Fast wäre die jüngste Kellerführung die letzte mit Thomas Warndorf gewesen. Er macht aber noch etwas weiter und zeigt Interessierten, wo man eigentlich das mittelalterliche Stockach erkennen kann: In den Kellern der Oberstadt, die zum Teil mehrere Stockwerke tief sind. Ein besonders spannender Keller befindet sich unter dem Trödelladen in der Häuserreihe zwischen der Hauptstraße und der Pfarrstraße.
Wer dort die Treppen hinuntergeht und sich von Spinnweben und Schmutz nicht abschrecken lässt, erfährt die Geschichte von Stockachs erster Kegelbahn. Sie gehört zum Gasthaus Germania, doch heute ist von der Kegelbahn eigentlich nichts mehr bis auf kleine Erhebungen am Boden zu sehen.

Gegenstände aus früheren Zeiten
Vom großen vorderen Kellerraum zweigen kleinere Räume ab. Alleine diese bieten viel zu sehen, weil es Durchreichen, Wandnischen oder sogar einen kleinen zugemauerten Gang in den Nebenkeller gibt. In den Räumen, ja sogar Gewölben, stehen Gegenstände, die von der Zeit vergessen wurden: Flaschen, Glühbirnen, Schaufeln, Kohlestücke, ein merkwürdiger Eisenverschlag und vieles mehr. Das große Geheimnis dieses Kellers verbirgt sich allerdings unter einem unscheinbaren Brett.
Warndorf brauchte zwei Männer, die ihm halfen, das Brett zu heben. Zum Vorschein kam eine brüchige Holztreppe – Jahrhunderte alt und für die Teilnehmer nicht begehbar. Doch alleine der Blick nach unten ließ schon erahnen, welche Baumeister dort einmal am Werk gewesen waren.
“Es ist eindrucksvoll, mit welch einfachen Mitteln früher gebaut wurde“, sagte Warndorf. Denn wenn ein Keller mal zu klein geworden war, wurde einfach ein weiteres unterirdisches Stockwerk in den gut bearbeitbaren Molassefels gegraben. Momentan sei noch nicht bekannt, ob die Holztreppe älter oder jünger als 1704 ist, aber eine Datierung mittels einer dendrochronologischen Untersuchung sei geplant, so Warndorf. Bei der Dendrochronologie wird das Holz untersucht und datiert.
Eis hielt in tiefen Kellern bis Mai
Der untere Keller sei ein Eiskeller gewesen. In vielen Gaststätten habe es diese gegeben, da dort Eis vom Stockacher Eisweiher gelagert worden sei, um zu kühlen. Das Eis habe oft bis circa in den Mai gehalten.
Zu Warndorfs Führung gehörten insgesamt drei Keller. Er erläuterte historische Details zum Stadtbrand von 1704 und wie Stockach zahlreiche Brauereien und Gaststätten hatte. Zudem schilderte er baugeschichtliche Fakten und dass zum Beispiel das Straßenniveau der Oberstadt früher viel niedriger war als heute. Bei dieser Erklärung verknüpften sich Vergangenheit und Zukunft, da Warndorf auf die jüngste Oberstadtsanierung vor rund 23 Jahren hinwies. Die Stadtverwaltung hat die Planung für eine erneute Umgestaltung begonnen.
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