den Schülerinnen und Schülern hat das Projekt sehr viel Spaß gemacht, „vor allem die Recherche im Archiv“, findet Annika Hunger. Die 18-Jährige beschreibt die Arbeit so: „Wir konnten die Vergangenheit wirklich in den Händen halten und der Geruch der alten Quellen im Archiv war etwas ganz Neues.“ Es sei cool gewesen, so viele verschiedene Quellen zu nutzen wie Bücher, alte Zeitungen, Bilder aber auch das Internet. Sie habe es interessant gefunden, Geschichte selbst konkret vor Ort erleben zu können und nicht nur etwas auswendig lernen zu müssen. „Wir konnten uns tief eingraben in Ereignisse hier in Stockach“, berichtet Caroline Sinner.

Wegen Corona verschoben

Museumsleiter Waldschütz glaubt: „Wenn man selbst ins Archiv geht und sich sein Wissen erarbeitet, bleibt wahrscheinlich mehr hängen als im normalen Unterricht.“ Im ersten Lockdown schrieben die Schüler ihre Texte. Danach wurden die Artikel von Michael Moser durchgesehen. Geplant war, das Projekt im Anschluss zu veröffentlichen. Doch dann kam Corona dazwischen, es musste auf 2021 verschoben werden. „Ich habe nicht mehr daran geglaubt, dass wir es noch veröffentlichen können. Umso mehr freue ich mich, dass es jetzt doch noch geklappt hat“, sagt Moser.