Am 15. Oktober ist es soweit: An diesem Tag wählen die Stockacher einen neuen Bürgermeister. Schon jetzt steht fest, dass die Stadt nach 30 Jahren ein neues Oberhaupt bekommt, nachdem Bürgermeister Rainer Stolz seinen Rücktritt zum Jahresende erklärt hat.

Ab Samstag, 24. Juni, können Interessierte ihre Bewerbung für Stoz‘ Nachfolge im Rathaus einreichen, doch schon am vergangenen Wochenende meldete sich Yurdagül Coşkun im sozialen Netzwerk Facebook zu Wort und kündigte ihre Bewerbung in zwei Postings an, von denen das erste offenbar aufgrund technischer Schwierigkeiten, wie sie schreibt, wieder gelöscht wurde.

Stockach will sie bald persönlich kennenlernen

Doch wer ist die Frau, die hinter dem Social-Media Profil ohne Fotos und weitere Informationen steckt? Im Gespräch mit dem SÜDKURIER verrät sie weitere Details über sich und ihren Antrieb zur Bewerbung für das höchste Amt in der Stockacher Stadtverwaltung.

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Yurdagül Coşkun ist 53 Jahre alt und lebt in Wuppertal. In Stockach sei sie bislang noch nie persönlich gewesen. Das solle sich aber schon bald ändern.

Auf Stockach sei sie über das Internet aufmerksam geworden, berichtet sie im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Denn die Familie wolle ihren Lebensmittelpunkt Richtung Bodensee verlegen. „Ich habe im Internet nach einer schönen Gegend gesucht und der Bodensee war mein Favorit. So kam ich zufällig auf Stockach“, so Coşkun.

Erfahrung als Wirtschaftsjuristin

Anschließend habe sie weiter über die Stadt recherchiert und Stellenangebote im Internet und auf der Seite von Stockach gesehen. „Ich habe meine Erfahrungen und Qualifikationen analysiert und mit einigen Qualifikationen einer Bürgermeisterin in Baden-Württemberg verglichen und sehe mich als Wirtschaftsjuristin qualifiziert“, erklärt Coşkun und fügt hinzu: „Ich traue mir viel zu“.

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Über Stockach habe sie sich eingehend über das Internet informiert. Um herauszufinden, was die Stadt bewegt, habe sie sich auch schon Gemeinderatsprotokolle durchgelesen, die auf der Internetseite der Stadtverwaltung zu finden sind.

Eigenen Angaben zufolge habe Coşkun auch schon Bürgermeister Rainer Stolz und Vertreter der Fraktionen des Gemeinderats kontaktiert, um für Unterstützung zu werben und weitere Informationen über die Stadt einzuholen.

Kein Frühstart, sondern Sondierung

Doch warum geht Yurdagül Coşkun noch vor dem offiziellen Bewerbungszeitraum an die Öffentlichkeit? Das habe in erster Linie damit zu tun, dass sie mehr über die Stadt erfahren wolle und für ihre Bewerbung recherchiere.

„In Facebook habe ich mir einige Gruppen angeschaut, bin diesen beigetreten, habe die Äußerungen, Kommentare und Probleme der Bürgerinnen und Bürger durchgelesen und Problemfelder herausgeschrieben. Daher war meine Ankündigung kein Frühstart“, sagt Coşkun.

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Da sie parteilos sei, habe sie den Facebook-Beitrag auch nutzen wollen, um die Reaktionen der Stockacher abzuschätzen. Es sei ihr dabei auch um die Frage gegangen, wie die Bürgerinnen und Bürger auf ihren Namen, auf ihre Herkunft als Gastarbeiterkind und generell auf die Ankündigung ihrer Bewerbung reagieren.

Wahlkampf nicht vor dem 24. Juni

„Ich bin dabei die Reaktionen zu analysieren“, sagt sie. Der eigentliche Start für ihren Wahlkampf erfolge aber nach dem 24. Juni „mit meiner Bewerbung und Freigabe meines Profils und natürlich mit der offiziellen Pressemitteilung.“

Der Grund, warum sie nicht sofort an die große Öffentlichkeit gehen wollte, sei unter anderem gewesen, dass sie zuerst noch persönlich mit ihrem aktuellen Arbeitgeber über ihre Bewerbung in Stockach sprechen wollte.

Sie will zugänglich sein

Im Wahlkampf wolle sie für die Menschen zugänglich sein und mehr mit sozialen Medien als mit Wahlplakaten arbeiten. Die persönliche Kommunikation sei ihr nämlich sehr wichtig. „Ich bin ein sehr offener Mensch“, sagt sie. So habe sie auch schon die Gemeinderatsfraktionen angeschrieben und Kontakt zu Vereinen aufgenommen.

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Aktuell arbeitet die ausgebildete Wirtschaftsjuristin im sozialen Bildungsbereich. Die Arbeit mit anderen Menschen mache ihr viel Spaß, sagt sie und betont: „Ich bin eine Arbeitstier und lerne gerne.“ Den bald anstehenden Urlaub wolle sie unter anderem nutzen, um Stockach noch persönlich kennenzulernen, bevor die offizielle Bewerbungsfrist beginnt.