Noch vor wenigen Wochen fraßen sich an der Böschung beim Kraftwerkskanal Papiermühle mehrere Kühe, Ziegen und Schafe durch dichte Brennnesseln. Kim Krause, Umweltbeauftragter der Stadt Stockach, und Sven Gebhardt vom zuständigen Landschaftserhaltungsverband Konstanz (LEVKN) erklärten, dass es sich dabei um ein mehrjähriges Beweidungsprojekt auf den städtischen Flächen handle, mit dem die Artenvielfalt auf den Flächen verbessert werden soll. Anstatt städtischer Mitarbeiter sollten sich Kühe, Schafe und Ziegen um die Landschaftspflege kümmern. Fressen ist dort im Rahmen des Beweidungsprojekt des Biotopverbunds Offenland ihre Arbeit.

Doch nun sind die Tiere plötzlich verschwunden. Anwohner berichten gegenüber dem SÜDKURIER, sie hätten in den vergangenen Tagen keine grasenden Tier mehr gesehen, sondern stattdessen Arbeiter mit Trimmern und Mähgeräten. Das Verschwinden der Tiere wundere sie, wo doch von einem mehrjährigen Projekt die Rede war.
Warum sind die Tiere verschwunden?
Kim Krause, der für das Projekt mitverantwortlich ist, erklärt auf Nachfrage: „Es stimmt, wir haben die Tiere wieder von der Fläche genommen.“ Allerdings nur vorübergehend. Denn bei der Fläche und dem Projekt handle es sich nicht um eine sogenannte Dauerbeweidung. Das bedeutet: Phasen, in denen die Tiere den Bewuchs wegfressen, wechseln sich mit Perioden ab, in den die Natur sich in Abwesenheit der Tiere erholen soll, erläutert Krause.
„Wenn die Tiere weg sind, findet eine Weidennachpflege durch Menschen statt und die Pflanzen bekommen die Chance, sich zu versamen, damit neue Vegetation entsteht“, führt der Umweltbeauftragte weiter aus. Das Ziel sei es, dass so selbstständig neue Pflanzen und Arten auf der Fläche entstehen, anstatt wie bislang nahezu ausschließlich Brennnesseln.
Was für den Winter geplant ist
Wenn dies geschehen ist, kehren die Tiere laut Krause im Spätsommer oder Herbst wieder auf die Weide zurück und übernehmen dort auf natürliche Weise, was mit Maschinen auf der stark verwachsenen Fläche nur schwer machbar wäre. Allerdings kommen sie womöglich in anderer Zusammensetzung. Denn bestimmte Tiere bevorzugen bestimmte Pflanzen, so Krause. Kühen mögen besonders die Brennnesseln, man habe aber auch noch Ziegen und Schafe zur Auswahl.
Diese Phasen sollen sich in den kommenden Jahren immer wieder abwechseln, erläutert Krause. Auch im Winter seien die Tiere vermutlich nicht auf der Fläche, sondern in ihrem Hof. Er erklärt: „Zu dieser Zeit ist der Boden sehr nass, da könnten die Tiere vieles zertrampeln, was der Vegetation schaden würde.“