Das Landwirtschaftsamt Stockach hat zum zweiten Mal das Schülermentoren-Programm „Nachhaltig essen“ abgehalten. Es befähigt Schüler der Klassenstufen 7 bis 9, Aktionen für einen nachhaltigen Essalltag in der Schule anzustoßen. An fünf Tagen erhielten die Jugendlichen wertvolle Impulse für ein genussvolles Essen und wurden für die Herkunft von Lebensmitteln und gegen Lebensmittelverschwendung sensibilisiert. Das Gelernte setzen sie inzwischen mit eigenen Ideen im Alltag um.
Jetzt stellten die Schüler aus sechs Schulen des Landkreises ihre Projekte vor. Landrat Zeno Danner überreichte den Teilnehmern die Zertifikate für ihren erfolgreichen Abschluss. Er war ebenso wie die Landtagsabgeordnete Dorothea Wehinger (Grüne) sehr beeindruckt vom Engagement der Teenager.
Hildegard Schwarz, stellvertretende Leiterin des Amts für Landwirtschaft und Leiterin vom Forum Ernährung und Verbraucherbildung, freute sich über die Wertschätzung, die Zeno Danner und Dorothea Wehinger durch ihre Anwesenheit zeigten. Auch Reinhard Schulze, Schulleiter der Fachschule für Landwirtschaft, trage das Programm mit.
Nachhaltige Ernährung und Lebensweise im Mittelpunkt
Bisher machen nur die Landratsämter Breisgau-Hochschwarzwald, Bodenseekreis und Konstanz beim Schülermentoren-Programm mit. Dem Thema Übergewicht durch falsche Ernährung und Bewegungsmangel sowie dem zu großen ökologischen Fußabdruck müsse sich jeder Einzelne, aber auch die Gesellschaft durch Bildung und Prävention stellen, forderte Schwarz: „Wir vom Forum sind von der Idee des Lernens durch Tun überzeugt.“
Wenn die Schüler jetzt in ihren Schulen selbst aktiv seien und so Mitschüler für nachhaltige Ernährung und Lebensweise begeistern könnten, sei das viel besser als ein Fachvortrag. Die Schüler dürften jedoch nicht allein gelassen werden. Mindestens eine betreuende Lehrkraft als Begleitung und zur Unterstützung bei der Planung und Umsetzung der Projekte sei notwendig.
Schulen nehmen das Programm auf
In der ersten Runde hatten im Jahr 2022 zwölf Schüler am Schülermentoren-Programm teilgenommen, jetzt waren es bereits 17. „Die Qualität und gute Organisation haben sich herumgesprochen. Erste Schulen sind dabei, Schülermentoren in ihr Curriculum aufzunehmen“, so Schwarz. Sie erklärte, in das Programm könnten landesweit alle Landratsämter einsteigen, das sei auch der Wunsch des Ministeriums für Ernährung, ländlichen Raum und Verbraucherschutz. Oft fehle jedoch Personal. Umso mehr galt ihr Dank dem Team des Forums, besonders den Kursleiterinnen Doris Rath und Sabine Kaas-Mitter und den externen Referenten.
Doris Rath sprach über Inhalte des Programms wie Nachhaltigkeit, Besuch des Hofguts Rengoldshausen und des Weltladens in Konstanz, Einkaufen ohne Verpackungsmüll, und einen Besuch der Mensa im Schulzentrum Nellenburg. Es wurde auch mit einfachen, regionalen Lebensmitteln gemeinsam gekocht und gegessen. Sie ermutigte die Absolventen: „Jetzt könnt ihr die anderen Schüler mit euren Gedanken anstecken. Ihr seid die Gestalter der Gesellschaft der Zukunft.“
Schüler berichten von ihren Erfahrungen
Auch die Schüler kamen zu Wort. Sie erzählten von den Neuerungen an ihren Schulen. Bei den Radolfzeller Schülern gibt es jetzt ein gesundes Frühstück mit belegten Brötchen und Gemüse und nachhaltige Angebote bei Schulfesten sowie Pläne zur Umgestaltung der Mensa. Die Schüler zeigen auf Plakaten und Fotos, was für den Körper gesund und wichtig ist. Saphira Heinevetter aus Mühlheim an der Donau berichtete von Obstspießen, Saftschorle, Joghurt, Kakao und Punsch in der Pause, die sie anbieten, weil die Schüler tendenziell eher zu ungesunden Sachen greifen. „Eine Lehrerin besorgt die Nahrungsmittel. Das eingenommene Geld wird nächste Woche wieder dafür eingesetzt“, sagte sie.
Zwei Achtklässlerinnen aus Gottmadingen sprachen vom Frühstücksmotto „Regional ist ideal“. Zum Essen hatten sie Fünftklässler und regionale Erzeuger eingeladen. Das sei aber nur möglich gewesen, weil der Förderverein der Schule dieses Angebot finanziert habe.
Die Realschüler aus Hegne haben fünf Wochen der Fastenzeit bewusst gelebt und wöchentlich ein anderes Thema behandelt. Dabei sei es um Konsum, Nachhaltigkeit, das Tauschen und Retten von Lebensmitteln und regionalen, fairen und direkten Einkauf gegangen.
Einige Schulen wollen Aktionen machen
In Konstanz planen die Schülermentoren ein Schul-Café als nachhaltige Mensa-Alternative. Sie wollen mit der Volksbank eine Schülergenossenschaft bilden und der Raum soll mehrfach nutzbar sein. Die Einrichtung besteht aus deutschem Holz, außerdem werden eigenständig alte Möbel aus dem Gasthaus Linde recycelt. Sie haben Produkte aus dem Weltladen und die Reichenauer Gemüsekiste bestellt und eine große Auswahl von Aufstrichen durchprobiert. Diese wollen sie als gesunde Alternativen ins Angebot aufnehmen.
Die Singener Schüler haben einen Biohof als Kooperationspartner, veranstalten eine „Schnippeldisco“ und eine gesunde Pause für Fünftklässler und halten einen kurzen Vortrag über nachhaltige Ernährung.
Plastikmüll soll reduziert werden
Dorothea Wehinger war begeistert von den Projekten. Nachhaltigkeit gehe jeden an, betonte sie. Auch das Thema Lebensmittelverschwendung sei relevant. Es könne nicht sein, dass alles, was übrig bleibe, in den Müll gelange. Und sie mahnte, vor allem der Plastikmüll müsse dringend reduziert werden. „Das Plastik ist nicht verschwunden, wenn es im Gelben Sack landet. Plastikanteile bleiben in der Welt und kommen über das Wasser oder den Boden zurück.“
Sie bat die Absolventen, ihre Mitschüler sensibler zu machen, was Verpackung angeht und auch darauf zu achten, bewusster, regional und jahreszeitlich orientiert einzukaufen.