Nach 17, eigentlich sogar 21 Jahren, ist Schluss: Diana Taddia schließt zum 15. Oktober die beliebte Buchhandlung „Bücher am Markt“ in der Stockacher Oberstadt, in der auch Kulturveranstaltungen stattfinden. Das bedeutet aber nicht, dass es dort einen Leerstand oder keine Bücher mehr gibt. Denn das Umweltzentrum wird vom jetzigen Standort in die Räume ziehen. Die Buchhändlerin und Sabrina Molkenthin, Leiterin des Umweltzentrums Stockach, erklären gemeinsam, wie es weitergeht und was überhaupt die Hintergründe sind.

Diana Taddia ist es wichtig, mit Gerüchten aufzuräumen, die kursieren: „Nein, ich habe nicht geheiratet, ich ziehe nicht weg und ich gehe auch nicht in Frührente“, zählt sie auf. Es liege auch nicht an der wirtschaftlichen Lage, auch wenn der Blick in die langfristige Zukunft ein Faktor gewesen sei. Der Pachtvertrag laufe immer fünf Jahre und habe sich dem Ende zugeneigt. Daher habe sie überlegt und schließlich ein Angebot aus Singen angenommen. Dort werde sie bald Leiterin einer Filiale der Buchkette Thalia im Einkaufszentrum Cano. „Ich bleibe weiter in Stockach wohnen“, fügt sie hinzu. „Und ich bleibe der Buchhandelsbranche treu.“

Die Räume von Bücher am Markt werden das neue Zuhause des Umweltzentrums.
Die Räume von Bücher am Markt werden das neue Zuhause des Umweltzentrums. | Bild: Löffler, Ramona

Die Entscheidung hat auch einen Kultur-Aspekt

Aber warum Singen? Das Angebot habe sie gedanklich nicht losgelassen, erzählt Diana Taddia. Sie habe ihr Geschäft immer mit Herzblut betrieben und viel positive Resonanz „der weltbesten Kunden“ erhalten. Sie habe Kultur zu den Menschen bringen wollen und immer überwältigende Rückmeldungen erhalten. Sie habe das Geschäft seit 17 Jahren alleine betrieben und davor fünf Jahre dort gearbeitet.

Taddia nennt auch einen Grund, der mit der Stadt zu tun hat. Sie bedauert, wie eingefahren und verstockt die Strukturen und Denkweisen zum Teil seien. Man habe ihr sogar gesagt, sie sei eine Konkurrenz für die städtischen Kulturangebote, erzählt sie. Im Gespräch führt sie auch den Adventszauber als Beispiel an. Diese Veranstaltung sei ursprünglich auf Initiative von ihr und anderen Geschäftsleuten entstanden, dann aber einfach von der Stadt als Winterzauber abgelöst worden. Sie hätte sich allgemein mehr Kommunikation von Seiten der Stadt gewünscht.

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Stadt freut sich über alle Angebote

Corinna Bruggaier, Leiterin des Kulturamts, erklärt auf SÜDKURIER-Rückfrage zu anderen Kulturangeboten in der Stadt: „Wir sehen es grundsätzlich positiv, wenn kulturelle und andere Veranstaltungen in unserer Stadt angeboten werden.“ Alles, was von engagierten Institutionen oder Bewohnern der Stadt eingebracht werden kann, empfinde die Stadtverwaltung und sie persönlich als eine Bereicherung. „Es ist doch großartig, was Stockach alles zu bieten hat“, sagt sie.

Speziell zu „Bücher am Markt“ ergänzt Bruggaier: „Wäre eine längerfristige Planung seitens Diana Taddia möglich oder gewollt gewesen, hätten wir auch sehr gern ihre Veranstaltungen in unseren beliebten städtischen Kulturkalender, der jährlich erscheint und kostenlos verteilt wird, mit aufgenommen. Wir arbeiten ja auch gern und häufig mit ihr zusammen, zuletzt bei der Kunstmeile.“

Der hintere Teil des Ladenlokals bleibt Stockachs Wohnzimmer. Hier wird es weiter Konzerte, Lesungen und mehr geben.
Der hintere Teil des Ladenlokals bleibt Stockachs Wohnzimmer. Hier wird es weiter Konzerte, Lesungen und mehr geben. | Bild: Löffler, Ramona

„Stockach Wohnzimmer“ im Laden bleibt

Aber was wird aus den Lesungen und Konzerten in den Räumen? Oder dem Runden Tisch Mobilität? Das soll es alles weiterhin geben, sagt Sabrina Molkenthin, die bedauert, dass „Bücher am Markt“ schließt. „Ich war geschockt, als ich das gehört habe“, sagt sie.

Trotz der Umstände freut sich Sabrina Molkenthin, dass sie schöne, neue Räume für das Umweltzentrum gefunden hat. Bisher ist die Einrichtung in Räumen der Stadtwerke, doch die Stadtwerke brauchen diese bald selbst für eine Erweiterung. Daher lief die Suche nach einer Alternative, auch wenn die Stadtwerke Ersatz angeboten hätten und sie sich keinesfalls rausgeworfen fühle. Ein Umzug von der Gaswerkstraße in die Innenstadt sei der Wunsch gewesen. „Wir waren auf der Suche – und dann rief Diana an“, beschreibt Sabrina Molkenthin.

Der Großteil der Einrichtung wird bleiben

Das Umweltzentrum wolle einiges von der liebevollen Einrichtung in dem Ladenlokal übernehmen. Gleichzeitig sollen im vorderen Bereich auch Schreibtische für sie selbst und das Team aufgestellt werden, das aus zwei Beschäftigen in einem freiwilligen ökologischen Jahr (FÖJ) und einem Praktikanten besteht. An kleinen Umbauten sei eine bessere Isolierung der Glastür zur Straße hin geplant.

Wann genau das Umweltzentrum eröffnet, ist noch nicht klar. Der Mietvertrag läuft ab dem 15. November. „Wir haben die Umzugskartons schon nachhaltig gebraucht gekauft“, so Sabrina Molkenthin. Die Buchhändlerin erklärt auf Nachfrage, dass zwei Wochen vor Schließung ein Abverkauf geplant sei. Gutscheine müssten bis zum 14. Oktober eingelöst werden. Eventuell werde es eine Abschlussveranstaltung in der Buchhandlung geben.

Der Eingang zu „Bücher am Markt“.
Der Eingang zu „Bücher am Markt“. | Bild: Löffler, Ramona

Molkenthin betont: „Wir möchten das, was Diana mit den Veranstaltungen aufgebaut hat, weiterführen.“ Taddia begrüßt, dass die Stockacher bald mehr vom Umweltzentrum mitbekommen: „Sie wissen teils nicht, was das Umweltzentrum macht.“ Außerdem sei wichtig, dass der Laden nicht leer steht. Auch Vermieter Elmar Weber freut sich über den nahtlosen Übergang. Und Corinna Bruggaier findet gut, dass es mit der Kultur in den Räumen weitergeht.

Mehr Bekanntheit für das Umweltzentrum

Abgesehen vom Umzug plant das Umweltzentrum auch neue Angebote. „Ich könnte mir ein Repaircafé vorstellen“, sagt Molkenthin. Das Umweltzentrum wolle sich auch an der Kulturnacht und dem Verkaufsoffenen Sonntag beteiligen.