Viel Lob gab es für Wolfgang Neuburger, der als Vertreter des Herdwanger-Schönacher Gewerbevereins (HSG) im Gemeinderat die Konzeption für den Betrieb des geplanten Dorfladens in Großschönach vorstellte. Bekanntlich hat die Gemeinde vor Jahren einen Container gekauft, um dort einen Tante-M-Laden zu betreiben, wobei die Betreibersuche zu keinem Ergebnis, dafür zu permanenten Ärger ob der vermuteten „Hinhaltetaktik“ der Tante-M-Franchisekette, die in Großschönach einen Tante-M-Laden betreiben wollte. Der Lieferant des Containers, der netto 155.000 Euro kostete, hatte angeboten, das Modulgebäude namens der Gemeinde online zu verkaufen.

Wunsch der Bürger nach einem Nahversorger

Der Wunsch der Bürgerschaft, die Nahversorgung in Großschönach und der gesamten Gemeinde zu verbessern, ließ die neu gewählten Gemeinderäte Johannes Knott und Patrick Füger aktiv werden. Sie fragten beim HSG an, ob dieser den Dorfladen betreiben würde. Bei einer Vorstandssitzung war man sich binnen kurzer Zeit einig: „Wir müssen etwas machen.“ Und so präsentierte Wolfgang Neuburger dem Gemeinderat das Konzept für den „Heimatmarkt“, der am 7. Januar 2025 eröffnet werden soll. Das Warenangebot soll von heimischen Erzeugern bestückt werden, wobei es vom Dorfladen Rokweiler, der Metzgerei Lallathin, Heggelbach, Biolandhof Kelly, Möhrlehof und die Dorfgemeinschaft Lautenbach eine Zusage gibt. „Weitere Produzenten sind jederzeit willkommen“, hoffen Neuburger und seine Mitstreiter auf weitere Beschicker.

Eintritt und Bezahlung mit Karte oder Handy

Der kameraüberwachte Heimatmarkt soll rund um die Uhr geöffnet sein und für Kunden öffnet sich die Eingangstür, wenn sie sich mittels EC-Karte, Kreditkarte oder Bezahlkarte auf ihrem Smartphone am Terminal registrieren. Bezahlt wird gleichfalls elektronisch per SB-Kasse. Als Unterstützung soll die Gemeinde der HSG für eine einjährige Testphase den Container mietfrei überlassen und die ersten sechs Monate Strom, Wasser und Versicherung übernehmen. Ab dem 7. Monat sollen die Marktbeschicker die Nebenkosten übernehmen. Das Anfangsmobiliar, mit Ausnahme der Kühlgeräte, wird von der HSG finanziert.

Testphase dauert ein Jahr

Wenn das Projekt „Heimatmarkt“ nach einem Jahr erfolgreich läuft, könnte man für den Weiterbetrieb eine Genossenschaft oder eine GbR gründen, so Neuburger. „Ich sehe großes Potenzial“, zeigte sich Melanie Boos begeistert und lobte wie ihre Ratskollegen das Engagement des HSG. Um Planungssicherheit zu gewinnen, soll Bürgermeisterin Kipp vom ehemaligen Partner „Tante-M“ eine schriftliche Vertragsauflösung und deren Verzicht auf etwaige Ansprüche an das Projekt einfordern, schlug Sebastian Blender vor. „Das ist rechtlich geklärt“, zerstreute Wolfgang Neuburger Bedenken von Berhold Baumann, dass der Betrieb eines Dorfladens womöglich nicht der HSG-Satzung entspricht. Peter Atzenhofer will auf jeden Fall verhindern, dass die Kommune den Heimatmarkt in Großschönach und damit eine mögliche Konkurrenz zum Dorfladen in Herdwangen subventioniert. Kämmerin Andrea Rothmund machte darauf aufmerksam, dass mit dem geplanten Betreiberwechsel von „Tante M“ auf den HSG sich womöglich Probleme ergeben könnten, und zwar bezüglich des beantragten Zuschusses für den Laden-Container und der Rückforderung der Mehrwertsteuer, die der Gemeinde beim Kauf nicht bezahlen musste, was sich auf 50.000 bis 60.000 Euro summieren könnte.

Beschlussvorschlag wird geändert

Angesichts dieser Risiken änderte Ratschefin Kipp den Beschlussvorschlag dahingehend, dass die mietfreie Überlassung für ein Jahr sowie die sechsmonatige Kostenübernahme für den „Heimatmarkt“ durch die Gemeinde nur dann gilt, wenn ein positiver Zuschussbescheid kommt, der bis Juni 2025 abgerufen werden kann und keine Mehrwertsteuernachzahlung gefordert wird. Einstimmig billigte der Gemeinderat den Beschluss. Im Dezember wollen HSG-Mitglieder den Container entsprechend umbauen, wobei Johannes Knott es auf den Punkt brachte: „Der Erfolg ist dann von den Bürgern der Gesamtgemeinde abhängig, die den Heimatmarkt als Kunden nutzen.“