Immer wieder hört man von Unternehmen, die Schwierigkeiten haben, Fachkräfte für verschiedenste Arbeitsbereiche zu finden. Nun schlägt auch die Stockacher Stadtverwaltung Alarm. „Der Fachkräftemangel betrifft auch den öffentlichen Dienst in vielen Bereichen, aktuell vor allem im Sozial- und Erziehungsdienst“, heißt es in einer Sitzungsvorlage des Stockacher Gemeinderats.
„Die Amtsleiter und ich haben bei einer Klausurtagung verschiedene Maßnahmen zur Mitarbeitergewinnung erarbeitet“, erklärte Bürgermeisterin Susen Katter in der jüngsten Sitzung. Neben verschiedenen Zusatzleistungen, sogenannte Benefits, die die Stadtverwaltung ihren rund 330 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bereits jetzt schon bietet, wie etwa eine Betriebsrente, verschiedene Gesundheitsfördernde Maßnahmen oder die Möglichkeit des Fahrradleasings (Dienstrad), sollen weitere Leistungen in das Angebot aufgenommen werden.
Vier neue Benefits für Verwaltungsmitarbeiter
In der Sitzungsvorlage werden eine Hansefit-Mitgliedschaft, die Erhöhung der Zuschüsse zu vermögenswirksamen Leistungen für Sparverträge, die Einführung des Jobtickets für den ÖPNV, sowie des Jobtickets Dreiwelten-Card genannt. Ferner sollen einzelne Aktionen und Veranstaltungen den Mitarbeitern immer wieder vor Augen führen, dass der Arbeitgeber sich um die Mitarbeiterbindung bemüht und Fürsorgepflichten nachkommt, heißt es in der Vorlage.

Die Kosten, die dafür anfallen, sind schwer zu beziffern, auch weil sie zum Teil davon abhängen, wie viele Mitarbeiter von den jeweiligen Angeboten Gebrauch machen wollen. Bei Hansefit zahlen die Mitarbeiter einen Anteil der Mitgliedschaft selbst. Das Programm bietet kostenlosen oder vergünstigten Eintritt in verschiedene Sport- und Freizeiteinrichtungen wie Fitnessstudios oder Schwimmbäder.
Das sind die Kosten
Die Stadt rechnet mit jährlichen Kosten zwischen rund 4500 und 147.000 Euro, je nachdem, wie viele Mitarbeiter das Angebot in Anspruch nehmen wollen. Bei den erhöhten Zuschüssen für vermögenswirksame Leistungen rechnet die Stadt mit einer maximalen Summe an zusätzlichen Ausgaben in Höhe von 58.500 Euro, falls alle Mitarbeiter das Angebot annehmen.

Für das Jobticket visiert die Verwaltung einen Zuschuss in Höhe von 25 Euro pro Mitarbeiter an. Hochgerechnet auf 330 Mitarbeiter würden die Gesamtkosten, falls alle das Angebot in Anspruch nehmen würden, bei 8250 Euro pro Jahr liegen. Beim Jobticket Dreiwelten-Card würden die Kosten unter der gleichen Prämisse bei 9900 Euro pro Jahr liegen.
Sind andere Ausgaben dringender?
Besonders gut kamen die Überlegungen aber nicht überall an. „Ich habe vollstes Verständnis dafür, dass die Stadt als Arbeitgeber attraktiver werden will, aber im Moment treiben mich andere Sachen um“, erklärte Stadtrat Michael Mende (FWV) und zählte Großprojekte wie den Bau des neuen Regenüberlaufbeckens Kniebreche, das Stockacher Krankenhaus und die Schulen auf. „Das verursacht alles sehr hohe Kosten und da sind zusätzliche Angebote für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus meiner Sicht nicht erste Priorität“, so Mende.
Anders sieht es Stadtrat Martin Bosch (CDU). „Es geht hier um Kleinigkeiten. Es ist wichtig, gute Leute zu halten. Im Zweifel sollten wir lieber an anderer Stelle sparen als bei den Mitarbeitern“, erklärte er.
Wie Hauptamtsleiter Hubert Walk berichtete, komme es in Vorstellungsgesprächen durchaus vor, dass nach solchen Leistungen gefragt werde. „Wir müssen mit den anderen mithalten. Gerade was Hansefit angeht, ziehen wir anderen Kommunen allenfalls nach. Das ist für uns kein Alleinstellungsmerkmal“, so Walk.
Dennoch unterscheide sich die Stadt von Wirtschaftsunternehmen, die solche Leistungen aus ihren Gewinnen finanzieren können. „Wir haben keine Gewinne, die wir dafür einsetzen können, sondern müssen verantwortungsvoll mit Steuergeldern haushalten“, mahnte Walk.
Programm könnte auch wieder zurückgefahren werden
Dennoch seien die zusätzlichen Angebote aus seiner Sicht im Moment maßvoll. „Sollte sich die Lage ändern, kommt man da auch wieder raus“, so Walk. Der Gemeinderat gab mit zwei Gegenstimmen und drei Enthaltungen seine Zustimmung zur Einführung der neuen Leistungen. Die Bürgermeisterin zeigte sich damit zufrieden. „Das ist ein wichtiges Zeichen für die Belegschaft, dass sie einen guten Job machen“, betonte sie.