Braunes Badewasser in einem Pool, der über einen Hydranten befüllt wurde, in einem Garten in Aftholderberg und ein Schlauch in Großschönach, aus dem ein Strahl braunes Wasser spritzt – es sind eindrucksvolle Bilder, die Harald Volk und Andreas Radl von den Regionalnetzen Linzgau den Gemeinderäten in Herdwangen-Schönach mitgebracht haben. Im Bereich von Groß- und Kleinschönach, Sohl, Adriatsweiler, Egg und Aftholderberg kommt das Wasser seit rund drei Monaten bei einigen Verbrauchern immer wieder einmal nicht glasklar aus dem Hahn, sondern mit der unschönen Trübung.
Beschluss bei einer Gegenstimme gefasst
Dagegen will die Gemeinde gemeinsam mit den Regionalnetzen nun vorgehen: Das Gremium stimmte bei einer Gegenstimme der Ausführung einer Impuls-Rohrreinigung zu, mit der die unschönen Ablagerungen, die das Wasser verfärben, entfernt werden sollen. Die Kosten liegen bei rund 40.000 Euro brutto.
Bürger reklamieren das braune Wasser
Es gebe immer wieder Beschwerden bezüglich des braunen Wassers, berichtete Harald Volk. Auch reklamierten Bürger, dass die Filter ihrer Entkalkungsanlagen durch die Ablagerungen verstopft worden seien, schilderte er. Die Verfärbung rühre von Inkrustationen, also Ablagerungen, in den Guss-Rohren her. Bei der Untersuchung im Zuge von Rohrbrüchen habe man Leitungen aufgeschnitten und festgestellt, dass diese „komplett inkrustiert“ waren, wie Volk schilderte.
Es handle sich um Sandablagerungen und weitere Inkrustationen. Diese Ablagerungen in den Rohren lösen sich zum Beispiel dann vermehrt, wenn die Feuerwehr den Hydranten anschließt und das Wasser schnell durch das Netz strömt. Dabei werden die Inkrustationen aufgewirbelt und mitgerissen – wie bei der Befüllung des Pools in Aftholderberg.
Verordnung schreibt farbloses Wasser vor
Harald Volk zitierte die Vorgabe der Trinkwasserverordnung, dass dieses farblos sein soll. Durch die Verfärbung sei dieser Passus nicht mehr erfüllbar, sodass die Trinkwasserverordnung derzeit nicht eingehalten werden könne. Gemeinderätin Sandra Reddemann (Freie Wähler) fragte besorgt nach, ob andere Punkte der Trinkwasserverordnung – im Besonderen die Vorgabe, dass es weder gesundheitsschädigend sein noch Krankheitserreger enthalten dürfe – eingehalten werden. „Es tut sich natürlich die Sorge auf, dass das Wasser die Gesundheit schädigen könnte“, hakte sie nach.
Wasser liegt unterhalb aller schädlichen Grenzwerte
Dies sei nicht der Fall, das Wasser enthalte keine gesundheitsgefährdenden Stoffe, stellte Volk klar. Bei den Ablagerungen in den Rohren handle es sich um Sand mit verschiedenen Inhaltsstoffen, unter denen sich auch Eisen befinde. „Durch das im Wasser aufgelöste Eisen entsteht die Braunfärbung“, sagte er. Andreas Radl ergänzte, dass das Wasser theoretisch trinkbar sei und unterhalb aller schädlichen Grenzwerte liege. Es sei aber natürlich optisch nicht appetitlich und rege nicht zum Genuss an.
„Die Gussleitungen haben einfach schon ein gewisses Alter und deshalb haben sich Inkrustierungen angesetzt“, erläuterte Harald Volk. Er stellte klar, dass zusätzliche Wasserspülungen allein das Problem nicht lösen können. Vielmehr benötige es ein besonderes Impulsspülverfahren. Dabei wird mechanisch gearbeitet, nur mit Druckluft und Wasser. Das Verfahren ist allerdings nicht billig: Die Kosten liegen bei rund 40.000 Euro.
Vorschlag ist, Rohre lieber zu ersetzen
Gemeinderat Sebastian Blender (Freie Wähler) zeigte sich nicht überzeugt davon, dass dieses Impulsspülverfahren sinnvoll ist und stimmte am Ende gegen den Vorschlag der Regionalnetze Linzgau. Er schilderte den Prozess, wie Eisen in Verbindung mit Sauerstoff und Luft zu rosten anfängt. „Wenn wir das wegspülen, dann vermute ich, wird es so sein, dass Lochfraß entsteht und es vermehrt Rohrbrüche geben wird“, so seine Befürchtung. Er plädierte dafür, das Geld für die Spülung zu sparen und sich lieber Gedanken darüber zu machen, ob man komplette Straßenzüge mit neuen Leitungen versehen sollte.
Spülung arbeitet mit Luft und Wasser
Andreas Radl wies die Befürchtung von Blender zurück. Durch die Impulsspülung werde kein höherer Wasserdruck aufgebaut, sondern es werde mit einer Mischung aus Luft und Wasser gearbeitet, sodass er keine Gefahr dafür sieht, dass durch die Spülung Rohrbrüche ausgelöst werden. Harald Volk schilderte auf Nachfrage, dass andere Gemeinden bereits positive Erfahrungen mit der Impulsspülung gemacht hätten.