Gute Nachrichten hatte Jochen Stein, Geschäftsführer der Stadtwerke Stockach, für den Gemeinderat im Gepäck. In der letzten Sitzung des Gremiums vor der Sommerpause stellte er den Jahresabschluss der Stadtwerke für das Jahr 2023 vor. Und die Zahlen zeigen: Der Rekordgewinn von 2022 konnte im vergangenen Jahr sogar noch übertroffen werden, wenn auch nur geringfügig. Doch aus dem Gremium gab es nicht nur Lob für die vorgestellten Zahlen.

Insgesamt hatten die Stadtwerke erneut ein ereignisreiches Jahr, das geprägt von vielen großen Investitionen war, wie Stein deutlich machte. Insgesamt 4,4 Millionen Euro haben die Stadtwerke investiert. Ein großer Teil floss in den Leitungsbau. Zu den größten Projekten in diesem Zusammenhang gehörten demnach etwa die Leitungserneuerung in der Kurt-Fahr-Straße/Walter-Diehr-Straße, im Bereich Windegger Straße/ Tuttlinger Straße/Härtleweg und in der Alpenstraße.

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Großprojekt geht bald an den Start

Eines der großen Projekte war zudem der Bau der Heizzentrale an der Schlossbrauerei in Espasingen. „Diese soll noch dieses Jahr in Betrieb gehen“, kündigt Stein an. Auch die Erweiterung des Nahwärmenetzes am Krankenhaus in Richtung Lugoweg und die Machbarkeitsstudie für ein Nahwärmenetz im Neubaugebiet Kapellenäcker hätten die Stadtwerke auf Trab gehalten. Als Erfolg verbucht Stein auch die Einführung der eigenen Ladekarte für Elektroautos und die Feier des 50-jährigen Freibadjubiläums.

Eine der großen Herausforderungen des vergangenen Jahres sei die Umsetzung der Strom- und Gaspreisbremse gewesen, die von der Bundesregierung infolge des Ukraine-Kriegs eingeführt worden war. Außerdem sei es notwendig geworden, die Strategie für Strom- und Gasbeschaffung anzupassen.

Jahresergebnis leicht über Vorjahresniveau

Das Jahresergebnis für 2023 liegt mit rund 1,74 Millionen Euro geringfügig über dem Wert des Vorjahres. Dazu habe unter anderem die Tatsache beigetragen, dass die Stadtwerke 100.000 Euro mehr als geplant aus der Beteiligung am Windpark Verenafohren erhalten haben.

Gewinn der Stadtwerke Stockach

In den vergangenen Jahren konnten die Stadtwerke Stockach einen steigenden Gewinn verzeichnen.
In den vergangenen Jahren konnten die Stadtwerke Stockach einen steigenden Gewinn verzeichnen. | Bild: Hoffmann, Florian

Von diesem guten Ergebnis profitiert auch die Stadt Stockach. Knapp 400.000 Euro erhält sie als Gewinnausschüttung. Weitere 340.000 Euro gehen an die ENBW, die ebenfalls als Gesellschafter an den Stadtwerken beteiligt ist. Rund 1 Million Euro werden in die Gewinnrücklage eingestellt.

Großer Unterschied in den Geschäftsbereichen

Während die Stadtwerke in ihrer Versorgungssparte einen Gewinn von rund 2,3 Millionen Euro verbuchen konnten, entstand durch den Betrieb von Parkhaus, Bädern und den Breitbandausbau ein Minus in Höhe von rund 523.000 Euro.

Nach einigen Jahren des konstanten Wachstums bleibt die Bilanzsumme der Stadtwerke stabil bei rund 48 Millionen Euro, die Summe des Anlagevermögens steigt leicht vom 37 auf 39 Millionen. Nachdem die Eigenkapitalquote in 2022 deutlich gesunken war, steigt diese 2023 wieder auf 33 Prozent. „Das ist eine gute Quote für ein Energieversorgungsunternehmen. Aber das brauchen wir auch für die anstehenden Herausforderungen der Energiewende“, erklärt Jochen Stein.

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Aus den Reihen des Gemeinderats gab es viel Lob für die Arbeit von Jochen Stein und seinem Team. Eine kritische Nachfrage hatte indes Alice Engelhardt von den Grünen. „Den neuen Stromtarif empfinde ich als sehr hoch. Können Sie erläutern, wie dieser zustande kommt und ob das zu Kündigungen geführt hat?“, fragte sie.

Darum ist der Strom so teuer

„Es stimmt, wir sind verhältnismäßig teuer“, erklärte Jochen Stein. Der hohe Preis komme dadurch zustande, dass der Einkauf von Energie immer schon zwei bis zweieinhalb Jahre im Voraus erfolge. „Im Hochpreisjahr 2022 konnten wir dadurch die Tarife halten. Jetzt müssen wir allerdings die damals teuer eingekaufte Energie weitergeben, sonst schreiben wir Verluste“, so Stein.

Er zeigte sich optimistisch, dass die Preise im kommenden Jahr wieder gesenkt werden könnten. Insgesamt hätten die hohen Preise jedoch schon zu einigen Kündigungen geführt. „Viele Anbieter, die in der Hochpreisphase ihre Kunden rausgeschmissen haben, und die wir dann in der Grundversorgung aufgenommen haben, drängen nun wieder mit günstigen Preisen auf den Markt“, erklärt Stein.

Christoph Stetter (CDU) erkundigte sich nach dem Stand des Breitbandausbaus. Hier sei die Lage insgesamt gut, im vergangenen Jahr habe man 700.000 Euro in diesen Bereich investiert, so Stein. Trotzdem gebe es auch in diesem Bereich noch einiges zu tun. Im kommenden Jahr seien einige Baumaßnahmen der ENBW geplant, die notwendig seien, um die neu geplanten Solarparks anzuschließen. In diesem Zuge sollen auch gleich neue Glasfaserleitungen verlegt werden.