Ukrainekrieg, explodierende Energiepreise, Inflation, Unsicherheit im Hinblick auf die Gasversorgung: Das Jahr 2022 hatte für die Stadtwerke Stockach einige Herausforderungen parat. Wie der nun vorgestellte Jahresabschluss zeigt, bleibt unter dem Strich trotz alledem ein Rekordgewinn stehen.

Entsprechend zufrieden zeigte sich der neue Stadtwerke-Geschäftsführer Jochen Stein. „Wir haben ein sehr gutes Jahresergebnis erzielt“, sagte er bei der Vorstellung der Zahlen in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Rund 1,7 Millionen Euro Gewinn konnte das Unternehmen im vergangenen Geschäftsjahr demnach erwirtschaften.

Große Unterschiede in Unternehmensbereichen

Während der Betrieb des Parkhauses und der Bäder mit einem Minus von 334.000 Euro im Jahresergebnis ein klares Zuschussgeschäft bleibt, konnte der Bereich der Versorgungsbetriebe sein Jahresergebnis auf über 2 Millionen Euro steigern.

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Auch die Bilanzsumme hat in dieser Zeit „einen großen Sprung nach oben gemacht“, erklärt Stein. Dabei handelt es sich um die Summe aller Vermögensgegenstände des Unternehmens. Sie beläuft sich mittlerweile auf mehr als 48 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es noch rund 40 Millionen Euro. Aus den vorgestellten Zahlen wird zudem deutlich, dass dieser Wert seit 2016 um fast 18 Millionen Euro gestiegen ist.

So viel Gewinn machen die Stadtwerke

Die Entwicklung des Gewinns der Stadtwerke Stockach in den vergangenen fünf Jahren.
Die Entwicklung des Gewinns der Stadtwerke Stockach in den vergangenen fünf Jahren. | Bild: Schönlein, Ute

Doch es wurde auch eine ganze Menge investiert. Rund 5,6 Millionen Euro flossen in verschiedene Projekte, insbesondere in die Strom- Wasser- und Breitbandinfrastruktur, aber auch in die Fertigstellung der Freibadsanierung sowie in den Beginn der Hallenbadsanierung und die Fertigstellung der Heizzentrale am Krankenhaus.

Auch bei Kundenzahlen geht es weiter aufwärts

Ein Wachstum zeigte sich auch bei den Kundenzahlen. Knapp 8000 Kunden im Bereich Haushalt und Kleingewerbe haben die Stadtwerke inzwischen. Allein im vergangenen Jahr kamen 500 dazu. Ähnlich sieht es aus im Bereich der Gasversorgung. Hier kamen rund 200 neue Privat- oder Kleingewerbekunden dazu. Die Gesamtkundenzahl liegt dort bei rund 1700.

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Die gestiegene Kundenzahl ist indes nicht der einzige Grund für das Rekordergebnis. „Die Steigerungen stammen überwiegend aus den erneuerbaren Energien“, erklärte Stein im Gemeinderat. Es handle sich dabei um Zufallsgewinne, die im Zuge der Gasknappheit entstanden sind, weil sich die Strompreise am jeweils teuersten Energieträger orientiert haben.

Während das Eigenkapital der Stadtwerke von 14 Millionen im Jahr 2021 auf inzwischen rund 15 Millionen Euro angestiegen ist, ist die Eigenkapitalquote im selben Zeitraum deutlich gesunken. Sie beträgt nur noch 31,5 Prozent, während sie 2021 noch bei 35,4 Prozent gelegen hatte.

Was mit dem Rekordgewinn passiert

Von dem Gewinn, den die Stadtwerke im vergangenen Jahr erwirtschaftet haben, profitieren die Stadt Stockach und die ENBW Kommunale Beteiligungen GmbH. Beide sind Gesellschafter bei den Stadtwerken. Vom Gewinnanteil der Stadt fließen rund 591.200 Euro an die Stadtkasse und 599.000 Euro bleiben als Rücklage bei den Stadtwerken.

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An die ENBW werden knapp 310.000 Euro ausgeschüttet. Weitere 200.800 Euro vom Gewinnanteil der ENBW bleiben ebenfalls als Rücklage bei den Stadtwerken, sodass die Einstellung in die Gewinnrücklage sich auf insgesamt 800.000 Euro beläuft. Der Gemeinderat stimmte dieser Gewinnverteilung einstimmig zu.

Investition in neuen Windpark geplant

Die Gewinnrücklage soll unter anderem für eine Beteiligung der Stadtwerke Stockach am geplanten Windpark Brand bei Tengen verwendet werden. Dort sollen in den kommenden Jahren drei neue Windkraftanlagen gebaut werden und die Stadtwerke Stockach sind einer von zehn Gesellschaftern, die das Projekt zusammen umsetzen wollen.

Schon am bestehenden Windpark Verenafohren, der seit 2017 in Betrieb ist, sind die Stadtwerke beteiligt. Der Windpark Verenafohren erwirtschafte stabile Winderträge „und schüttet regelmäßig Gewinne an die Gesellschafter aus“, erklärte Stein als Hintergrund. Mit maximal 600.000 Euro wollen sich die Stadtwerke nun an der Kommanditgesellschaft zur Finanzierung der drei neu geplanten Anlagen beteiligen. Auch hierzu gab der Gemeinderat seine Zustimmung.

Schnelles Internet und erneuerbare Energien auf dem Vormarsch

Neben der Investition in den neuen Windpark wollen die Stadtwerke auch weiter in die Breitbandversorgung im Stockacher Raum investieren. Das ermöglicht nicht zuletzt die neue Gigabitförderung des Bundes, die im April 2023 an den Start gegangen ist. Eine Markterkundung im Auftrag der Stadtwerke sei bereits gestartet, mit ersten Ergebnissen hierzu rechnet Stein bis Ende August.

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Mit Blick auf den nächsten Jahresabschluss lasse sich angesichts von Wärme- und Energiewendeplänen des Bundes sagen: „Auch 2023 wird wieder ein herausforderndes Jahr“, so Stein. So sind die Stadtwerke an der Realisierung weiterer Photovoltaik-Projekte beteiligt und die Verhandlungen für ein Nahwärmeprojekt im Neubaugebiet Kapellenäcker laufen bereits.