Eigentlich gelten Schildkröten eher als langsam und träge. Dass es sich dabei jedoch nur um ein Vorurteil handelt, stellte Schildkröte Olga in den vergangenen Tagen unter Beweis, in denen sie von Zuhause ausgerissen ist. Doch die Entdeckungstour hat nun ein gutes Ende gefunden. Das Tier, das eigentlich Morla heißt, ist wieder glücklich bei seinen Besitzern angekommen. Dazu hat auch ein Bericht im SÜDKURIER beigetragen.
„Es geht ihr gut. Sie hat gleich gefressen und sonnt sich im Moment“, berichtet Patrick Sarnoch auf Nachfrage, wie es Morla geht. Zwölf Tage lang haben er und seine Frau in Ungewissheit darüber gelebt, wie es ihrer Hieroglyphen-Schmuckschildkröte geht. „Wir sind erstmal ganz schön erschrocken, als sie weg war, und haben uns gefragt, ob sich jemand einen Scherz erlaubt oder ob sie gestohlen wurde“, berichtet Sarnoch.
Morla bekam Asyl beim Ordnungsamt
Doch Morla hatte Glück und bekam Asyl bei Christian Korb, einem Mitarbeiter des Ordnungsamts der Stadt Stockach. Auf der Internetseite der Stadt wurde der Fund vermeldet und ein Suchaufruf nach dem ursprünglichen Besitzer gestartet. Auch der SÜDKURIER berichtete über die entlaufene Schildkröte, die von Christian Korbs Familie übergangsweise den Namen Olga bekommen hat.

Die Veröffentlichung auf der Internetseite der Stadt brachte allerdings zunächst nicht den erwünschten Durchbruch. Es haben sich zwar insgesamt drei Personen bei ihm gemeldet, die bereit waren, der Schildkröte ein neues Zuhause zu geben. Doch ihre Besitzer waren nicht dabei.
So hat der SÜDKURIER geholfen
„Wir haben die Meldung auf der Internetseite der Stadt nicht gesehen und bei Facebook sind wir auch nicht aktiv“, erzählt Patrick Sarnoch. Allerdings hätten sie sich im Freundes- und Kollegenkreis umgehört, ob jemand etwas von einer entlaufenen Schildkröte gehört hat. Und siehe da: „Ein Arbeitskollege hat uns dann den Artikel aus dem SÜDKURIER geschickt. Daraufhin haben wir uns beim Ordnungsamt gemeldet“, sagt Sarnoch.
Dass die Schildkröte nicht in einem Tierheim untergebracht wurde, hat mehrere Gründe. Normalerweise kooperiert die Stadt Stockach bei der Unterbringung von Fundtieren mit dem Tierschutzverein Radolfzell. Wie Julia Bierbach vom Tierschutzverein Radolfzell gegenüber dem SÜDKURIER erklärt, dürfe der Verein jedoch eigentlich keine Schildkröten aufnehmen. „Schildkröten dürfen wir nur in Ausnahmefällen für ein paar Tage in Absprache mit dem Veterinäramt unterbringen“, so Bierbach.

Große Freude über Morlas Heimkehr
Laut Christian Korb sind spezielle Auffangstationen rar und überfüllt. „So eine Fundsache kostet die Stadt und ihre Bürger am Ende dann sehr viel Geld“, erklärt er. Deshalb habe man sich entschieden, Morla privat unterzubringen. „Das ist von unserer Seite kein Vorwurf an die Tierrettung oder das Tierheim, die leisten sehr Gutes“, betont Korb.
Er ist jetzt froh, dass er die Schildkröte wieder an ihren ursprünglichen Besitzer übergeben konnte. Auch bei Familie Sarnoch ist die Freude groß, dass Morla wieder zu Hause ist. „Wir können uns eigentlich nicht erklären, wie sie entkommen ist“, erklärt Patrick Sarnoch.
So gelang Morla die Flucht
Eigentlich lebe Morla in einem großen Aquarium in der Wohnung, doch da dieses gereinigt werden musste, war sie über Nacht auf dem Balkon ausquartiert. „Zwischen Brüstung und Wand ist ein schmaler Spalt. Sie muss sich aufgestellt und durchgequetscht haben“, vermutet er. Ein weiterer Spalt beim Gartentor könnte dann die Flucht vom Grundstück ermöglicht haben.
„Den werden wir jetzt zumachen. Der Rest des Grundstücks ist bereits eingezäunt“, sagt Sarnoch. Schon seit 23 Jahren lebt er mit Morla zusammen. „Wir haben sie damals in einer Zoohandlung gekauft. Der Verkäufer hat gesagt, sie wird ungefähr handgroß“, sagt Sarnoch und muss mit Blick auf das rund 30 Zentimeter lange Tier lachen.