In der Oberstadt tut sich in diesen Wochen einiges. Zwei Geschäfte haben geschlossen, doch die Räume bleiben nicht leer. das Umweltzentrum eröffnet am 16. November offiziell nach dem Umzug in die Räume von „Bücher am Markt“ und nachdem der Unverpackt-Laden Melvi‘s geschlossen hat, ist direkt die Feinkost-Oase eingezogen.
Warum Melanie Kube 19 Monate nach der Eröffnung aufgehört hat, wollte sie auf SÜDKURIER-Nachfrage nicht sagen. Selcuk Hizar hat die Gelegenheit genutzt, sein Geschäft aus einem kleinen Ladenlokal auf die andere Straßenseite zu verlagern. Was aus seinem bisherigen Ladengeschäft wird, ist bisher nicht bekannt.
Das Geschäft läuft gut
Noch sind nicht alle Waren eingetroffen, doch täglich erweitert Selcuk Hizar dank der größeren Verkaufsfläche sein Sortiment. Zusammen mit einem Mitarbeiter verkauft er türkische und arabische Waren, dazu Getränke, Frischfleisch und frischen Fisch, den man auch vorbestellen kann. Gewürze und deutsche Artikel vervollständigen sein Angebot. „Wir bieten hier alles für die Nahversorgung“, sagt er.
Gerade für ältere Menschen aus der Nachbarschaft sei es hilfreich, fußläufig einkaufen zu können und keine weiten Wege in die Supermärkte oder Discounter bewältigen zu müssen. Mit dem bisherigen Kundenzulauf ist er zufrieden. Unter der Woche hat er ganztags geöffnet, samstags bis zum Nachmittag.
Jeder Laden ist wichtig
Metzgermeister Max Knoll betreibt sein Geschäft schräg gegenüber und hat kein Problem damit, dass Hizar ebenfalls Fleisch anbietet. „Ich sehe das mehr als Ergänzung, denn als Konkurrenz“, erklärt Knoll, der während des Gesprächs nahezu jeden Kunden, der hineinläuft, mit dem Namen anspricht. Die Händler in der Innenstadt hätten aus seiner Sicht den Auftrag zur zentralen Nahversorgung, da sei er froh um jeden Laden, der vorhanden sei.
Auch Sebastian Scholze, Mitarbeiter der Wirtschaftsförderung der Stadt Stockach, sieht die Sache positiv: „Aus städtischer Sicht ist es gut, dass der drohende Leerstand des ehemaligen Melvi‘s wieder durch ein frequenzbringendes Handelsangebot belegt wird und die Handelsfläche als solche nicht ausstirbt.“ Insgesamt stelle das Warensortiment des türkischen Händlers sicherlich eine wertvolle Ergänzung zu Metzgern, Bäckern und dem Wochenmarkt im Sinne der Nahversorgungsstruktur in der Oberstadt dar.
Und Scholze fügt hinzu: „Es freut uns, dass die Betreiber Hoffnung in den Standort und in die einkaufende Bevölkerung setzen.“ Abgesehen von dem nun frei gewordenen bisherigen Geschäft hielten sich die Leerstände in Grenzen. „Zumindest, wenn man die selten geöffneten Ausstellungsfläche und zu Wohnraum umfunktionierten Flächen außer Acht lässt“, so Scholze weiter.
Belebung der Oberstadt ist ein Dauerthema
Über die Feinkost Oase hat Kulturamtsleiterin Corinna Bruggaier bisher nur Gutes gehört: „Unsere Rückmeldungen der Besucher zum Gemüseladen sind durchweg positiv.“ Wirtschaftsförderin Regina Schlecker und sie thematisierten in ihren Gesprächen mit den Bewohnern und Akteuren in der Stadt und darum herum immer wieder die Belebung der Oberstadt. Die Unterstadt sei von dieser Problematik seit dem Bau des Stadtwall Carrées nicht mehr so stark betroffen.
Im Rahmen von Veranstaltungen gelinge es gut, die Oberstadt zu beleben, stellt sie fest. „Der Feierabendhock beim Schweizer Feiertag oder die Kulturnacht sind Beispiele. Wobei man hier auch Einiges in die Unterstadt ausweiten könnte, um Ober- und Unterstadt zu verbinden.“ Das Problem bleibe die Belebung im Alltag.
Manche Händler kämpfen ums Überleben
Bruggaier setzt große Hoffnung in das Sanierungskonzept für die Oberstadt. „Ich freue mich sehr darauf, gemeinsam mit den Akteuren nun an die Entwicklung zu gehen und ich bin auch froh, dass der Stadtbaumeister Lars Heinzl als Verantwortlicher uns miteinbezieht, die wir im Alltag doch recht viel Kontakt zu den Menschen vor Ort haben.“
Die Pläne änderten jedoch nichts daran, dass die Lage für Einzelhändler in der Oberstadt nicht gut sei beziehungsweise viele ums Überleben kämpften. Umso mehr freue sie sich über Aktionen wie die Donnerstagabend-Öffnung von Stefanie und Roland Rossdeutscher, die seit einiger Zeit einmal im Monat im Mahlwerk Livemusik, kleine Speisen und Getränke anbieten. Oder im Sommer die Abend-Öffnungen am Donnerstag „Die beiden haben einfach mal investiert und wurden mit Erfolg belohnt.“
Das würde der Innenstadt guttun
Wirtschaftsförderin Regina Schlecker hat viele Ideen für Läden in der Innenstadt. Wünschenswert wären kleine Geschäfte mit Angeboten aus der Region, regionalen Lebensmitteln und/oder Spezialitäten aus aller Welt, Geschäfte in Richtung Kultur/Buchhandlung, Kunst/Handarbeiten/Holzarbeiten oder anderen Waren, die sich von Standardangeboten großer Ketten unterscheiden. „Eine Kombination aus Einkaufen und sich wohlfühlen“, sagt sie. Gut wäre aus ihrer Sicht eine weitere Postfiliale, damit gerade auch Menschen, die nicht so mobil sind und in und außerhalb der Oberstadt wohnen, nicht immer bis in die Unterstadt müssen. Außerdem wären weitere Gastronomieangebote willkommen.
Regina Schlecker betont, das geplante Konzept für die Oberstadtsanierung solle eine Entwicklung in diese Richtung unterstützen. Dann ergänzt sie, ihr schwebe die Einrichtung eines „Pop-up-Stores“ vor: „Die Stadt müsste eine Ladenfläche anmieten und diese auf Zeit an Menschen untervermieten, die ihre Ideen für ein Geschäft ausprobieren möchten. Die Stadt beziehungsweise die Wirtschaftsförderung würde bei der Bewerbung unterstützen. Um so etwas zu realisieren, müsste der Eigentümer einer Immobilie mit Leerstandsflächen bereit sein, dies durch günstige Mietpreise zu unterstützen.“