Großen Andrang gab es am Freitagabend im Gasthaus Frieden in Aftholderberg. Ungefähr 80 Bürger nutzten die Chance, um mit Bürgermeisterkandidatin Alexandra Kipp im Rahmen ihrer Wahlkampfveranstaltung darüber zu sprechen, wie wichtig Vereine für eine Gemeinde sind. Im Laufe des Abends entspann sich eine lebhafte Diskussion mit den Bürgern – auch über andere Themen, die den Einwohnern von Herdwangen-Schönach unter den Nägeln brennen.
Vereine als Brückenbauer
„Vereine sind besonders in kleineren Gemeinden und in der ländlichen Region wichtig für den Zusammenhalt und den Erhalt kultureller Traditionen“, sagte Alexandra Kipp eingangs. Vereine seien Brückenbauer zwischen jung und alt, zwischen dem Landwirt und dem Versicherungsvertreter sowie dem Pfarrer und dem Politiker. Das gelte auch über Gemeindegrenzen hinweg, betonte die Kandidatin. Das bilde sich in Aftholderberg ab, wo regelmäßig Bürger aus Großstadelhofen anwesend seien, das ja nicht zu Herdwangen-Schönach gehört. Auch am Freitagabend waren Besucher jenseits der Gemeindegrenzen im „Frieden“ mit dabei.
In der Gemeinde gibt es fast 40 Vereine
Fast 40 Vereine gebe es in Herdwangen-Schönach, wie sich Kipp schlaugemacht hatte. Sie selbst war und ist im Verein aktiv. Derzeit ist es der Narrenverein ihres Wohnortes Stetten, während der Schulzeit war Alexandra Kipp als Basketballerin und als Musikerin bei der Stadtkapelle in ihrem Heimatort Sulz aktiv. „Ich habe selbst erlebt, wie es im Verein ist. Wie man aufeinander aufpasst, mitfiebert, Freundschaften schließt, sich streitet und wieder versöhnt“, so die Kandidatin.
Eigene spannende Geschichten erzählen
Sicher könne jeder der Zuhörer im „Frieden“ auch eigene spannende Geschichten über seine Erlebnisse in Vereinen erzählen. Zur Freude des Publikums stellte die 39-Jährige in Aussicht, dass die Sulzer Stadtkapelle zum Aufspielen vielleicht einmal nach Herdwangen-Schönach kommen könne.

Angelehnt an ein Zitat des Rechtswissenschaftlers Rudolf von Jhering betonte Alexandra Kipp, dass Feste eines der schönsten Bande der gesellschaftlichen Verbindung eines Vereins bilden. „Ich kann mir gut vorstellen, dass Feste, wie das Eulogiusfest oder das Festival ‚Eine Liebe‘ , eine solch wichtige Funktion haben“, meinte Kipp.
Jeder Verein hat seine eigene Tradition
Sie habe während der Fasnet live erleben können, dass die Leute in Herdwangen-Schönach „richtig gut feschten können“, so die Kandidatin. Es sei schön, zu sehen, dass jeder Verein seine ganz eigenen Traditionen habe. „Sollte ich Bürgermeisterin werden, werde ich jeden Verein besuchen“, sagte Kipp. Dies könne sie versprechen – und sie habe sich zum Ziel gesetzt, nur Dinge im Wahlkampf zu versprechen, die sie später auch einhalten werde.
„Meine Aufgabe als Bürgermeisterin wäre es, alle Vereine im Rahmen der Möglichkeiten zu unterstützen – zum Beispiel beim Bau des Vereinsheims oder beim Anmelden und Organisieren von Festen“, schilderte Kipp. Dies müsse so unkompliziert wie möglich über die Bühne gehen. Dazu schilderte Werner Möhrle seine Erfahrungen im Narrenverein Dreizipfelritter. „Was ein Verein heutzutage alles an Bürokratie erledigen muss und wie viele Auflagen erfüllt werden müssen, wenn eine Veranstaltung durchgeführt wird, das ist Wahnsinn“, sagte er.
Eigenen „Kümmerer“ anstellen
In der weiteren Diskussion kristallisierte sich dann aus verschiedenen, engagierten Beiträgen die Idee heraus, dass die Gemeindeverwaltung einen Auszubildenden oder Mitarbeiter abstellen könnte, der die Vereinsvorstände entlastet und sich an deren Stelle um Anträge und sonstige Bürokratie kümmert. Maria Kiamilidis vom Nachbarschaftshilfeverein „Miteinander – Füreinander“ schilderte, dass vor längerer Zeit schon einmal im Gemeinderat die Schaffung einer so genannten „Kümmerer-Stelle“ besprochen worden sei.
Unkomplizierte Lösungen finden
Manche Gemeinden hätten dieses Konzept bereits umgesetzt. Der „Kümmerer“ sei dazu da, unterstützend bei Veranstaltungen und Angelegenheiten mitzuwirken, die für das gemeinschaftliche Leben in der Gemeinde wichtig sind. Alexandra Kipp betonte mehrfach, dass es ihr wichtig sei, den Bürgern möglichst unkomplizierte Wege und Lösungen zu ermöglichen. Den möglichen Einsatz eines „Kümmerers“ bezeichnete sie als „effiziente Idee“.
Bauplätze sind ein wichtiges Thema
Nicht nur das Thema „Vereinsarbeit“ trieb die Zuhörer um. Die Kandidatin hatte im Wahlkampf mehrfach betont, dass es ihr wichtig sei, Baugrund für einheimische Familien zu schaffen. Gaby Jeschin gab zu bedenken, dass in den vergangenen Jahren schon sehr viel schönes Land verbaut worden sei. „Mein Agrar-Herz schlägt laut genug dafür, dass ich nicht diejenige bin, die unnötig irgendwelche schönen Flächen versiegeln möchte“, antwortete Kipp. Aber es müsse unbedingt möglich sein, dass Menschen, die hier verwurzelt sind, Möglichkeiten zum Bauen bekommen.
Kleinere Bauplätze als Kompromiss
Kleinere Bauplätze hält sie für einen guten Kompromiss. „Es ist eine moderne Form des Wohnens, vielleicht auch einmal ein kleineres Haus zu haben und sich von Ballast zu trennen“, meinte Kipp. Sie könne sich vorstellen, dass jüngere Leute in der Gemeinde an einem der ganz kleinen Tiny-Häuser Interesse haben könnten.
Baukosten kaum noch bezahlbar
Heinrich Joos hob verschiedene Probleme von Bauherren hervor. „Die Baukosten sind für Normalverdiener nicht mehr bezahlbar“, meinte er. Dazu kämen noch die zahlreichen Vorschriften, die seiner Meinung nach oft zu strikt angewendet werden würden. „Diejenigen, die etwas machen wollen, sollten nicht ausgebremst werden“, betonte Joos. Und ergänzte, an Alexandra Kipp gewandt: „Ich hoffe, dass Sie da Gas geben!“ „
Ich glaube, dass die Zeit da ist, dass auch eine Agraringenieurin Bürgermeisterin werden kann“, sagte die 39-Jährige zum Abschluss selbstbewusst. Mit einem anderen Blick auf die Dinge könnten möglicherweise neue Wege gefunden werden.