Was wird eigentlich aus dem geplanten Gewächshaus nahe der Stockacher Aach, das im Stockacher Ortsteil Wahlwies entstehen soll? Bis in den Sommer wurde intensiv über das Projekt der Pestalozzi Gärtnerei gGmbH gestritten. Die Bauherren möchten es umsetzen, eine Baugenehmigung liegt vor. Eine Bürgerinitiative wehrt sich hartnäckig gegen den Standort beim Flussufer und wünscht sich eine Verlegung auf ein anderes Grundstück. Über den Sommer ist es nun zwar ruhig gewesen um das Projekt. Doch erledigt hat sich das Thema damit nicht.
Unter anderem könnte auch an der Wahlkreisabgeordneten der Grünen im Landtag, Dorothea Wehinger, etwas davon hängenbleiben. Sie hat vor einiger Zeit mit beiden Parteien gesprochen – mit Vertretern der Bauherren rund um die Pestalozzi Gärtnerei gGmbH und, auf Wunsch der Bürgerinitiative (BI), auch mit Vertretern der BI. Wobei letztere sehr unzufrieden zurückblieben, wie Jürgen Sterk von der Initiative erklärt. Der Grund: Wehingers Ehemann Hubert ist Mitglied im Vorstand der Stiftung „Pestalozzi macht bio“. Diese Stiftung wiederum ist Eigentümerin der Pestalozzi Gärtnerei gGmbH, die als Bauherrin des Gewächshauses auftritt.
Was macht das aus Sicht der Bürgerinitiative so brisant? Diese Verbindung sei den Vertretern der BI bei dem Termin mit Wehinger nicht bekannt gewesen, so Sterk. Und als das Gespräch darauf kam, wer sonst noch zum Vorstand der Stiftung gehören könnte, habe die Abgeordnete das auch nicht erklärt. Aus Sicht der BI bestehe daher ein klarer Interessenskonflikt der Abgeordneten, man könne nicht ausschließen, dass sie die BI über ihre Pläne habe aushorchen wollen, erklärt Sterk. Mit diesem Wissen hätte er das Treffen abgelehnt und ihr nicht die Argumente der BI anvertraut.
Wehinger weist diese Vorwürfe zurück. Sie gesteht zwar ein, im Gespräch mit der BI nicht auf die Rolle ihre Mannes bei der Stiftung hingewiesen zu haben. Sie sagt dazu aber auch: „Mein Mann spielt eine so untergeordnete Role bei der Stiftung, dass ich daran gar nicht dachte.“ Die Treffen des Stiftungsvorstands würden nur sehr selten stattfinden, die jüngste Sitzung sei im Juli gewesen. Dass sie nun beschuldigt werde, ein Spitzel zu sein, empört sie: „Ich komme nicht als Vertreterin meines Mannes.“ Und die BI habe nichts gesagt, was nicht ohnehin öffentlich bekannt gewesen sei.
Sie hätte in der Frage zwar hellhöriger sein müssen, sagt Wehinger, sei aber integer mit der Sache umgegangen. Sie habe weder ihrem Ehemann noch dem Kinderdorf etwas weiter getragen, und das sei auch von vornherein nicht ihre Absicht gewesen. In jedem Fall habe sie sich komplett aus dem Konflikt zurückgezogen und keinen Kontakt mehr zum Pestalozzi-Kinderdorf gehabt, auch abseits des Gewächshaus-Projekts.
Petitionsausschuss des Landtags ist tätig geworden
Abgesehen davon hat die Bürgerinitiative schon vor einiger Zeit eine Petition an den baden-württembergischen Landtag gestellt, mit dem Ziel, einen anderen Standort für das Gewächshaus zu erwirken. Die vier Unterzeichner argumentieren, die Genehmigung sei verfahrensfehlerhaft, und legen dar, dass sie sich von dem Bauvorhaben benachteiligt fühlen. Den Hinweis, dass sie Wehinger für befangen halten, hätten die Petenten nachgereicht, so Sterk. Eine Eingangsbestätigung liegt vor.
Eine Entscheidung zur Petition sei noch nicht gefallen, bestätigen Konrad Walter von der BI und Bernd Löhle, Geschäftsführer des Pestalozzi Kinder- und Jugenddorfs und Vorstandsvorsitzender der Stiftung „Pestalozzi macht bio“. Allerdings habe das Landeswirtschaftsministerium in Stuttgart eine Stellungnahme angefordert, die man auch bereits abgegeben habe, erklärt Löhle. Offenbar wird der Petitionsausschuss des Landtags also tätig, denn laut eigenen Informationen bittet das Gremium zunächst die Landesregierung um Stellungnahme. Löhle sagt, er gehe von einer Entscheidung in den nächsten Wochen aus.