Welche Heizung hat Zukunft? Was kommt auf Hauseigentümer zu? Um diese und verwandte Fragen drehte sich ein Bürgerdialog mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Andreas Jung in Stockach. Jung, der Stockacher Stadtwerke-Geschäftsführer Jochen Stein und Sandra Welsch-Fischer, Geschäftsführerin der Manfred Welsch GmbH und Mitglied im Fachverband Sanitär-Heizung-Klima Baden-Württemberg, versuchten, sich anzunähern, die Lage zu schildern und Fragen zu beantworten.
Während es zu einem großen Teil des Abends um das Gesamtbild und das bis Herbst zurückgestellte Gebäudeenergiegesetz (Heizungsgesetz) ging, kam die Debatte auch immer wieder ganz konkret auf Stockach und Umgebung zu sprechen, denn die Gemeinden Stockach, Bodman-Ludwigshafen, Hohenfels, Mühlingen, Orsingen-Nenzingen, Eigeltingen und Steißlingen bilden einen Konvoi in der Energiewärmeplanung, um Fördermittel zu erhalten.

„Planungssicherheit ist wichtig“
Der Klimawandel sei bereits im Gange, erklärte Jung. Da der Bundesgerichtshof in Karlsruhe das Heizungsgesetz bis nach dem Sommer gestoppt habe, sagte er, bis dahin brauche es einen Konsens zwischen Bund, Ländern und Kommunen. „Planungssicherheit ist wichtig. Wenn man in ein Haus investiert, ist das auf Generationen.“
Er fände es einen Fehler, wenn das Heizungsgesetz im Herbst unverändert beschlossen würde. Unter den Forderungen der CDU ist unter anderem eine verlässliche soziale Förderung. Momentan sei noch nichts Genaues zum Thema Zuschüsse festgelegt.
Jochen Stein erläuterte, die kommunale Wärmewende biete die Chance für einen Beitrag zum Klimaschutz. Es brauche eine enge Zusammenarbeit zwischen den Energieversorgern, Gemeinden und Bürgern. Er listete die Entwicklung der Ökostromangebote der Stadtwerke seit 2013 auf und welche Investitionen es gegeben habe, zum Beispiele drei Millionen Euro in Photovoltaik-Anlagen (PV). „Die Wärmewende braucht die Energiewende und den Ausbau der Netze“, so Stein.
Wie Stockach momentan dasteht
In der Stadt gebe es bereits die beiden Nahwärmenetze am Vorderen Kätzleberg und am Stadtgarten. Perspektivisch wollen sich die Stadtwerke auf die Oberstadt konzentrieren. Stein stellte später auch Ideen wie eine Verbindung der Nahwärmenetze in den Raum: das existierende am Kätzleberg und das geplante im Neubaugebiet Kapellenäcker.
Zur Wärmeleitplanung im Konvoi erklärte Stein, momentan sei die Datenauswertung in Arbeit. Das dürfe durch das Heizungsgesetz nicht ausgehebelt werden. Sein Appell an die Politik: „Wir brauchen Rechtssicherheit.“ Denn durch die jetzigen Formulierungen des Gesetzes drohe die Gefahr, dass ab 2024 die Stadtwerke eine E-Ladeinfrastruktur nicht mehr betreiben dürften.
Offene Fragen und lange Lieferzeiten sind Probleme
Sandra Welsch-Fischer sprach die Umsetzung von Heizungsmodernisierungen an, um die es noch einige Fragezeichen gebe, zum Beispiel, ob jeder einen Energieberater brauche, wie die geforderten 65 Prozent erneuerbare Energien zustande kämen oder ob es eine Wahlfreiheit bei der Technologie gebe. Lange Lieferzeiten seien auch ein Problem.
„Für mich gibt es nicht eine Lösung für alle“, sagte sie. Es komme unter anderem darauf an, welche Bedürfnisse die Bewohner hätten.

Viele Fragen und hitzige Diskussionen
Die Fragerunde war lange, artete wiederholt in ausgedehnte Kommentare aus oder verursachte Debatten zwischen den Fragestellern und Jung. Die Frage, woher eigentlich der Strom für die Anlagen kommen soll, wenn es jetzt schon Probleme bei der Stabilität der Stromversorgung gebe, kam doppelt auf. Eine wirkliche Antwort gab es noch nicht.
Der Mühlinger Alt-Bürgermeister Manfred Jüppner griff die Worte von Sandra Welsch-Fischer auf und plädierte für Technologieoffenheit beim Heizungsumbau. Er wies auf die vielen offenen Fragen rund um das Gesetz und die große Unsicherheit hin.
Jüppner und andere sprachen Nahwärmenetze an. Jochen Stein erklärte dazu, in reinen Neubaugebieten müssten 3 bis 4 Millionen Euro investiert werden. Daher sei wichtig zu wissen, wer einen Anschluss wolle. „Wenn viele mitmachen, wird es günstiger“, so Stein. Er sei zwar nicht für einen Zwang, doch dies könnte ein wirkungsvolles Instrument in Neubaugebieten sein.
Fragen zu alten Häusern und Holzheizungen
Jürgen Koterzyna sprach unter anderem die Renovierung von Häusern an, die 50 oder 60 Jahre alt sind. Sandra Welsch-Fischer sagte, dass es auf Zustand und Nutzungsverhalten ankomme. Eine Pausschallösung gebe es nicht. Die Frage sei, was am meisten bringe – dazu könne auch eine Dämmung gehören.
Ein Bürger aus Raithaslach erzählte vom Heizen mit Holz und Stadtbaumeister Lars Heinzl berichtete aus der datenschutzkonformen Erhebung für die Wärmeleitplanung, dass diese ergeben habe, dass 17 Prozent der Haushalte mit Holz heizen würden – dies sei ungewöhnlich.
Andreas Jung merkt an, die CDU sei ganz klar für die Möglichkeit des Heizen mit Holzes, da dies klimafreundlich sei. Pellets seien aus Abfallprodukten, die sonst verrotten und auch CO2 produzieren würden.
Förderkredite und eine Idee
Jürgen Beirer aus Ludwigshafen schilderte aus seiner Berufserfahrung die Möglichkeiten von Förderkrediten, doch ein anderer Gast hielt entgegen, wie schwierig dies für ältere Personen sei.
Ein anderer Zuhörer hatte die Idee, Förderungen nicht an Einkommensgrenzen, sondern stattdessen an die Anschaffungsbeträge zu koppeln. Die Einkommensgrenze von 44.000 Euro stieß bei mehreren Anwesenden auf Kritik.
Letztendlich nahm Andreas Jung eine ganze Reihe von Anregungen und Fragen mit. Viele Zuschauer gingen zufrieden nachhause, manche hätten gerne noch weiterdiskutiert – und Dampf abgelassen.