Breit ist die Kritik an Windenergieanlagen. Die Windräder seien beispielsweise gefährlich für den Greifvogelbestand. Wie sich Pflanzen und Tiere im Hegau entwickeln, beschäftigt deshalb die Landesanstalt für Umwelt in Baden-Württemberg (LUBW). In einer Meldung erläutert die Stadt Tengen, die Tier- und Pflanzenbestände der Stadtfläche würden von April bis November erfasst. Vor allem würden Untersuchungen auf Stichprobenflächen im Außenbereich der Stadt durchgeführt.

André Postel von der Pressestelle der LUBW erläutert über den Ort der Erfassung hier in der Region. Ein Quadrant im Hegau sei besonders interessant und der liege rund um Tengen. Er kann schon erste Daten im Rahmen des landesweiten Greifvogelmonitorings der LUBW vorweisen. „Der TK25-Quadrant 8220NW bei Tengen wird seit dem Jahr 2018 jährlich untersucht“, erklärt Postel.

Ziel des Monitorings sei die langfristige Erfassung von landesweiten Bestandsentwicklungen ausgewählter Greifvogelarten. Im Blick hat die Landesanstalt vor allem Rotmilan (Milvus milvus), Schwarzmilan (Milvus migrans) und Wespenbussard (Pernis apivorus). Beobachtet werde unter Anwendung einheitlicher und standardisierter Erfassungsmethoden.

Statistisch belastbare Aussagen zu Entwicklungen einzelner Landesteile oder Regionen seien dabei aber nicht möglich. Das Monitoring der Landesanstalt für Umwelt in Baden-Württemberg (LUBW) wurde so konzipiert, dass Aussagen für das Bundesland Baden-Württemberg getroffen werden können.

Bis zu zehn Exemplare des Greisvogels hat SÜDKURIER-Mitarbeiter Helmut Gruß über einer abgemähten Wiese ausgemacht.
Bis zu zehn Exemplare des Greisvogels hat SÜDKURIER-Mitarbeiter Helmut Gruß über einer abgemähten Wiese ausgemacht. | Bild: Helmut Groß

Unabhängig davon gebe es aber – so Polstel – doch einige Beobachtungen zum Hegau-Quadranten: Der Wespenbussard tritt im Hegau unregelmäßig auf, meist mit null bis zwei Revierpaaren pro Jahr. Die Population des Rotmilans zeige aber eine tendenziell positive Entwicklung. Ausgehend von zunächst zwei Brutpaaren konnten in den letzten Jahren zeitweise bis zu sechs Paare nachgewiesen werden. Schwankungen zwischen vier und sechs Brutpaaren sein dabei als normal einzustufen. Die Dichte beim Schwarzmilan liegt etwas unter der des Rotmilans, mit jährlichen Vorkommen zwischen ein und sechs Brutpaaren. Die Bestandszahlen pendeln sich dabei meist im Bereich von etwa vier Paaren ein.

Der Rotmilan gilt als geschützte Art.
Der Rotmilan gilt als geschützte Art.

Zur Einschätzung, wie sich die Arten in der Zukunft entwickeln, gibt Postel auf Nachfrage eine erfreuliche Einschätzung: Angesichts der klimatischen Entwicklung sei davon auszugehen, dass der Hegau als typischer, strukturreicher Landschaftsraum im Süden Baden-Württembergs grundsätzlich weiterhin einen guten Lebensraum für die genannten Arten bietet. „Allerdings können beispielsweise starke Regenereignisse während der Brutzeit den Bruterfolg negativ beeinflussen“, räumt Postel ein.

Mehrere Rotmilan bei Tengen über dem Hegau hat Tengens ehemaliger Bürgermeister Helmut Groß im Bild festgehalten.
Mehrere Rotmilan bei Tengen über dem Hegau hat Tengens ehemaliger Bürgermeister Helmut Groß im Bild festgehalten. | Bild: Helmut Groß

Die Region zeichne sich durch ihre mosaikartige Landnutzung, reich strukturierte Offenlandschaften sowie thermisch begünstigte Lagen aus – allesamt Faktoren, die den Greifvogelarten förderlich sind. Eine zweite Anfrage dieser Zeitung, ob die Windräder einen Einfluss auf die Population der Greifvögel habe, konnte von der Landesanstalt zunächst aber noch nicht beantwortet werden.

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Ziel des Greifvogelmonitoring sei dabei, langfristig die Qualität von Lebensräumen sowie Vorkommen und Bestandstrends von Tier- und Pflanzenarten zu erfassen. Die Ergebnisse werden auf Landes- und teils auch Bundesebene hochgerechnet, um Aussagen zur Entwicklung auf dieser Maßstabsebene treffen zu können. Beim landesweiten Greifvogelmonitoring werden aber besonders windkraftempflindliche Arten wie Rotmilan, Scharzmilan und Wespenbussard systematisch erfasst – hauptsächlich von Aussichtspunkten mit guter Geländeübersicht oder bei Bedarf durch Begehung von Waldstücken mit vermuteten Horsten. Die erhobenen Daten sollen dann in den bundesweiten Indikator zu Artenvielfalt und Landschaftsqualität einfließen und zum naturverträglichen Ausbau regenerativer Energien – wie beispielsweise der Windkraft – beitragen.